Der grösste Kunde, die amerikanische D.E. Shaw Renewable Investments (Desri), hat den Rahmenvertrag mit Meyer Burger mit sofortiger Wirkung gekündigt, wie Meyer Burger am Freitag mitteilte.

"Das Unternehmen geht derzeit davon aus, dass unabhängig von der Gültigkeit einer solchen Kündigung die Bemühungen um eine finanzielle Restrukturierung, die weit fortgeschritten sind, wahrscheinlich beeinträchtigt werden. Sollte die finanzielle Restrukturierung scheitern, könnte das Unternehmen nicht mehr in der Lage sein, seine Unternehmensfortführung zu gewährleisten", hiess es.

An der Börse brachen die Titel bis 72 Prozent ein. Bei Handelsende betrug das Minus noch 63 Prozent.

Die Aktie von Meyer Burger hat allein in diesem Jahr 99 Prozent an Wert verloren. Vor einem Jahr kosteten die Papiere noch annähernd 78 Franken - es ist nahezu also ein Totalverlust, wenn man den aktuellen Kurs anschaut. Die Börsenkapitalisierung liegt damit aktuell noch bei knapp 15 Millionen.

"Dies ist sehr wahrscheinlich das Ende von Meyer Burger", kommentierte ZKB-Analyst Bernd Laux. Mit der wahrscheinlich bevorstehenden Einführung höherer Zölle in den USA sei das Geschäftsmodell, Solarzellen in Deutschland zu produzieren und in den USA zu verkaufen, nicht länger tragfähig.

Laux schätzt, dass fast 90 Prozent des für 2025 und 2026 erwarteten Umsatzes von Desri hätten kommen sollen. Meyer Burger ist das einzige verbliebene grössere Unternehmen mit Solarproduktion in Deutschland.

Die finanzielle Lage von Meyer Burger ist prekär

In den ersten sechs Monaten 2024 verbuchte Meyer Burger bei einem Umsatz von 48,7 Millionen Franken einen Nettoverlust von 317,3 Millionen Franken. Nach der Ankündigung, den sächsischen Standort Freiberg zu schliessen, hatte das Management die Verlagerung in die USA mit der Begründung angeschoben, dass es in Europa keine ausreichende staatliche Hilfe im Kampf gegen die Billig-Konkurrenz aus China gebe.

Doch im August gab das Unternehmen die Pläne auf, weil sie nicht finanzierbar seien. Stattdessen wollte die Firma mit einer tiefgreifenden Sanierung wieder in die Spur kommen. So sollte der Personalbestand auf 850 von rund 1050 gekürzt werden. Meyer Burger erklärte, das Unternehmen analysiere derzeit das Schreiben von Desri und die Situation und werde zu gegebener Zeit weitere Informationen zur Verfügung stellen.

Die finanzielle Lage von Meyer Burger ist prekär: Ende September lagen nur noch gut 80 Millionen Franken in der Kasse. Der Verkauf von Vermögenswerten aus der mittlerweile geschlossenen Modulproduktion in Freiberg und weitere Verkäufe von Produkten aus dem Lager sollten der Gruppe Luft verschaffen.

Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1953 von Hans Meyer und Willy Burger, nach denen das Unternehmen auch heute noch benannt ist. Zu Beginn hatte das Unternehmen seinen Schwerpunkt auf Uhrenstein-Herstellungsmaschinen. Im Jahr 1970 stieg das Unternehmen in das Geschäft für Schneidemaschinen von Siliziumwafern für die Halbleiterbranche ein.

Die Photovoltaik-Industrie erschloss das Unternehmen Anfang der 1980er Jahre, im Jahr 2020 gab das Unternehmen einen von vielen Strategiewechseln bekannt und setzte ganz auf das Geschäft als Equipment-Lieferanten zum Hersteller von Solarzellen und -modulen. Dazu wurden auch Fabriken von insolventen Solarherstellern in Deutschland zugekauft. Doch so richtig in Schwung kam das Geschäft nie.

(cash/AWP/Reuters)