Obwohl 70 Prozent der Erde mit Wasser bedeckt sind, ist trinkbares Süsswasser nur sehr begrenzt verfügbar. Das blaue Gold ist im Gegensatz zu einem Rohstoff wie Öl für den Menschen auch durch nichts zu ersetzen. Mit einer wachsenden Weltbevölkerung und dem Fortschreiten des Klimawandels steigt die Bedeutung des für den Menschen lebenswichtigen Rohstoffes von Jahr zu Jahr.
Dass die Versorgung mit Trinkwasser eine der Schlüsselaufgaben des 21. Jahrhunderts ist, zeigt sich mehr und mehr auch an den Finanzmärkten. Der World Water Index hat seit Jahresbeginn 29 Prozent gewonnen, das Kursplus der letzten drei Jahr beläuft sich auf 91 Prozent. Der Index bildet die weltweit 30 grössten Unternehmen ab, die im Bereich Wasserinfrastruktur, -aufbereitung und -versorgung engagiert sind – mindestens 40 Prozent der Umsätze müssen mit wasserbezogenen Geschäftsbereichen erwirtschaftet werden. Und an der Terminbörse CME gibt es neben Rohstoffen wie Gold, Öl, Baumwolle, Holz oder Weizen seit Ende 2020 auch einen Terminkontrakt auf Wasser.
Die gesellschaftliche Bedeutung von Wasser und der Wert der im Wassersektor tätigen Unternehmen dürften in der Zukunft weiter zunehmen. Die OECD prognostiziert, dass der Wasserbedarf bis 2050 um 35 Prozent ansteigen wird - wegen der wachsenden Bevölkerung sowie veränderten Ernährungs- und Lebensgewohnheiten. In den Industrienationen müssen die veralteten Systeme ersetzt werden. Und in den Schwellenländern wird zunehmend in den Aufbau der grundlegenden Wasser- und Abwasserstruktur investiert.
Für Anlegerinnen und Anleger bieten sich hier Chancen, in innovative und nachhaltige Wassertechnologien zu investieren und gleichzeitig hohe Renditen zu erzielen. Der Wassermarkt ist zudem krisenfest, da Wasser unabhängig von der Konjunktur immer nachgefragt wird. Diese Aktien haben langfristig Potenzial:
Veolia - Trinkwassergigant
Das 1853 gegründete französische Unternehmen Veolia Environment konzentriert sich auf die Bereiche Wasser und Abwasser, Abfallentsorgung und Energiegewinnung. Mit 315’000 Mitarbeitern in 48 Ländern versorgt das Unternehmen 100 Millionen Menschen mit Trinkwasser. Veolia ist mit einer Marktkapitalisierung von rund 19 Milliarden Euro eines der führenden Unternehmen in seinem Bereich. Die Aktien haben dieses Jahr bereits 47 Prozent hinzugelegt. Gestützt wurde dieser deutliche Anstieg durch ein Rekordergebnis in der ersten Jahreshälfte. Zudem wurde die geplante Übernahme des heimischen Konkurrenten Suez an den Märkten wohlwollend aufgenommen. Die Transaktion soll vor Jahresende abgeschlossen sein.
Kursentwicklung der Veolia-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).
Besonders vielversprechend für Anlegerinnen und Anleger ist bei Veolia das Geschäft mit Meerwasserentsalzungsanlagen. Länder wie Israel, Brasilien oder Spanien setzen auf diese Technologie, die Staaten auf der arabischen Halbinsel ohnehin. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 32 und einer Dividendenrendite von 2,5 Prozent gilt Veolia als defensives Basisinvestment unter den Wasseraktien. Und die von Bloomberg befragten Analysten empfehlen in der Mehrheit den Kauf der Aktien. Das durchschnittliche Kursziel auf zwölf Monate beträgt 32 Euro, was einem Aufwärtspotenzial von 13 Prozent entspricht.
Lindsay – Bewässerungssysteme für die Landwirtschaft
Rund 70 Prozent des weltweit genutzten Wassers wird in der Landwirtschaft verbraucht. Gerade in diesem Bereich ist die Wasserverschwendung besonders gross. Die Effizienz des in der Landwirtschaft eingesetzten Wassers liegt weltweit unter 40 Prozent. Rund 60 Prozent des Wassers könnten daher entweder für zusätzliche Anbauflächen oder für andere Zwecke verwendet werden.
Das US-Unternehmen Lindsay gehört zu den Vorreitern bei Bewässerungssystemen in der Landwirtschaft. Rund 80 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit seiner Beregnungstechnologie. Der restliche Umsatz kommt aus der Sparte Infrastruktur, wo bewegliche Leitplanken, Strassensicherheits- und Leitsysteme entwickelt und vermarktet werden. Die Aktien sind seit Anfang Jahr stark angestiegen. Nach einer mehrmonatigen Seitwärtsperiode ging es mit dem Titel seit Ende August nach unten. Das diesjährige Kursplus beläuft sich trotzdem auf 13 Prozent.
Kursentwicklung der Lindsay-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).
Bereits 2030 müssen gemäss Schätzungen Landwirte 8,5 Milliarden Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Da die Ressource Wasser knapp bleiben wird, muss die Landwirtschaft ihre Effizienz steigern. Dank steigender Preise für Agrarrohstoffe und Lebensmittel, haben diese auch wieder mehr Investitionskapital zur Verfügung. Davon profitieren langfristig Unternehmen wie Lindsay. So rechnet der Finanzdienstleister Stifel auch damit, dass die Aktie auf zwölf Monate einen Kurs von 178 Dollar erreichen wird - ein Aufwärtspotenzial von 23 Prozent. Wegen seiner geringen Marktkapitalisierung von 1,6 Milliarden Dollar sind Schwankungen nicht unwahrscheinlich. Die Aktie eignet sich daher eher für nervenstarke Investoren.
