Lage, Lage, Lage: Das zählt immer bei Immobilien. Wie gut diese ist, versucht die UBS mit ihrem neuen Wohnattraktivitätsindikator (WAI) zu ermitteln. Sie stützt sich dabei auf die drei Faktoren «lokale Infrastruktur», Freizeitangebot und Wohnkosten ab.
Der Indikator soll aufzeigen, wie attraktiv eine Gemeinde als Wohnort für Familien mit zwei Kindern ist, so die UBS in ihrer am Dienstag präsentierten Studie. Der Befund: Familien mit durchschnittlichen Finanzen, also mit einem Jahreseinkommen von 145'000 Franken brutto, sind am besten in sogenannten Mittelzentren aufgehoben.
Dazu gehörten Locarno und Vevey ebenso wie die Kantonshauptorte Aarau, Chur, Freiburg, Luzern, Neuenburg, Sitten, Solothurn und St. Gallen, so die Grossbank. Komplettiert werde die Liste der Top-Gemeinden durch Basel, Interlaken und Murten.
Wohnkosten als Hürde
Die grossen Zentren und prestigeträchtigen Tiefsteuergemeinden stehen also nicht an der Spitze der von der UBS ermittelten Ranglisten. Der Grund dafür: die hohen Wohnkosten.
«Die im WAI topplatzierten Wohngemeinden sind häufig ein teures Pflaster», stellen die Autoren der Grossbank fest. Die Qualität der Infrastruktur und Lebensqualität könnten die hohen Lebenskosten aber nicht immer aufwiegen.
So verweisen in der Region Zürich etwa die Gemeinden Aarau und Schaffhausen die Zürichseegemeinden auf die Plätze. In der Westschweiz seien Vevey und Morges attraktiver als Lausanne und im Tessin rangierten Tenero-Contra und Muralto vor Lugano.
Immerhin: Die beiden Grosszentren Bern und Lausanne schaffen es in die Top Drei ihrer jeweiligen Region.
Reiche können sich Zentren eher leisten
Auch für Familien mit überdurchschnittlichen Einkommen und Vermögen gehören Zentren laut der UBS zu den attraktiven Wohngemeinden. Für diese Familien seien aber auch Tiefsteuergemeinden interessant, da die hohen Wohnkosten bei Jahreseinkommen von 300'000 Franken brutto kaum eine Rolle spielten.
Für Familien mit unterdurchschnittlichen Einkommen und Vermögen kämen hingegen hochpreisige Zentrumsgemeinden «generell kaum infrage». Die teuersten Standorte am Zürich-, Genfer- und Zugersee seien für diese Haushalte nicht erschwinglich. Stattdessen gewännen günstigere Wohnorte ausserhalb der zentrumsnahen Agglomerationen für sie an Attraktivität.
Kein «Schönheitsranking»
Beim Wohnattraktivitätsindikator handelt es nicht um ein Schönheitsranking, hält die UBS fest. Er stelle auf «harte Fakten» ab und messe die Wohnattraktivität einer Region anhand von 35 Variablen. Einige Aspekte liessen sich aber trotz umfangreicher Berechnungen nicht empirisch erfassen, räumen die Studienautoren ein.
Der Charakter eines Ortes oder ein besonders schöner Dorfkern seien etwa nicht direkt messbar. Zudem sei für viele Haushalte die Nähe zu ihrem sozialen Netzwerk, wie Familie und Freundeskreis, ein zentrales Kriterium bei der Wohnortwahl.
(AWP)