Ob Elon Musks plötzliche Einsicht, dass es sich beim Bitcoin um eine relativ energieintensive Kryptowährung handelt, glaubwürdig ist, sei dahingestellt. Fakt ist: Der Tesla-Chef hat es wieder einmal geschafft, ein Thema in den absoluten Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Die Geschichte des energiefressenden Bitcoin ist alles andere als neu, trotzdem wurde das Thema nie so intensiv diskutiert wie in diesen Tagen. Das rückt auch grüne Coin-Alternativen zum Bitcoin in den Fokus.
Experten sind sich zwar einig: Bitcoin ist noch immer der König unter den Kryptowährungen - und wird es auf absehbare Zeit wohl auch bleiben. Dass andere Cyberdevisen aufholen, ist allerdings nicht zu übersehen. Der Marktanteil von Bitcoin ist im April unter die Marke von 50 Prozent gerutscht. Insbesondere Ether hat ordentlich aufgeholt und begegnet mit einem Marktkapitalisierung von aktuell rund 400 Milliarden Dollar Bitcoin (ca. 850 Milliarden Dollar) fast schon auf Augenhöhe. Grund für die Beliebtheit von Ether ist vor allem der von Anlegern erkannte Nutzen des Ethereum-Netzwerkes, also der Blockchain, die hinter der Währung Ether steht.
Kursentwicklung von Bitcoin (blau) und Ether (gelb) in den letzten fünf Jahren, in Dollar. Graphik: Google Finance
Aber Ether profitiert auch noch von einer anderen Entwicklung: Das Ethereum-Netzwerk soll im Rahmen des Projektes "Ethereum 2.0" vom energiefressenden Proof-of-Work-Ansatz, bei dem jede Transaktion von sogenannten Minern validiert werden muss, auf den Proof-of-Stake-Ansatz wechseln. Durch dieses Verfahren werden Transaktionen auf der Blockchain effizienter und vor allem weniger energieintensiv.
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Ether ist also auf dem Weg, der zuletzt in Kritik geratenen "Umweltschleuder" Bitcoin zumindest klimabilanztechnisch den Rang abzulaufen. Doch wer in weniger energiefressende Krypto-Währungen investieren will, hat nicht nur Ether zu Auswahl. Der Markt bietet viele Kryptowährungen, die in puncto (Energie-)Effizienz und Innovation überzeugen können.
Cardano: Der Ethereum-Konkurrent
Marktkapitalisierung: 69,9 Milliarden Dollar
Die gemessen an der Marktkapitalisierung derzeit viertgrösste Kryptowährung Cardano gehört zu aktuellen Aufsteigern am Markt. Ethereum-Mitgründer Charles Hoskinson hatte mit der neuen Plattform ein Ziel: Bevor das Netzwerk an den Start ging, sollten alle bekannten aktuellen Schwierigkeiten bisheriger Blockchainwährungen wissenschaftlich untersucht und gelöst werden. Dadurch wollte Hoskinson alle technischen Herausforderungen lösen, um ein dezentrales, schnelles, aber auch sicheres Netzwerk zu kreieren.
Auch der energiefreundliche Proof-of-Stake-Ansatz dürfte dafür verantwortlich sein, dass der Cardano-Coin zuletzt einen steilen Preisanstieg verzeichnen konnte. Noch Anfang Jahr war ein Coin für 0,2 Dollar zu haben, heute ist der Preis über 2 Dollar hochgeschossen. Anhänger von Cardano sehen in der Plattform eine bessere, weil effizientere Alternative zur Ethereum-Blockchain.
Polkadot: Besonderheit der «Multichain»
Marktkapitalisierung: 37,9 Milliarden Dollar
Das Polkadot-Netzwerk verzichtet ebenso wie Cardano auf das energiefressende Proof-of-Work-Verfahren. Eine zweite Gemeinsamkeit ist, dass auch Polkadot von einem ehemaligen Ethereum-Gründer gegründet wurde. Das Besondere an der Plattform ist allerdings, dass sie auch als sogenannte Multichain konzipiert ist. Diese ermöglicht Verbindungen von individuell angepassten Sidechains mit öffentlichen Blockchains. Das bedeutet: Auf Polkadot können zusätzliche Netzwerke aufgesetzt werden. Durch Polkadot können also verschiedene Blockchains Nachrichten und Transaktionen sicher untereinander austauschen.
Für Experten gilt Polkadot neben Ether und Cardano als vielversprechender Player, um in Zukunft die Entwicklung des Kryptomarktes entscheidend zu gestalten. Die Polkadot-Währung ist mit einer Marktkapitalisierung von 38 Milliarden Dollar die derzeit achtgrösste Kryptowährung der Welt.
Ether, Bitcoin, Dogecoin: Die Schweiz ist Krypto-verrückt wie noch nie |
Peercoin: Grüner Coin der ersten Stunde
Marktkapitalisierung: 99,8 Millionen Dollar
Peercoin ist eine Art grüne Kryptowährung der ersten Stunde. 2012 war es der erste Coin, der die Ansätze Proof-of-Work und Proof-of-Stake in einem hybriden Protokoll kombinierte. Dadurch funktioniert das Netzwerk auch bei einem plötzlichen Abfall der Mining-Leistung. Das Spezielle an Peercoins ist die Verzinsung. Anlegerinnen und Anleger von Peercoin werden mit einer jährlichen Verzinsung von einem Prozent belohnt.
In der breiten Masse war Peercoin lange Zeit unter dem Radar der Öffentlichkeit unterwegs. Doch letzte Woche sorgte Tesla-Chef Elon Musk mit seiner Umwelt-Kritik am Krypto-König Bitcoin dafür, dass Peercoin etwas in den öffentlichen Fokus gerückt ist. Der Preis für einen Peercoin verteuerte sich innert Tagen von rund 0,8 Dollar auf 3,8 Dollar. Die Marktkapitalisierung ist jedoch mit gerade einmal knapp 100 Millionen Dollar noch immer vergleichsweise winzig.
Internet Computer: Der Schweizer Coin
Marktkapitalisierung: 25,9 Milliarden Dollar
Der Schweizer Ether-Konkurrent Internet Computer (ICP) ist seit Anfang letzter Woche auf der geläufigen Kryptobörse Coinbase handelbar. Mit einer Marktkapitalisierung von aktuell 25 Milliarden Dollar schafft es ICP gleich auf Platz 9 der weltgrössten Kryptowährungen (cash berichtete hier). Entwickelt wurde das Krypto-Netzwerk Internet Computer von der Dfinity-Stiftung mit Sitz in Zug. Ziel des Netzwerkes ist es, eine dezentrale Alternative zu den etablierten Cloud-Anbietern wie Amazon Web Services und Microsoft Azure anzubieten.
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Gründer Dominic Williams hat es sich auf die Fahne geschrieben, den grossen Tech-Konzernen Paroli zu bieten. "Wir sehen am Beispiel der grossen Cloud-Dienste, wie in einer natürlichen Art von Konsolidierungsprozess diese riesigen Tech-Monopole entstanden sind", sagte er kürzlich in einem Interview. Das Netzwerk Internet Computer ist relativ jung und jenseits der Krypto-Szene eher weniger bekannt. Dadurch haftet der zugrundeliegenden Währung (ICP) eine gewisse Wachstumphantasie an.