Xylem - Wassertechnologie
Das US-Unternehmen Xylem bezeichnet sich selbst als weltweit führend im Bereich effizienter und nachhaltiger Wassertechnologie. Die Aktien haben sich 2021 bis Ende August nur nach oben bewegt. Trotz der starken Korrektur im September beläuft sich das diesjährige Kursplus auf 27 Prozent. Xylem ist an der Börse mit gut 23 Milliarden Dollar bewertet.
Kursentwicklung der Xylem-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).
Zu den Geschäftsfelder von Xylem zählen Wasser- und Abwassertransport, Aufbereitung von Wasser und Abwasser, Analysen der Wasserqualität, Prozessoptimierungen sowie Rohrleitungs-Zustandsanalysen. Auch Wärmetauscher, Rührwerke und Filtersysteme zur Wasserreinigung sowie Pumpen zum Wassertransport sind im Angebot. Die Produktpalette umfasst auch sensorgesteuerte und softwarebasierte Technologien zur Wasserverlustreduzierung, sowie Technologien zum effizienteren Umgang mit Abwasser.
Bis zur Coronakrise verzeichnete Xylem knapp zweistellige Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn. Bereits dieses Jahr soll laut Analysten beim Umsatz das Vor-Corona-Niveau bei 5,3 Milliarden Dollar erreicht werden. Und 2023 soll der Umsatz auf 5,7 Milliarden Dollar wieder deutlich ansteigen. Trotz seines hohen KGV von 61 bietet das wachstumsstarke Unternehmen langfristig grosses Potenzial und gehört auf die Kaufliste.
Ecolab und Tetra Tech – Dienstleister für die Wasserbranche
Das US-Unternehmen Ecolab mit Sitz in St. Paul im Bundesstaat Minnesota ist ein Dienstleister für wasserintensive Branchen. Ecolab stellt Wasch- und Spülmaschinen, Reinigungsanlagen, Mess- und Dosiersysteme her. Zudem hat das Unternehmen Wasch- und Reinigungsmittel sowie Chemikalien im Programm. Die Kundenliste reicht von Wäschereien über Industriekonzerne bis hin zu Krankenhäusern und Restaurants. Die Reinigungslösungen helfen dabei, Wasser, Energie und Reinigungsmittel einzusparen. Das Unternehmen beliefert jedoch die Fracking-Industrie mit Chemikalien, was für manche Anleger ein Ausschlussgrund sein mag
Mit weltweit 49’000 Mitarbeitern, 9400 Patenten und einem Börsenwert von gut 63 Milliarden Dollar ist das Unternehmen Weltmarktführer im Reinigungsgeschäft. Ein Grossteil der Umsätze bei Ecolab entfällt auf immer wiederkehrende Einnahmen was Umsatz und Gewinn prognostizierbar macht. Die Aktien von Ecolab haben sich dieses Jahr in grossen Schwüngen seitwärts beweg – plus 2 Prozent seit Jahresbeginn. Mit einem KGV von 61 ist der Titel hoch bewertet. Die Mehrheit der von Bloomberg befragten Analysten stuft die Aktie deshalb mit "Hold" ein - erst bei Kursrücksetzern kaufen.
Kursentwicklung der Ecolab-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).
Der US-Unternehmen Tetra Tech ist hingegen auf Planungs-, Analyse- und Ingenieursdienstleistungen rund um das Thema Wasserinfrastruktur spezialisiert - dazu gehören Kanäle, Abwassersysteme, Pumpanlagen und Dämme. Weitere Spezialgebiete des Unternehmens sind der Katastrophenschutz, die Abfallentsorgung, Erneuerbare Energien und die Schadstoffentfernung aus verunreinigten Böden. Wie bei Ecolab ist auch Tetra Tech kein Investment für jedermann: Das Unternehmen bietet Dienstleistungen für Bergbaukonzerne, die Ölindustrie und die US-Streitkräfte an.
Seit Jahresbeginn haben die Aktien 43 Prozent an Wert gewonnen und zeigten auch zuletzt keine Schwäche. Tetra Tech weist eine Marktkapitalisierung von knapp 9 Milliarden Dollar auf. Der Titel ist mit einem KGV von 47 kein Schnäppchen. Bei Kursrücksetzern ist ein Kauf aber nicht verwegen, wies das Unternehmen in der Vergangenheit mit Ausnahme des Corona-Jahrs steigende Gewinne und Umsätze auf.
Wasser-ETF
Für Anlegerinnen und Anleger, die mit einem ETF (Exchange Traded Fund) das Risiko breiter streuen wollen, kommt der "Lyxor World Water UCITS ETF" (ISIN: FR0010527275) in die erste Wahl. Als Referenzindex dient der anfangs erwähnte World Water Index. Die Gesamtrendite des ETF liegt seit Anfang Jahr bei plus 26 Prozent. Das Fondsvolumen beläuft sich auf rund 1,2 Milliarden Euro.
Daneben bietet sich noch der 2,5 Milliarden Dollar schwere "iShares Global Water UCITS ETF" (ISIN: IE00B1TXK627) an. Der Wasser-ETF investiert in die 50 im S&P Global Water 50 Index abgebildeten Wasser-Aktien und ist seit Jahresbeginn 25 Prozent angestiegen.