Die Aktien von Nestlé notieren am Dienstagmorgen nach Börsenstart knapp 0,7 Prozent im Minus. Damit verlieren sie bereits nach kurzer Zeit die Gewinne der Eröffnungskurse (+1,4 Prozent). Die Reaktion auf die vorbörslich publizierten Berichte zum Kapitalmarkttag fallen damit nüchtern aus.
In einem vor dem Start des Investorentags publizierten Communiqué kündigte Nestlé ein Sparprogramm in der Höhe von mindestens 2,5 Milliarden Franken bis 2027, die Ausgliederung der Wasser-Sparte und tiefere Mittelfristziele mit im historischen Durchschnitt liegenden Langfristziele.
«Der neue CEO Laurent Freixe setzt mit einem klaren Plan und klaren Finanzzielen ein deutliches Zeichen», lautet die Einschätzung der Analysten der Bank Vontobel. Zwar enthält die strategische Roadmap gemäss den Experten keine Überraschungen, jedoch deuten sie die Ausgliederung von Nestlé-Waters als sehr positiv ein. Unter der alten Führung wäre ein solcher Schritt nicht möglich gewesen.
«Realistische mittelfristige Ambitionen, nichts dramatisches», titelte derweil der US-Broker Jefferies seinen ersten Kommentar. Gleichzeitig würden mit Nestlés Realismus die grösseren Hoffnungen der Konkurrenz in Frage gestellt.
Auch Barclays spricht von vernünftigen Zielen, die keine gröberen Verschiebungen bei den Konsenserwartungen auslösen dürften. Mit Blick auf das mittelfristige organische Wachstum von «4 Prozent plus» in einem «normalen operativen Umfeld» stelle sich allerdings die Frage, wie normal das Umfeld angesichts der Inflation bei den Kakao- und Kaffeepreisen sein könne.
Ebenfalls als «unspektakulär» ordnen auch die Analysten der Zürcher Kantonalbank ordnen die Mittelfristziele. Sie sind jedoch deutlich realistischer und entsprechen den Konsensschätzungen - das sei positiv. Entsprechend sehen die ZKB-Experten eine (kurzfristige) Bandbreite für die Nestlé-Valoren von 80 bis 90 Franken.
Damit werden die Nestlé-Titel deutlich unter dem historischen Durchschnitt bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt mit etwa 18x deutlich unter dem Durchschnitt von knapp 22x. Ein Discounted-Cashflow-Modell-Bewertung der ZKB setzt den fairen Wert der Aktien bei 110 Franken fest. Für die Nestlé-Aktien sprechen die tiefe Bewertung, die äusserst sichere Dividende und die starke Marktstellung.
Aufgrund den vorliegenden Informationen erwartet Vontobel, dass das Geschäftsjahr 2025 ein Übergangsjahr sein wird. Zahlreiche Initiativen dürften in die Wege geleitet werden, um das Wachstum wieder anzukurbeln und der CEO-Wechsel hat zu einer gewissen Aufbruchstimmung unter den Managern geführt, merken die ZKB-Analysten an.
Mit der Ankündigung, die Investitionsausgaben kurzfristig bis auf 9 Prozent des Umsatzes zu erhöhen, dürfte dies unterstrichen worden sein. Der am heutigen Dienstag stattfindende Investorentag dürfte im Tagesverlauf noch weitere Informationen und Einzelheiten zur Roadmap, den Wachstumszielen und dem Sparprogramm enthalten. Starke Kursausschläge der Nestlé-Titel dürften deshalb nicht überraschen.
(cash/awp)