Idorsia steckt in finanziellen Problemen, die Aktie ist seit Jahren im Sinkflug, und Spexis wird im März von der Börse dekotiert: Manche Biotechnologieunternehmen machen Anlegern keine Freude. Die Hoffnungen der hiesigen Anlegerinnen und Anleger ruhen weiterhin auf Kuros. Die Firma aus Schlieren scheint, obschon die Aktie im November einen Rücksetzer erlitten hat, im Kommen.

Der Blick über die Landesgrenzen hinaus ist dennoch aussichtsreich, wie das Beispiel des niederländischen Biopharmaunternehmens Argenx zeigt. Dessen Aktien haben in den vergangenen fünf Jahren mehr als 380 Prozent auf 634 Euro zugelegt. Auch der Start ins Börsenjahr 2025 ist mit einem Plus von 3,8 Prozent gelungen. Das Management des auf Autoimmunerkrankungen fokussierten Unternehmens strebt nun nach weiterem Wachstum.

2025 soll Vyvgart, ein Mittel gegen die Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis, weitere Zulassungen erhalten und so die Chancen des Unternehmens weltweit vergrössern. Nachdem die Arznei in den USA, in Europa, Japan und China schon erlaubt ist, sollen im ersten Halbjahr 2025 in Israel, Südkorea und Kuwait folgen. Ausserdem will Argenx die Anwendung von Vyvgart verbessern, zum Beispiel mit Autoinjektoren, die 2027 verfügbar sein sollen, und Fertigspritzen. Weiter soll die Pipeline durch mehrere laufende oder geplante Studien wachsen.

Experten sind überzeugt, dass Argenx ins Portfolio gehört. Der französische Vermögensverwalter Carmignac beispielsweise hält die Aktie seit 2017. Das Biopharmaunternehmen behaupte seine führende Stellung im Myasthenia-Markt, und es befinde sich «mit einer langfristigen Wachstumsstrategie an der Spitze der Innovation».

Obschon im Januar unter den von Bloomberg erfassten Analystenempfehlungen zwei «Sell»-Ratings hinzukamen, stufen 14 von 17 Experten die Argenx-Aktie mit «Buy» ein. Der Konsens sieht ein Kursziel von 643 Franken, wobei die Spanne der Preisziele von 155 Franken bis 840 Franken reicht. Gemessen daran sind für Investierende sowohl ein 75-prozentiger Kursverlust als auch ein Gewinn von 32 Prozent möglich.

Biontech kommt offenbar wieder in Schwung

Im zweiten Coronajahr - 2021- sind die Aktien von Biontech auf den Rekordstand von 390 Dollar gestiegen; 2019 waren sie noch weniger als 15 Dollar wert gewesen. Zurzeit bezahlt man für den Titel des Biotechnologieunternehmens aus Mainz 124,30 Dollar. Der Kurs ist insgesamt ebenso gefallen, wie die Coronakrise sich inzwischen verflüchtigt hat. Doch es gibt Gründe, die weiterhin für die Biontech-Valoren sprechen.

Zunächst: Der Erfolg des Covid-Impfstoffs schenkt noch immer ein. Er verbessere die Finanzen des Unternehmens erheblich, schreibt Carmignac. Konkret: Biontech habe rund 17 Milliarden Euro Barmittel in der Bilanz, die hauptsächlich aus den Verkäufen des Wirkstoffs Comirnaty in der Hochphase der Coronapandemie stammen. Zudem laufen die Umsätze mit dem Covid-Impfstoff weiter, was zum Cash Flow von Biontech beiträgt. Das sind Mittel, die für Forschung und Entwicklung eingesetzt werden können.

Unterdessen richtet die US-Grossbank Goldman Sachs den Fokus vermehrt auf die Produktentwicklung für die Onkologie. Hier hier dürfte das Jahr 2025 aufgrund wichtiger Studienergebnisse reich an Kurstreibern werden, heisst es. Beispielsweise läuft die Entwicklung von Wirkstoffen gegen Lungen- und gegen Brustkrebs. Bisherige Daten sind so aussichtsreich, dass Analysten ein Umsatzpotenzial von mehreren Milliarden Dollar vermuten.

Goldman Sachs hat Biontech mittlerweile mit einem «Buy»-Rating versehen und Kursziel bei 137 Dollar angesetzt - bis im November lautet die Einstufung «Neutral» mit einem Preisziel von 90 Dollar. Derweil sieht der Expertenkonsens den Wert der Aktie in zwölf Monaten bei 141 Dollar. Das ist deutlich weniger als der Rekordstand aus der Coronazeit. Doch das 13-prozentige Gewinnpotenzial unterstreicht die allgemein positiven Einschätzungen - drei Viertel der Analysten haben Biontech auf die Einkaufsliste gesetzt.

Unscheinbarer Aufsteiger aus Dänemark mit hohem Kurspotenzial

Wer die dänische Pharmaindustrie denkt, kommt vermutlich zuerst auf Novo Nordisk. Doch mit Zealand Pharma beheimatet das Land auch ein kleineres, aber aussichtsreiches Unternehmen. Die Aktie notierte im Frühjahr 2022 unter 80 Kronen, mittlerweile ist sie 738 Kronen wert.

Der Aufstieg hängt eng mit dem Markt für Arzneien gegen Adipositas und Diabetes zusammen. Zealand sei ein Mitbewerber in der nächsten Welle der Innovationen gegen Übergewicht, schreibt die Privatbank Berenberg in einer Notiz vom Dezember. Die zuständige Analystin stuft das Biotechnologieunternehmen aus Søborg mit «Buy» ein. Ihr Kursziel von 1080 Kronen ist das höchste aller bei Bloomberg erfassten Preisziele. Das entsprechende Gewinnpotenzial beträgt 46 Prozent. 

Wie die Berenberg-Analystin schreibt, ist Zealand längerfristig gut finanziert, die Barmittel dürften in den Jahren bis 2030 steigen. Das gibt Luft für die weitere Wirkstoffentwicklung. 

Auch wenn niemand sonst ein so hohes Preisziel für das dänische Unternehmen ausgerufen hat wie Berenberg, so sind ist das Gros der Experten doch optimistisch. Der Anteil der «Buy»-Ratings an allen Einstufungen liegt bei 78 Prozent, und der Konsens rechnet mit einem Aktienkurs von 988 Kronen in zwölf Monaten. Einige «Hold»-Ratings mässigen das üppige Gesamtbild und erinnern daran, dass die Stimmung kippen kann - zum Beispiel, wenn Studienresultate schlechter als erwartet ausfallen.

Reto Zanettin
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