Jahrelang strichen Konzerne wie ExxonMobil und BP angesichts des Ölpreis-Verfalls ihre Investitionen zusammen, setzten Mitarbeiter vor die Tür und veräusserten wertvolle Beteiligungen. Im vergangenen Monat haben sich die Ausgaben von Energieunternehmen für den Erwerb von Öl- und Gasfeldern mit 31 Milliarden Dollar im Vergleich zu November verdreifacht, wie aus Erhebungen der Beratungsfirma Energy Market Square hervorgeht. Der Umfang der Akquisitionen im Dezember entspricht demnach fast einem Viertel des Volumens im Gesamtjahr.
Auslöser für den Boom dürfte die Ende November beschlossene Förderkürzung der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) sein, mit der das Kartell die Talfahrt der Ölpreise stoppen will. Am Sonntag begrüssten Förderländer sowohl mit und ohne Opec-Mitgliedschaft die Disziplin in den eigenen Reihen, durch die die Produktion gedrosselt wird. Und der Markt erholt sich bereits: Während der Preis für ein Barrel Brent-Öl vor einem Jahr auf rund 27 Dollar von einst über 100 Dollar abgerutscht war, wird die Sorte aktuell wieder bei etwa 55 Dollar gehandelt.
Öl-Riesen zücken wieder das Portemonnaie
Die daraus resultierende Aufbruchstimmung spiegelt sich in den elf Akquisitionen der Branche wider, die seit der Opec-Einigung bekannt wurden. Unmittelbar davor hatte sich noch ein ganz anderes Bild geboten: Seitdem die Ölpreise im Jahr 2014 in den Keller gegangen waren, übertrafen sich die Konzerne mit immer neuen Sparrunden. Ziel war es, so die Bilanzen angesichts sinkender Öl- und Gasumsätze zu stärken.
Doch jetzt sind bei den Branchengrössen wieder Zu- statt Verkäufe angesagt, erklärt Tony Durrant, Chef der britischen Energiefirma Premier Oil. "Die Öl-Riesen zücken nach langer Zeit wieder das Portemonnaie."
So investierte der US-Konzern ExxonMobil in Papua-Neuguinea, und BP aus Grossbritannien legte eine Milliarde Dollar für die Beteiligung an Projekten in Westafrika auf den Tisch. Wie auch der russische Rivale Rosneft kauften die Briten zudem Anteile an einem Gasfeld in Ägypten. Total aus Frankreich und Statoil aus Norwegen schliesslich erweiterten ihre Geschäfte um Tiefsee-Ölquellen vor Brasilien. Gefragt sind also primär Afrika und Lateinamerika, aber auch in Osteuropa wird gekauft. Weniger im Fokus sind dagegen derzeit die traditionellen Ölregionen Nordsee und Nordamerika.
Und die Branchengrössen kaufen vor allem kleineren Rivalen eher bestimmte Ölfelder ab, als ins ganz grosse Fusionsfieber zu geraten. Das war noch Ende der 1990er-Jahre anders, als nach der damaligen Phase niedriger Ölpreise Exxon und Mobil verschmolzen, Chevron Texaco kaufte, BP sich Amoco sicherte und Conoco Philips schluckte. Dieses Mal hat allein BP mit dem Kauf von BG für 53 Milliarden Dollar eine Grossübernahme gewagt - und zwar schon im Februar 2016, also lange bevor die Rivalen ihren jüngsten Einkaufsbummel starteten.
(Reuters)