Helsing entwickelt Software, welche die Leistungsfähigkeit von Waffen wie Drohnen und Kampfjets sowie Entscheidungen auf dem Schlachtfeld verbessern soll. Das 2021 gegründete Unternehmen, das seine Finanzierungsrunde am Donnerstag bekannt gegeben hat, ist nach eigenen Angaben seit 2022 in der Ukraine aktiv. Es führt Gespräche mit Ländern an der Ostflanke der Nato, die mögliche Ziele russischer Aggression sind.

«Das Gefühl der Dringlichkeit ist extrem hoch und fast nicht anders als in der Ukraine», sagte Gundbert Scherf, Co-CEO von Helsing und einer der drei Gründer, im Bloomberg-Interview. «Als ein in Europa gegründetes Unternehmen mit europäischen Werten denken wir, dass dies der Schwerpunkt und die Mission sein muss.»

Die jüngste, von General Catalyst angeführte Finanzierungsrunde, bewertet das Unternehmen mit 4,95 Milliarden Euro, so eine mit dem Deal vertraute Person, die anonym bleiben wollte. Scherf wollte sich zu der Bewertung nicht äussern.

Das Startup ist eines von mehreren neuen Unternehmen im Militärbereich, die nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine eine Welle von Risikokapital anziehen. Die Verteidigungsbudgets in Europa sind gestiegen, und baltische Behörden haben wegen Russlands aggressivem Einsatz von Taktiken wie GPS-Störsendern Alarm geschlagen.

Trotz des Geldzuflusses haben einige namhafte Unternehmen wie die amerikanische Anduril Industries Schwierigkeiten, in Europa Fuss zu fassen, da die Regierungen oft zögern, in neue Technologien oder aussereuropäische Anbieter zu investieren. Helsing positioniert sich als paneuropäischer Anbieter mit Hauptsitzen in München, London und Paris.

Das Unternehmen versucht, sowohl mit etablierten Rüstungsunternehmen zusammenzuarbeiten als auch direkt Militäraufträge zu erhalten. Das Startup hat sich Verträge mit Airbus und den Verteidigungsministerien in Deutschland und der Ukraine gesichert. Jeannette zu Fürstenberg, Geschäftsführerin und Europa-Chefin von General Catalyst, sagte, dass die Akquisition eines grossen Regierungsauftrags durch Helsing ihr Unternehmen ermutigt habe, zu investieren. «Europa muss in der Lage sein, sich zu verteidigen», sagte sie.

Neben der Finanzierung kündigte Helsing eine neue Niederlassung in Estland an und verpflichtete sich, in den nächsten drei Jahren 70 Millionen Euro in baltische Verteidigungsprojekte zu investieren. Scherf sagte, das Unternehmen plane, in der gesamten Region ähnliche Aussenstellen zu eröffnen.

Helsings Einstieg in Estland wurde von Premierministerin Kaja Kallas als «sehr willkommen» bezeichnet. «Das ist es, wofür ich mich eingesetzt habe», sagte sie in einer per E-Mail versandten Erklärung. «Wir brauchen Taten, nicht nur Worte.»

Die Helsing-Führungskräfte wollten keine Angaben zur Anzahl der Verträge oder Umsätze machen. Scherf sagte jedoch, dass ein nicht genannter Marineauftrag, der in den letzten Monaten abgeschlossen wurde, Helsing in militärische Operationen zu Lande, zu Wasser und in der Luft einbeziehe. «Das war immer Teil unseres Ziels, und wir haben es erreicht», sagte er.

Bis heute hat Helsing 769 Millionen Euro von Investoren erhalten, darunter der Gründer von Spotify Technology, Daniel Ek, und der schwedische Rüstungskonzern Saab, der sich im vergangenen September an der Finanzierung beteiligt hat. Die jüngste Finanzierungsrunde wird von einer Reihe von Erstinvestoren begleitet: Accel, Lightspeed Venture Partners, Plural, Greenoaks Capital Management und Elad Gil, ein Investor aus dem Silicon Valley. Die Financial Times und Forbes berichteten zuvor über Aspekte der jüngsten Transaktion von Helsing.

Torsten Reil, Mitbegründer und Co-CEO von Helsing, sagte, dass das neue Geld für die Entwicklung von Produkten und das Training von KI-Datensätzen in dem Unternehmen verwendet werden soll, das knapp 300 Mitarbeiter beschäftigt.

Ein Teil dieser Ressourcen wird in die Pflege der Software fliessen, die laut Reil sicherstellt, dass Menschen und nicht autonome Systeme die endgültigen Entscheidungen bei tödlichen Einsätzen treffen.

(Bloomberg)