Oerlikon trennt sich nach dem geplatzten Börsengang auf anderem Wege von seiner Getriebesparte. Der Industriekonzern verkauft das Segment Drive Systems an den US-Konzern Dana. Die Getriebesparte wird dabei mit 600 Millionen Franken bewertet.
So viel Bargeld soll denn auch nach Abschluss der Transaktion in die Oerlikon-Kassen fliessen, wie aus einer Mitteilung des Konzerns vom Montag hervorging. Die Erlöse aus der Transaktion, die Ende 2018 oder im ersten Quartal 2019 abgeschlossen werden soll, will das Traditionsunternehmen in das Oberflächengeschäft investieren. In mehreren Ländern müssen noch die Kartellhüter ihren Segen erteilen. Vorbörslich ziehen die Oerlikon-Aktien um 1,5 Prozent an.
Verkauf an Grosskonzern
Graziano Fairfield, wie Oerlikon Drive Systems auch heisst, stellt Getriebe für Landwirtschaftsfahrzeuge, Busse oder Golfwagen her und ist in Teilbereichen ein Wettbewerber der wesentlich grösseren ZF Friedrichshafen. Die in der Endphase einer jahrelangen Restrukturierung steckende Firma steigerte den Umsatz 2017 um ein Fünftel auf 730 Millionen Franken oder rund ein Viertel des Konzernumsatzes.
Ab dem zweiten Quartal 2018 wird Oerlikon das Segment nun als "nicht fortgeführte Aktivitäten" ausweisen. Drive Systems erwirtschaftete 2017 einen Umsatz von 730 Millionen Franken und erzielte einen Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA von 78 Millionen Franken. Weltweit arbeiten über 5'100 Mitarbeitende für das Segment. Dana ist ein amerikanischer Zulieferer für die Auto-, Lastwagen- und Baumaschinenindustrie. Das Unternehmen setzte 2017 mit über 30'000 Mitarbeitenden 7,2 Milliarden Dollar um.
IPO ging schief
Oerlikon wollte das Getriebegeschäft Anfang Juli für bis zu 620 Millionen Franken an die Schweizer Börse bringen. Die zunehmende Risikoscheu der Investoren angesichts der globalen Handelsstreitigkeiten machten dem Konzern, an dem der russische Oligarch Viktor Vekselber massgeblich beteiligt ist, aber einen Strich durch die Rechnung. Ein Sprecher erklärte damals, ein IPO sei weiterhin die beste Option für das Getriebe-Geschäft.
Dana und GrazianoFairfield seien beide im Getriebegeschäft tätig und ergänzten sich gut. Der Konzern aus dem US-Bundesstaat Ohio, der Komponenten für Fahrzeuge oder Baumaschinen liefert, kam 2017 auf einem Umsatz von 7,2 Milliarden Dollar. Oerlikon will sich in Zukunft vor allem auf das Oberflächengeschäft konzentrieren, wo das Unternehmen unter anderem Flugzeugturbinen, Nockenwellen von Formel 1-Motoren oder Zahntechnik-Schrauben beschichtet. Auch das bisherige dritte Standbein, das Textilmaschinengeschäft, soll gestärkt werden. Analysten schliessen aber nicht aus, dass Oerlikon den Bereich über die Zeit ebenfalls abstösst.
(AWP/Reuters/cash)