Der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé steigt nicht ins Geschäft mit Medikamenten für Haustiere ein, gemäss einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Die Kernkompetenz von Nestlé liege in der Ernährung von Mensch und Tier. Die Tiermedizin sei ein ganz anderes Geschäftsfeld mit spezialisierten Unternehmen. «Da gilt für mich: Schuster, bleib bei deinen Leisten», sagte er.

Nestlé setzt mit Futter und Zubehör für Hunde und Katzen jährlich rund 19 Milliarden Franken um - mehr als mit Fertiggerichten und Mineralwasser zusammen. Zuletzt hatte die US-Biotechfirma Okava Pharmaceuticals mit einer Schlankheitsspritze für Haustiere für Aufsehen gesorgt, die ähnlich wirken soll wie die Präparate der Pharmakonzerne Novo Nordisk und Eli Lilly für Menschen. Der Markt für ein solches Medikament dürfte gross sein.

Der Nestlé-Chef sagte der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» jedoch, er sehe für sein Unternehmen darin kein eigenes Geschäftsfeld. Auch die Gründung eigener Tierarztpraxen schloss er aus. Einer der schärfsten Konkurrenten von Nestlé auf dem Markt für Tiernahrung und -zubehör, der US-Konzern Mars, betreibt eigene Tierarztpraxen.

«Wir halten eine Minderheitsbeteiligung an einer Tierklinikkette», sagte Schneider. Daraus lerne Nestlé viel. «Aber wir betreiben die Kliniken nicht selbst, und das halte ich für sinnvoll.»

Geschäft zieht ab dem zweiten Quartal wieder an

«Ab dem zweiten Quartal und für den Rest des Jahres ist wieder mit einem stabilen, positiven Wachstumsbeitrag durch Volumen und Produktmix zu rechnen», sagte Vorstandschef Markus Schneider in einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende». Der Hersteller von Nespresso, Maggi, KitKat oder Perrier hatte zum Jahresauftakt einen Umsatzrückgang verbucht, nachdem das Geschäft bereits 2023 geschrumpft war. Für das Gesamtjahr 2024 rechnet der Konzern laut früheren Angaben mit einem organischen Umsatzwachstum von vier Prozent.

Die Branche habe unter dem Inflationsschub gelitten, sagte der Manager. Die Nahrungsmittelproduktion sei energieintensiv - vom Düngemittel über Anbau und Verarbeitung hin zu Transport und Kühlung. Nestle habe daher die Preise angehoben, was auf den Absatz drückte. Das Unternehmen habe in Folge sechs Quartale mit stabiler bis negativer Entwicklung gesehen. «Das ist für Nestle ungewöhnlich und neu. Wir sehen aber jetzt eine Stabilisierung der Situation».

Vor allem die Wachstumsfelder der letzten Jahre, Kaffee und Tiernahrung, würden weiter zulegen. «Unsere Kaffeeprodukte sind in Ländern wie Indien und China auf dem Vormarsch, zum Teil gewinnt dort Kaffee auf Kosten von Tee», sagte Schneider. Bei Tiernahrung würden sich Wachstumschancen eröffnen, weil in Schwellenländern immer mehr Leute Haustiere halten. Ein neueres Wachstumsfeld sieht der Nestle-Chef im Bereich «Healthy Aging», also den Wunsch nach hoher Lebensqualität und Mobilität bis ins fortgeschrittene Alter. 

(AWP/Reuters)