Nachdem sie für den Grossteil der Marktperformance des Jahres 2023 und Anfang 2024 verantwortlich waren, stocken die Aktien der grossen Tech-Konzerne. Anleger fragen sich in dieser Phase, ob diese Entwicklung andere Sektoren beleben und die Markt-Indizes weiter antreiben könnte oder ob eine breitere Marktkorrektur nötig ist, bevor neue Wachstumstreiber gefunden werden können.
Im Gespräch mit dem US-Finanzmagazin «Barron’s» argumentiert Mark Sherlock, Manager eines US-Small- und Mid-Cap-Fonds, dass Large-Cap-Aktien nun mit unrealistisch hohen Gewinnerwartungen konfrontiert sind. Gemäss dem Portfoliomanager schaffe dies Chancen bei Aktien im unteren Liquiditätssegment.
Sherlocks Fonds, der sich am Russell 2500 orientiert, kann seit seiner Gründung 2009 mit einer annualisierten Nettorendite von 15 Prozent aufwarten. Dennoch bleibt diese Leistung hinter den jüngsten Gewinnen des S&P 500 zurück. Die Index-Rendite wurde jedoch von der herausragenden Performance der «Magnificent-7» massgeblich beeinflusst. Gemeint sind die IT-Konzerne Apple, Microsoft, Nvidia, Alphabet, Meta, Amazon und der E-Autobauer Tesla
Mögliche Treiber für eine Überperformance der Small Caps
Gemäss Sherlock könnten drei Gründe für eine mögliche Outperformance von Small- und Mid-Cap-Aktien (SMID) in den kommenden Jahren verantwortlich sein. Erstens sieht er deutliche Bewertungsdiskrepanzen. Während grössere Werte überbewertet erscheinen, neigen viele kleinere Unternehmen zu einer Unterbewertetung.
Als zweiten Punkt sieht er die inländische Wirtschaftsexposition als Treiber der Small Caps. Kleinere Firmen sind üblicherweise enger mit der US-Wirtschaft verbunden und dürften vom inländischen Wachstum besser profitieren.
Der letzte Treiber dürfte das M&A-Potenzial sein. Die attraktiven Bewertungen könnten verstärkte Fusions- und Übernahmeaktivitäten auslösen und so neuen Schwung und Fantasie in diesen Wirtschaftszweig injizieren.
Zur bevorstehenden US-Wahl glaubt Sherlock, dass das Ergebnis weniger entscheidend ist als viele denken. Denn eine geteilte Regierung gilt als wahrscheinlichstes Ergebnis. Im Gespräch merkt er an, dass politischer Stillstand oft der Marktstabilität zugutekommt. Bei der Aktienwahl achtet der Portfoliomanager auf Unternehmen mit starken Cashflows und Wettbewerbsvorteilen. Er neigt dazu, Positionen für etwa fünf Jahre zu halten.
Einige Aktien-Ideen mit Potenzial
Nicht alle Halbleiterhersteller sind Giganten wie Nvidia und Intel. Es gibt auch kleinere Firmen, die sich ihre eigene Nische geschaffen haben. Eines davon ist Power Integrations, das sich auf Hochspannungsstromwandler für die Stadtbeleuchtung und Elektroautos spezialisiert hat. Die Aktie hat sich in den letzten Jahren schlecht entwickelt und ist von über 100 Dollar im Jahr 2021 auf heute etwa 63 Dollar gefallen.
Mit dem globalen Trend, energieeffizienter zu werden, könnte das Unternehmen vor einem Comeback stehen. Power Integrations hat einen Marktwert von etwa 3,5 Milliarden Dollar und wird mit dem 38-fachen des voraussichtlichen Gewinns gehandelt. Die Aktien sind in den letzten 12 Monaten um 25 Prozent gefallen.
Doch neben der Energiewende gibt es weitere Trends, von denen Unternehmen profitieren dürften. Die Abwanderung in die wachstumsstärkeren Südstaaten der USA und Unternehmen, die versuchen, einen grösseren Teil ihrer Lieferketten innerhalb des Landes zu verlagern, sind zwei davon.
Eine Aktie, die von beiden dieser Faktoren profitieren dürfte, ist Martin Marietta. Das Unternehmen betreibt Gesteinsminen, die als Materialien für den Strassenbau verwendet werden. Das Unternehmen beschäftigt über 9’000 Mitarbeiter und seine Aktien sind in den letzten 12 Monaten um 23 Prozent gestiegen.
Die Titel werden mit dem 31-fachen des forwärtsgerichteten Gewinns gehandelt, und das durchschnittliche Kursziel der FactSet-Analysten liegt bei 625 Prozent. Das entspricht einem Gewinnpotenzial von 18 Prozent gegenüber dem derzeitigen Kursniveau.
Immobilien- und Heimwerker-Investoren wittern Morgenluft
Immobilien- und Heimwerker-Investoren haben eine schwere Zeit hinter sich. Während der Covid-19-Pandemie haben sich die Menschen auf ihre Häuser gestürzt und renovierten, was das Zeug hielt.
Der Sektor könnte sich nun langsam von dem auf den Kaufrausch gefolgten Kater erholen. Trex, ein Hersteller von Terrassendielen, ist so ein Unternehmen, das davon profitieren dürfte, dass die Heimwerker wieder mehr für ihre Häuser ausgeben. Oder Fortune Brands, ein Hersteller von Haushalts- und Sicherheitsprodukten wie Master Lock-Vorhängeschlössern und Moen-Hähnen.
Sobald sich der Aktienmarkt nicht mehr so sehr auf die grossen Namen konzentriert, könnten diese unter den Radar gefallenen Unternehmen von der erneut erlangten Aufmerksamkeit profitieren. Denn das Gewinnwachstum vieler Small-Caps ist noch nicht vollständig eingepreist.
(cash)
1 Kommentar
Bei den Small Caps würde ich sehr genau auf deren Wertschöpfungsketten schauen. Auf Small Caps, die direkt am Tropf der Mag7 sowie den aktuell unter starkem Druck befindlichen Sektoren - z.B. Automotiv, Nahrungsmittel - hängen, werden deren Problem unvermittelt durchschlagen. Viele Small Caps sind sehr fokussiert, soll heissen, sie sind weder in ihrem Angebot noch in ihrer Kundenbasis breit diversifiziert. Solche Small Caps werden bei einer längeren Korrektur erheblich unter Druck kommen. Es gilt daher die "Guten" von den "Schlechten" zu trennen.