Man merkt es an der Tankstelle: Ein Liter Benzin kostete im August im Schnitt 1,66 Franken. Anfang Jahr hatte der Liter Super Bleifrei 95 noch 1,58 Franken gekostet. Der Preis für einen Liter Diesel betrug im Januar 1,65 Franken, jetzt zahlen Autofahrer an den Tankstellen oft 1,79 Franken. Der Grund ist, wie könnte es anders sein, der steigende Ölpreis.

Ein Fass der Rohölsorte Brent aus der Nordsee kostet im Moment 79,30 Dollar. So teuer war der Rohstoff zuletzt Ende November 2014. Anfang Jahr wurde das Leichtöl Brent noch mit 66,60 Dollar gehandelt. Wer Diesel oder Benzin tankt oder den Heizölbestand auffüllen muss, spürt diese Preisveränderungen relativ schnell. Wer Gas zum Heizen bezieht, wird den Preisanstieg ebenfalls merken.

 

Die Entwicklung des Preises für Brent-Nordseeöl seit Anfang 2018 (Grafik: cash.ch)

Der bisherige Jahresspitze im April und Mai hatte damit zu tun, dass die USA im April den Atomdeal mit dem Iran aufkündeten. Auch neue US-Sanktionen gegen die Regierung in Teheran liessen Spekulationen aufkeimen, dass der Ölpreis auf über 90 Dollar ansteigen werde. Der Handelskonflikt der USA mit Europa und China hat die Unsicherheiten um den Rohstoff erhöht. Dieser Tage beschäftigt auch der Hurrikan Florence, der auf die amerikanische Ostküste treffen könnte, die Ölmärkte. Marktteilnehmer positionieren sich am Markt "long", auch weil Befüchtungen bestehen, das Naturereignis könnte den Betrieb einer wichtige Pipeline stören.

Der Einfluss des Hurrikans Florence hat nach Einschätzung von Norbert Rücker von der Bank Julius Bär wenn, dann höchstens einen kurzfristigen Einfluss auf die Ölpreise. Die Frage der Iran-Sanktionen hat grösseres Gewicht, sagt der Rohstoffexperte: "Je nachdem, wie stark sich die USA gegen Iran durchsetzen, ist der Export iranischen Öls betroffen." Ein kleinerer Exportrückgang würde von anderen Öllieferländern allerdings ausgeglichen. Das Iran-Embargo könnte indessen den Ölpreis in Richtung 90 Dollar treiben, während wirtschaftliche Schwierigkeiten und damit ein möglicher Nachfrageeinbruch in den Schwellenländern in die Gegenrichtung wirken würden, sagt Rücker.

Die Prognose von Julius Bär ist eine Seitwärtsbewegung des Ölpreises in den nächsten drei Monaten und ein langsamer Rückgang des Preisniveaus ab dem ersten Quartal 2019, der dann über das Jahr anhalten wird.

Enwicklung der Heizölpreise seit September 2017 (Quelle: Bundesamt für Statistik / Erdölvereinigung).

Wie die Statistik zeigt, hat der Ölpreis auch die Kosten für Heizöl nach oben getrieben - wobei berücksichtigt werden muss, dass auf Anfang 2018 die CO2-Besteuerung von 84 Franken auf 96 Franken pro Tonne CO2 erhöht wurde und damit der Literpreis um etwa 3 Rappen gestiegen ist. Aber dennoch, der Preis für Heizöl befindet sich derzeit auf einem mehrjährigen Höchststand.

Eine Prognose, wie sich die Benzin-, Diesel- und Heizölpreise in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln werden, wollen die Erdölvereinigung und die Branchenorganisation Swissoil nicht vornehmen. "Das ist schwierig vorauszusagen", sagt David Suchet von der Erdölvereinigung.

Es gibt aber Annahmen, dass sich die Preisfront nicht entspannt. "Der Preis ist nicht nur abhängig von den Rohölpreisen, sondern auch vom Dollarkurs und den Transportkosten. Wegen der Trockenheit und der tiefen Pegelstände sind die Rheinfrachtkosten gestiegen. Dadurch können Schiffe weniger stark beladen werden", sagt Suchet.

Autofahrer und Hausbesitzer sollten sich also eher auf steigende Preise einstellen. Während sich mit Benzin und Diesel schlecht Lager anlegen lassen, sollen zumindest jene, deren Heiztank fast leer ist, in diesen Tagen an eine Auffüllung denken.