Seit Wochen neigt der Dollar gegenüber den wichtigsten Währungen zur Schwäche. Jüngst hat sich seine Talfahrt sogar noch beschleunigt. Am späten Donnerstag tauchte der Dollar-Franken-Kurs vorübergehend auf 0,9256 und damit auf den tiefsten Stand seit Juli 2015. Zu diesem Zeitpunkt notierte der Greenback mehr als 5 Prozent unter dem Stand von Anfang Januar.
Das hat durchaus seine Gründe, wird die US-Wirtschaftspolitik unter dem republikanischen Präsidenten Donald Trump doch zunehmend eine Belastung für den Dollar. Zudem liess US-Finanzminister Steven Mnuchin am World Economic Forum (WEF) in Davos durchblicken, dass ein schwacher Dollar gut für die USA sei. Das vergünstigt die US-Exporte (cash berichtete). Dieser Äusserung begegnete man selbst in der Führungsriege der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Unverständnis und sah darin eine Verletzung eines "Gentlemans Agreement" unter den führenden Notenbanken.
Bestenfalls eine kurzfristige Gegenbewegung
Für eine Mehrheit der Markttechnikexperten geht die jüngste Dollar-Schwäche allerdings zu weit. In dieses Lager gehört auch Michael Riesner von der UBS Investmentbank. Da der Dollar-Franken-Kurs bei Grossinvestoren bloss als ein Nebenschauplatz gilt, verfolgt Riesner neben dem handelsgewichteten Dollar-Index nur noch den Euro-Dollar-Kurs.
Der UBS-Experte wähnt den handelsgewichteten Dollar-Index in der dritten einer insgesamt fünf Wellen umfassenden Bewegung. Er rechnet beim Dollar deshalb mit einer bis Mitte Februar dauernden Gegenbewegung nach oben. Im Zuge dessen sollte der Euro-Dollar-Kurs auf 1,22 Dollar fallen. Dass der Greenback die Talsohle dauerhaft durchschreiten wird, glaubt Riesner jedoch nicht und bleibt mit Blick auf das Ende des ersten Quartals negativ gestimmt.
Auch die Berufskollegen der Genfer Privatbank Pictet halten den jüngsten Dollarzerfall für übertrieben. Aufgrund der ihres Erachtens stark überverkauften Situation erwarten sie beim Dollar-Franken-Kurs eine Erholung bis auf 0,9445, eventuell sogar bis auf 0,9655 Franken.
Nach dem Bruch eines doppelten Bodens vom Sommer 2017 werde der Dollar-Franken-Kurs mittelfristige vermutlich erst auf den langjährigen Tiefstständen bei 0,9078 Franken zur Ruhe kommen, so lässt man bei Pictet durchblicken.
Überraschend vorsichtig äussern sich die für Julius Bär tätigen Mensur Pocinci und Alexis Chassagnade in der aktuellsten Ausgabe ihrer "Technical Investment Strategy". Rückblickend rieten sie ihrer Leserschaft zu früh zum Dollarkauf und wurden in den letzten Tagen darauf ausgestoppt.
Findet der Dollar-Franken-Kurs erst bei 85 Rappen Boden?
Für einen Wiedereinstieg wollen Pocinci und Chassagnade erst eine mittelfristige Bodenbildung abwarten. Das gebrannte Kind scheut offenbar nun das Feuer.
Gar negativ für den Dollar ist Rolf Bertschi. Wie der früher für die Credit Suisse tätige und mittlerweile selbständige Markttechniker im "Chart Outlook" schreibt, steht dem Dollar-Franken-Kurs ein Test der wichtigen Unterstützungszone zwischen 0,92 und 0,91 Franken bevor. Sollte diese Zone unterschritten werden, hält Bertschi gar einen weiteren Rückschlag in die Region von 0,85 Franken für möglich. Mittel- bis langfristig bleibt der bekannte Markttechnikexperte deshalb bei seiner negativen Einschätzung.
Sich der Risiken bewussten Anlegern, welche auf eine kurze Gegenbewegung wetten möchten, bieten sich die Long Mini-Futures IUSDH (Valorennummer: 18314675) an. Wer auf einen rückläufigen Dollar-Franken-Kurs setzt, der kann dies hingegen mit den Short Mini-Futures IUSDJ (Valorennummer: 18315424) tun. In beiden Fällen handelt es sich um Derivate der Zürcher Kantonalbank mit Hebelwirkung