"Von 'es sind noch weitere Schritte zu befürchten' über 'das war es jetzt mit den Zinserhöhungen' bis hin zu 'Hoffnungen auf baldige Leitzinssenkungen' sind alle Meinungen vertreten", sagt Jan Gengel, Analyst der Weberbank in Berlin. Daher warten die Investoren auf weitere Konjunkturdaten.
Daraus erhoffen sie sich Hinweise, ob die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihren nächsten Sitzungen im September eine Pause bei den Zinserhöhungen in ihrem Kampf gegen die Inflation einlegen werden.
In der alten Woche zeigten US-Inflationsdaten nur einen kleinen Zuwachs der Teuerungsrate und sorgten daher zunächst für gute Stimmung am Aktienmarkt. "Von einem Befreiungsschlag kann aber nicht gesprochen werden, die Anleger halten sich deshalb bedeckt", kommentieren die Experten der Helaba. Die Börsen gaben daher schnell einen Grossteil ihrer Gewinne wieder ab. Der SMI notierte zum Handelsschluss am Freitag um 0,6 Prozent tiefer bei 11'082 Punkten. Im Wochenvergleich ergab sich ein leichtes Minus.
Fed-Protokolle und europäische Inflation im Blick
Auch Fed-Chef Jerome Powell lässt bislang offen, ob die Zinsen im September weiter steigen werden oder nicht. Daher warten die Anleger mit Spannung auf die Protokolle der Fed-Sitzung im Juli. Die Mitschriften werden am Mittwoch veröffentlicht. Sie dürften Hinweise darauf geben, wie die Währungshüter die Chancen und Risiken einer noch strafferen Geldpolitik gewichten. Die Notenbanken stehen vor einer Gratwanderung: Sie wollen die Inflation in den Griff bekommen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen.
Wichtig für das weitere Vorgehen der EZB werden daher sowohl das am Mittwoch anstehende Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal als auch die für Freitag geplanten Inflationsdaten für die Euro-Zone im Juli. Die Jahresteuerungsrate lag vorläufigen Berechnungen des EU-Statistikamts zufolge bei 5,3 Prozent. Damit hat sie sich seit ihrem Höhepunkt im Oktober 2022 von 10,6 Prozent glatt halbiert. Sie bleibt aber weit entfernt vom Zielwert der EZB von 2,0 Prozent. Sowohl die Fed als auch die Währungshüter um die EZB-Chefin Christine Lagarde wollen ihren weiteren geldpolitischen Kurs von der Analyse der hereinkommenden Daten abhängig machen.
Beachtet werden auch die Daten aus Japan. Dort stehen unter anderem die Inflationsdaten für Juli an. Von Refinitiv befragte Experten rechnen damit, dass die am Freitag veröffentlichte Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 3,1 Prozent von 3,3 Prozent im Juni zurückgeht. Mark Dowding, Manager beim Vermögensverwalter RBC BlueBay, zeigt sich allerdings skeptisch. "Wir erwarten, dass die japanischen Inflationsdaten weiterhin über den Prognosen liegen werden", sagt der Experte. "Wir gehen davon aus, dass der Gouverneur der japanischen Zentralbank, Kazuo Ueda, seinen extrem lockeren Ton zurücknehmen muss."
Am Dienstag veröffentlicht das Mannheimer Forschungsinstitut ZEW seine monatliche Umfrage unter Börsenprofis zu den Konjunkturaussichten. Von Reuters befragte Experten erwarten, dass das ZEW-Barometer weiter sinkt - und zwar im August um 1,3 Punkte auf minus 16,0 Zähler. "Die Frühindikatoren deuten zunehmend auf eine bevorstehende Rezession in Deutschland hin", warnte Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck.
Bei den Unternehmen geht die Bilanzsaison allmählich zu Ende. In der Schweiz veröffentlichen am Dienstag unter anderem Alcon, Straumann und Tecan ihre Geschäftszahlen. Am Donnerstag folgen Geberit, Meyer Burger und Siegfried sowie am Freitag Emmi, Mobilezone, U-Blox und PSP.
(Reuters/cash)