Mit einer atemberaubenden Rally mit 43 Prozent Kursgewinn in diesem Jahr ist der Nasdaq 100 einer der weltweist bestperformenden Indizes im Jahr 2020. Nachdem der US-Technologieindex, der die 100 grössten Technologieunternehmen zusammenfasst (exklusive Finanz-Titel), seit September einen kleinen Durchhänger erlebt hatte, knackte er letzte Woche die Marke von 12'500 Punkten und erzielte damit ein neues Allzeithoch.
Kursentwicklung des Nasdaq-100 in den letzten fünf Jahren (Quelle: cash.ch).
Die steigenden Kurse im Nasdaq führten gleichzeitig zu einem Rekordzufluss von Anlagevermögen in entsprechende Nasdaq-ETF. Während der Corona-Pandemie sind dem weltweit grössten Nasdaq-ETF ("Invesco QQQ Trust Series 1 ETF") so viele neue Gelder zugeflossen wie seit der Dotcom-Blase nicht mehr, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Seit Beginn der Pandemie verzeichnet der Invesco-ETF Nettozuflüsse in Höhe von 17,2 Milliarden Dollar. Damit liegt die Summe nicht mehr weit entfernt vom bisherigem Rekordstand aus dem Jahr 2000. Damals, inmitten der Dotcom-Blase, flossen dem ETF Gelder in Höhe von insgesamt 19,7 Milliarden Dollar zu.
Ein Grund dürfte im allgemein steigenden US-Aktienmarkt zu finden sein. Auch der S&P 500 verzeichnet derzeit höhere Zuwächse als etwa europäische Indizes. Experten beobachten immer wieder, dass die allgemeine Bereitschaft, viel Geld in den Markt zu investieren, in den USA höher ist als etwa in der Schweiz.
Jährlicher Zufluss in den grössten Nasdaq-ETF zwische 1999 und 2020 (in Mrd. USD), Quelle: Bloomberg
Doch auch die für Anleger attraktive Zusammensetzung des Nasdaq 100 ist verantwortlich für die Rekordzuflüsse in entsprechende Nasdaq-100-ETF. Im Index befinden sich schliesslich viele der grossen Profiteure der Corona-Pandemie. Hier liegt auch ein Unterschied zur Dotcom-Blase Anfang der 2000er-Jahre. Damals kauften Anleger praktisch alles, was irgendwie mit dem Internet zu tun hatte – egal zu welchem Preis. Merkmale wie ein ".com" im Namen schien bei vielen Investoren eine grössere Rolle zu spielen als die Zukunftsträchtigkeit des Geschäftsmodells.
KGV heute deutlich tiefer als damals
Anders als damals stecken heute viele Unternehmen mit realen Umsätzen und Gewinnen hinter den steigenden Kursen im Nasdaq. Die grossen FAANG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Alphabet) konnten tatsächlich massiv von Trends profitieren, die es zwar vor Corona bereits gab, aber durch die Pandemie noch entscheidend beschleunigt wurden.
Auch ein Blick auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zeigt, dass der Nasdaq noch ein Stück entfernt ist von damaligen Verhältnissen. Das durchschnittliche vorwärtsgerichtete KGV liegt heute bei etwa 35. Das ist zwar nicht wenig – noch Anfang Jahr notierte es laut S&P Capital bei 25. Doch im Jahr 2000, auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase, lag das durchschnittliche KGV im Nasdaq 100 bei 65.
Nichtsdestotrotz gibt es auch heute freilich Gefahren von Überhitzung bei einzelnen Aktien. Ob beim Videokonferenz-Anbieter Zoom, der massiv vom beschleunigten Home-Office-Trend profitiert, ein Kursanstieg von 500 Prozent seit Anfang Jahr (KGV von 300) gerechtfertigt ist, wird die Zukunft zeigen. Seit der Impfstoff-Nachricht Anfang November hat die Zoom-Aktie bereits knapp 20 Prozent korrigiert. Und auch die grossen FAANG-Aktien, die für grosse Teile der Kursgewinne im Nasdaq verantwortlich sind, sind einigen Experten mittlerweile zu teuer.