Rund um die US-Präsidentschaftswahlen herum kostete eine Feinunze Gold in der Spitze knapp 2800 Dollar. Das ist soviel wie noch nie. Seit jedoch klar ist, dass der republikanische Kandidat Donald Trump für eine zweite Amtszeit ins Weisse Haus einzieht, steht das Edelmetall unter Druck. Mit 2563 Dollar hat die Gold-Unze seit ihrem Rekordhoch mehr als 8 Prozent ihres Werts eingebüsst.
Auch im Wissen, dass das Edelmetall seit Jahresbeginn selbst jetzt noch mit gut 24 Prozent im Plus steht, überrascht dieser Preiszerfall. Denn als sich in den Umfragen ein Sieg Trumps abzuzeichnen begann, zogen die Gold-Notierungen kurz vor den Wahlen an. Nun scheint die Entwicklung in die andere Richtung zu gehen.
Doch: Wie der Rohstoffstratege der Bank Julius Bär schreibt, geht das eine Hand-in-Hand mit dem anderen. Er erklärt sich die jüngste Schwäche mit dem guten Lauf des Edelmetalls im unmittelbaren Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen. Seines Erachtens war die Euphorie zu diesem Zeitpunkt schlichtweg übertrieben. Er stützt sich dabei auf Statistiken für die Terminmärkte ab.
Frieden in der Ukraine und ein Ende der Russland-Sanktionen?
Will man dem Experten Glauben schenken, dann sind die Folgen der künftigen Politik Washingtons für den Goldpreis nämlich noch nicht absehbar. Seine Botschaft: Von sehr positiven bis hin zu sehr negativen Auswirkungen sei aus heutiger Sicht alles möglich.
Negative Folgen für den Goldpreis erwartet der Rohstoffstratege, sollte die Wachstumspolitik Trumps kurz- bis mittelfristig zu einem stärkeren US-Dollar und steigenden Anleiherenditen führen. Denn beides würde die Rolle des Edelmetalls als sicherer Hafen für Anleger schmälern.
Letzteres wäre erst recht der Fall, sollte Trump den Krieg in der Ukraine beenden, die Dollar-Guthaben Russlands freigeben und so die Befürchtungen zerstreuen, dass der US-Dollar als Sanktionsinstrument eingesetzt werden könnte. Für eher unwahrscheinlich hält der Experte, dass der Republikaner auch ein Handelsabkommen mit China aushandelt und das Risiko von Handelsstreitigkeiten damit vom Tisch wäre.
Nebel der Ungewissheit dürfte sich so schnell nicht legen
Der Rohstoffstratege selber bleibt bei seiner optimistischen Einschätzung und stuft das Gold wie bis anhin mit «Constructive» ein. Dies, obwohl er für die Feinunze bis in drei Monaten mit Preisen von 2600 Dollar und bis in 12 Monaten mit Preisen von 2700 Dollar rechnet. Beides liegt nur unwesentlich über den momentanen Notierungen.
Andere Beobachter rechnen nicht damit, dass sich der Nebel rund um die künftige US-Politik und deren Folgen so schnell legen wird. Vielmehr könnte das Geschehen an den Edelmetallmärkten noch länger von Ungewissheit und Unsicherheit geprägt sein.