Gegen 16.15 Uhr werden Nestlé um 2,8 Prozent im Minus bei 83,00 Franken gehandelt, nachdem sie zuvor ein Mehrjahrestief von 82,79 erreicht hatten. Zum Handelsschluss lag die Aktie noch tiefer bei 82,04 Franken.
Der Leitindex SMI schloss - nicht zuletzt auch wegen der Abgaben des Börsenschwergewichts - mit einem Minus von 1,03 Prozent klar tiefer.
Die Analysten der UBS reduzierten am Freitag in einer Studie ihre Gewinnschätzungen und das Kursziel für die Titel weiter. Er gehe davon aus, dass der Nahrungsmittelkonzern seine Prognosen für 2024 nach unten anpassen werden, begründete der zuständige Analyst. Bei einer Handelsempfehlung «Neutral» bleibt die UBS mit einem Kursziel von 91 Franken aber über den zuletzt erreichten Ständen der Nestlé-Aktie.
Hausgemachte Probleme
In der letzten Zeit hätten nun diverse Analysten ihre Ratings und Kursziele klar zurückgenommen, sagte ein Händler am Freitag. So hatte bereits zum Wochenbeginn die Analysten von Morgan Stanley ihr Rating auf «Underweight» gesenkt. Dazu komme, dass gewisse «Safe-Haven»-Käufe des defensiven Titels vom Wochenende nun wegbrechen würden, meinte ein weiterer Marktteilnehmer.
Im Markt setze sich aber auch die Einsicht durch, dass viele Probleme des Westschweizer Konzerns wohl hausgemacht seien, so der Händler. Konkurrenten wie Danone könnten eine deutlich bessere Performance ausweisen. Nestlé hatte Ende August überraschend seinen CEO ausgewechselt.
(AWP)
4 Kommentare
Gibt es eigentlich noch einen Grund zur Zeit in Schweizer Aktien zu investieren? Entweder sind sie zu teuer, oder im einem langfristigen Abwärtstrend.
Ich denke, man sollte zwischen den Unternehmen und deren Bewertung unterscheiden. Wir haben eine ganze Reihe von Unternehmen in der Schweiz, die wegen ihres defensiven Charakters in den letzten zwei Jahren relativ weniger attraktiv waren als die Wachstumtitel an der Nasdaq. Und entsprechend liefen die Mag7 sehr gut und die Nachfrage nach den defensiven Titeln war tief. Das führte in der Tendenz zu einer Unterbewertung der defensiven Titeln trotzt guter Geschäftsergebnissen. Das gilt übrigens nicht nur für SMI und SPI sondern auch für SP500 u.a..
Viele Anleger wurden durch die enormen Kursgewinne während der Pandemie und des KI Hypes zudem in die Irre geführt: Hunderte Prozente Wachstum ist nicht der Benchmark, das sind Extremwerte, auch wenn man historisch schaut. Die Börse macht im Schnitt 7% pro Jahr über lange Zeiträume. Und da steht der SPI als defensiver Index mit einem tieferen Rendite-Risiko-Verhältnis als zB der NDX nicht schlecht da. Gerade was den KI Hype betrifft, wird die Rechnung übrigens erst noch gemacht - schauen wir in ein, zwei Jahren, ob die, die NVDA über 100.- gekauft haben, noch in the money sind. Da kann die Welt schon sehr anders aussehen - den Letzten beissen die Hunde.
Übrigens, das Mass für "teuer" ist gemeinhin die P/E Ratio und da stehen viele solide Schweizer Unternehmen sehr viel besser da, als sogenannte Wachstumsaktien an den US Börsen. Ganz im Gegenteil gibt es in der Schweiz Unternehmen, die günstig bewertet sind. Swisscom zB ist heute (2023: 15.32) günstiger zu haben als 2017 (17.11). Bei vielen anderen Schweizer Aktien sieht es ähnlich aus. Allerdings ist das KGV für sich alleine mit Vorsicht zu geniessen. Bei Roche z.B. zeigen die Prognosen für die kommenden Jahre ein weiter sinkendes KGV an - günstig ist eben manchmal nicht günstig.
Ideale Aktie um jetzt agressiv Positionen aufzubauen. Mit knapp 4% Dividende ist Nestle nun wieder attraktiv. Ich habe heute abend schon einmal zugeschlagen.
Die 82.- verführen, v.a. wenn sieht, dass Nestlé letztmals 2019 bei um die 80.- stand.
Aber: Die Situation ist eine andere, der Markt und das Marktumfeld haben sich entwickelt und v.a. das Marktpotential für Nestlé ist sehr viel kleiner geworden als 2019. Das gibt einen negativen Outlook was das Ertragswachstum resp. bereits das Halten des bestehenden Ertrags betrifft. Damit ist nicht nur hinter die Bewertung ein Fragezeichen zu setzen, sondern auch hinter die Dividende. Das Risiko eines Kursverlustes hat bei Nestlé trotz der bereits erfolgten Korrektur deutlich zugenommen.
Die zentrale Frage, die ich mir stellen würde: Bei den rund 3.- Dividende für die kommenden 12 Monate, wo wird die Aktie in 12 Monaten notieren? Bereits unter 79.- beginnt die Verlustzone....