Beim Betreten der Falcon Privatbank in der Pelikanstrasse im Zentrum von Zürich fällt sofort das riesige Foto einer Frau in der Startposition eines Sprinters und von Kopf bis Fuss in Gold lackiert auf.

Mit dem Bild - eine Reminiszenz an den Bond-Film Goldfinger vor einem halben Jahrhundert - präsentiert sich die von Abu Dhabi unterstützte Bank als agiler Berater, den man braucht, um mit einem fliegenden Start zu Reichtum zu kommen.

Das Werbeplakat ist auch Teil des Plans, eine Marke zu erneuern, die angekratzt ist durch die Beteiligung der Bank an dem Milliarden-Dollar-Veruntreuungsskandal um die staatliche malaysische Gesellschaft 1MDB. Zudem soll das Bild dazu beizutragen, ein Produkt zu vermarkten, von dem die meisten Schweizer Banken noch die Finger lassen: Krypto-Finanz.

"In Bereichen, die neu sind, können sich die grossen Banken nicht so schnell bewegen wie die kleineren Banken", sagt Stefan Bollhalder, Chief Investment Officer von Falcon, in einem Interview mit Bloomberg in Zürich. Grössere Rivalen denken vielleicht auch, "es ist das Risiko nicht wert, also überlassen sie es den Kleineren."

Falcon Bank und Liechtensteins Bank Frick zählen zu einer sehr begrenzten Anzahl unter den gut 150 Privatbanken in der Schweiz und dem benachbarten Fürstentum, die ihren Kunden eine direkte Möglichkeit bieten, in die volatile Anlageklasse zu investieren. Während Credit Suisse Group und UBS Group vor Krypto zurückscheuten, haben sich Falcon und Frick der aufgestauten Nachfrage nach Bankdienstleistungen aus dem Crypto Valley, wie die Schweizer Stadt Zug sich nennt, angenommen.

"Crypto Valley ist fast unbanked", sagt Michael Helbling, Leiter von Falcon’s Crypto Desk, im Round-Table-Interview. "Wir haben enormes Interesse gesehen."

Unruhige Zeiten

Falcon ist dabei, unruhige Zeiten hinter sich zu lassen. Die Niederlassung in Singapur war von den Regulierungsbehörden geschlossen worden, weil sie 1,27 Milliarden Dollar an verdächtigen Einlagen im Zusammenhang mit Malaysias 1MDB Skandal nicht angemessen gemeldet hatte. Ein Filialleiter in Singapur ist inhaftiert worden und eine Schweizer Untersuchung geht weiter. Aus diesem Grund betont Falcon, man habe seine Hausaufgaben gemacht, bevor der Einstieg in den Kryptomarkt erfolgte. Bislang bietet Falcon Anlagestrategie und Brokerage-Dienstleistungen an.

"Die Bank hat ihre Lektionen gelernt", sagt Gianmarco Timpanaro, Falcons Marketingchef, "und es war eine wirklich klare Voraussetzung, alle Compliance- und rechtlichen Abnahmen zu haben, bevor wir in diese Art von Geschäft eintreten würden."

Das bedeutete, den Geschäftsplan mit der Schweizer Bankenaufsicht Finma zu teilen. Falcon beschäftigt auch eine Firma von Geldwäsche-Software-Experten, um neue Kunden zu prüfen, indem ihre Blockchain auf Warnsignale untersucht wird. Falcon sagt, dass sie einige potentielle Krypto-Investoren abgelehnt hat und dies auch weiterhin tun wird.

Blockchain-Startups

Eine 90-minütige Fahrt von Falcon in der Zürcher Innenstadt entfernt arbeiten Behörden in Liechtenstein an einem Gesetz zur Förderung von Blockchain-Startups. Das 160 Quadratkilometer grosse Fürstentum hat seinen ersten Kryptofonds noch vor der Schweiz bewilligt - und Liechtensteins Regent scheine das Kryptogeschäft und andere unternehmerische Geschäftsmodelle zu unterstützen, sagt der CEO von Bank Frick, Edi Woegerer, in einem Interview mit Bloomberg am Hauptsitz der Bank in Balzers.

Versteckt in einem Tal zwischen der Schweiz und Österreich versucht auch diese Bank, eine bewegte Vergangenheit hinter sich zu lassen: Vor vier Jahren wurde der ehemalige CEO der Bank, Jürgen Frick, von einem wütenden Investor erschossen, der versucht hatte ihn zu erpressen, wie die Bank angibt. Der Verdächtige floh vom Tatort. Seine Leiche wurde Monate später mit einer Schusswunde entdeckt.

Woegerer übernahm nach dem Schock durch Fricks Tod. Entschlossen, das Blatt zu wenden, ist er glücklicher, wenn er über die Zukunft der Bank spricht - und die Vorteile, die sich daraus ergeben, digitale Währungsservices zu vermarkten. "Wir bekommen ein Exposure, das wir nicht kaufen konnten", sagt Woegerer.

Die Bank hat sich seit mehr als vier Jahren mit Kryptowährungen beschäftigt. Sie hatte aber mit der Technologie zu kämpfen, bis sie einen 19-jährigen Experten aus Kalifornien für sechs Monate einfliegen liess, um zu helfen. Heute konzentriert sich Frick auf Vermittler wie Broker oder Krypto-Börsen. Vermögende Kunden können ein Konto eröffnen, seien aber nicht der Fokus der Bank, sagt Woegerer.

Kundenüberprüfung

Bank Frick ist nach eigenen Angaben zudem vorsichtig gegenüber den Risiken der Anonymität von Kryptowährungen und steht in regelmässigem Kontakt mit der liechtensteinischen Regulierungsbehörde FMA, die das Krypto-Geschäft unterstütze. Die Beantwortung ihrer und anderer Anfragen sei eine grössere Herausforderung, als den Ruf der Bank intakt zu halten, sagt er.

Während die Blockchain, ein digitales Protokoll, das jeder Transaktion von Kryptowährungen zugrunde liegt, einen Prüfpfad für jede Coin garantiert, haben Bitcoin-Besitzer die Möglichkeit, hinter den Kulissen zu bleiben, was Cyberkriminelle ins Crypto Valley gelockt hat. Die Finma hatte im letzten Jahr die Öffentlichkeit vor digitalem Coin-Betrug gewarnt, einen Betreiber ausgeschaltet und Ermittlungen gegen andere eingeleitet. Falcons Bollhalder sagt, er begrüsse das Vorgehen gegen Schurken und die Beseitigung von Grauzonen.

"Wenn wir eine Krypto-Nation sein wollen, brauchen wir klare Richtlinien", sagt er.

Daniel Thelesklaf, Direktor der liechtensteinischen Financial Intelligence Unit, die Geldwäsche bekämpft, sagt, dass Banken, die bereits eine Ohrfeige bekommen haben, besonders daran interessiert sind, nicht denselben Fehler zweimal zu machen.

"Banken, die wegen Nichteinhaltung sanktioniert wurden, haben oft ein höheres Compliance-Niveau als andere, nachdem sie Massnahmen ergriffen haben, um das Problem zu beheben", sagt er.

(Bloomberg)