Die Aktien des Industriekonzerns Georg Fischer legen am Donnerstagvormittag 2,3 Prozent auf 63,70 Franken zu. Damit bewegen sie sich zwar auf dem Niveau, auf das sie Ende Oktober am Tag der Bekanntgabe einer strategischen Fokussierung gestiegen waren. Doch das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht - sofern die Prognose der Privatbank Berenberg eintrifft.

Der zuständige Analyst, Patrick Laager, bestätigt seine Kaufempfehlung und zieht sein Preisziel für Georg Fischer auf 80 von 74 Franken hoch. Damit sieht er die Aktien des Schaffhauser Traditionsunternehmens ein neues Allzeithoch erklimmen. Das bisherige liegt bei 77,45 Franken und stammt aus dem Spätsommer 2021.

Die Konzentration auf das Kerngeschäft werde Georg Fischer auf einen resilienteren Wachstumspfad führen sowie die Rentabilität des Unternehmens verbessern, schreibt der Experte in seiner am Donnerstagmorgen veröffentlichten Studie. Das Umsatzziel von fünf Milliarden Franken im Jahr 2030 hält er grundsätzlich für erreichbar. Laager geht von 4,5 Milliarden Franken aus, rechnet aber mit Akquisitionen im Umfang von je 50 bis 200 Millionen Franken. Der Berenberg-Analyst erwartet ein durchschnittliches Umsatzwachstum von fünf Prozent pro Jahr sowie eine operativen Marge auf Stufe EBITDA von 15 Prozent über den Geschäftszyklus hinweg.

Neben Berenberg verschlagt auch das Analyseunternehmen Research Partners das Kursziel mit 80 Franken. Der zuständige Analyst Patrick Appenzeller hat es - sowie das «Buy»-Rating - bestätigt, nachdem Georg Fischer die strategische Neuausrichtung bekannt gegeben hatte. Zuvor war er noch ein Stück optimistischer, bis im Juli traute er der Aktie 82 Franken zu. Die Kurszielsenkung folgte auf die Halbjahreszahlen, die Appenzellers Erwartungen zwar insgesamt gerecht geworden sind. Aufgrund einer tieferen Umsatzerwartung reduzierte der Experte die Prognose zum Gewinn je Aktie jedoch.

Experten anderer Institute als Berenberg und Research Partners setzen das Kursziel tiefer an, zwischen 60 und 76 Franken. Die Kaufempfehlungen überwiegen klar, «Sell»-Ratings gibt es nicht.

Strategische Fokussierung löste starken Kursanstieg aus

Georg Fischer hat in der jüngeren Vergangenheit mehrere strategische Entscheidungen getroffen. Zunächst wurde im Jahr 2023 der finnische Rohrleitungsspezialist Uponor übernommen. Ende Oktober dieses Jahres hat das Management einen weiteren Transformationsschritt beschlossen. Das Maschinenbaugeschäft wird verkauft, für die Leichtmetall-Division Casting Solutions werden Optionen geprüft. Somit will sich das Unternehmen künftig auf das Geschäft mit Flüssigkeiten - «Water and Flow Solutions» - fokussieren und entsprechende Lösungen in den Bereichen Industrie, Infrastruktur und Gebäude anbieten.

Die jüngst beschlossene Neuausrichtung löste an der Börse kurzfristig Euphorie aus. Am Tag, als das Management kommunizierte, zog die Aktie in der Spitze 16 Prozent auf über 64 Franken an. In der Phase danach bewegte sie sich zwischen 59 und 65 Franken.

Reto Zanettin
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