Im frühen Handel am Mittwoch verlieren die Aktien des Lebensmittelkonzerns Nestlé weiter an Boden. Sie sinken auf 77,70 Franken. Das Minus von fast 0,4 Prozent bedeutet ein neues Mehrjahrestief. Zuletzt notierten Nestlés Papiere im Dezember 2018 so tief wie heute.
Besonders markant ist der Kurszerfall seit Januar 2022. Damals wurde das Allzeithoch bei fast 130 Franken erreicht. Seither hat sich der Wert der Aktie um 40 Prozent reduziert. Zum Vergleich: Der Swiss Market Index ist im selben Zeitraum 9,5 Prozent gefallen, wobei sich zum Beispiel Holcim (+90 Prozent), UBS (+68 Prozent) und ABB (+45 Prozent) der Gesamtmarktentwicklung widersetzt haben.
Belastet wird der Lebensmittelkonzern durch eine Reihe von Negativmeldungen der jüngeren Vergangenheit: Im Oktober senkte das Management den Ausblick für das organische Wachstum im Jahr 2024 auf «rund 2 Prozent». Früher im Jahr war noch von «rund 4 Prozent» die Rede. Diese Revision des Ausblicks bezeichnete Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy im cash-Interview als «heftig».
Im Nachgang zu den Zahlen zu den ersten neun Monaten des laufenden Jahres folgte Kurszielsenkung um Kurszielsenkung. Morgan Stanley, Stifel, Julius Bär, Bernstein und die DZ Bank nahmen ihre Zwölf-Monate-Prognose zurück. Dennoch sind die Experten nicht vollends pessimistisch. 13 von 28 stufen Nestlé mit «Buy» ein, zudem liegen nur zwei Verkaufsempfehlungen vor. Das durchschnittliche Preisziel von 92,62 Franken bedeutet ein Aufwärtspotenzial von knapp 20 Prozent.
Weiter, so schreibt die Privatbank Rahn + Bodmer, sei die Aktie charttechnisch überverkauft, weshalb es «auf diesen tiefen Notierungen eine technische Gegenreaktion geben» könne. Immerhin seien das Geschäftsmodell und die Finanzlage von Nestlé robust. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 und die Dividendenrendite von knapp 4 Prozent erachtet Rahn + Bodmer als lukrativ.
Zeigen wird sich indes, ob es dem neuen CEO Laurent Freixe gelingt, das Vertrauen der Anleger so weit zurückzugewinnen, dass sie auch wieder investieren. Eine Gelegenheit zur Vertrauensbildung bietet sich dem Management bereits nächste Woche am Investorentreffen.