Der Zweitmarkt, wo gebrauchte Uhren frisch revidiert verkauft werden, hat sich zu einer beachtlichen Grösse entwickelt. Der Anbieter Chrono24 hat etablierte Marken und Modelle mit einem Marktanteil von mehr als einem Prozent unter die Lupe genommen. Dabei resultierte Cartier als klarer Sieger von 2024.
Gegenüber 2023 konnte die zu Richemont gehörende Uhrenmanufaktur den Marktanteil um beinahe 24 Prozent steigern. Auch das Transaktionsvolumen konnte in den letzten fünf Jahren um 66 Prozent auf fünf Prozent gesteigert werden. «Seit 2020 vergrössert Cartier seinen Marktanteil jedes Jahr um durchschnittlich 13 Prozent. Damit hat sich die französische Luxusuhrenmarke zum viertbeliebtesten Uhrenhersteller am Zweitmarkt entwickelt», erläutert Uhrenexperte Balazs Ferenczi von Chrono24.
Getrieben wird die Entwicklung insbesondere von den erfolgreichen Modellen Cartier Santos und Tank. Zweitere konnte letztes Jahr ihren Marktanteil um ein Drittel erhöhen auf 1,44 Prozent und belegte somit den ersten Platz im Ranking. Am Erstmarkt für neu gekaufte Uhren sei sie bereits seit Jahren die Nummer zwei.
Im letztjährigen Ranking folgen erst auf dem dritten Platz andere Markenmodelle: Patek Philippe Complications mit einem Zuwachs von 13,6 Prozent. Darauf folgen die Tudor Black Bay (12,3 Prozent) und die Breitling Navitimer (11,9 Prozent). Dahinter reihen sich die IWC Pilot (6,9 Prozent), Omega Seamaster (5,9 Prozent), Patek Philippe Calatrava (5,2 Prozent) und die Omega Speedmaster (4,1 Prozent) ein.
Weitere Player
Cartier sei allerdings nicht die einzige Erfolgsstory, auch Vacheron Constantin habe seinen Marktanteil zweistellig ausgebaut und belegt mit 12 Prozent Zuwachs den zweiten Platz. Ferenczi begründet: «Vacheron Constantin gewinnt zunehmend Marktanteile im High-End-Segment und überzeugt durch hohe Qualität, vergleichbar mit Patek Phlippe oder Audemars Piguet, ist aber preislich attraktiver.»
Die Genfer Manufaktur lancierte kürzlich die «222» in Stahl, wodurch das Interesse am Zweitmarkt zusätzlich befeuert wurde. Das neue Modell wird zum dreifachen Listenpreis gehandelt. «Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass Vacheron Constantin dabei ist, langfristig Anschluss zu finden», so Ferenczi. Die Uhr wurde von Gerald Genta konzipiert. Der Genfer zählt zu den erfolgreichsten und berühmtesten Uhrendesignern der Schweiz, der auch die Royal Oak von Audemars Piguet sowie die Nautilus von Patek designt hatte. Beide Modelle sind bis heute die meistverkauften Uhren der beiden Häuser.
Auf Vacheron Constantin folgt die Rolex-Schwester Tudor (Plus 8,6 Prozent), die trotz sinkender Preise seit 2022 zu den zehn umsatzstärksten Marken im Zweitmarkt für Luxusuhren gehört. Bemerkenswerte Performances lieferten auch die weniger etablierten Luxusuhrenproduzenten. So legten Hermès, Piaget, und die kürzlich von Breitling erworbene Universal Genève mehr als 50 Prozent zu, verfügen damit aber nach wie vor über einen Marktanteil von unter einem Prozent.
Farben und Formen
Nicht nur Marken wurden untersucht, auch die Vorlieben der Äusserlichkeiten wurden analysiert. So dominierten bei den Gehäuseformen Ellipse-förmige Uhren, goldene Farbgebungen bei der Zifferblattfarbe und das Material Rose-Gold. Der starke Anstieg von römischen Zahlen auf den Zifferblättern weise auf den allgemeinen Cartier-Trend hin, schreibt Chrono24. Bei den Gehäuseformen wird dieser auch im längeren Verlauf sichtbar: Seit 2020 haben rechteckige Uhren im Schnitt jedes Jahr um 6 Prozent an Marktanteil gewonnen und damit so viel wie keine andere Form.
Uhrenexperte Ferenczi konstatiert: «Insgesamt zeigen die Entwicklungen, dass Marken mit klarem Design-Code, Heritage und strategischer Preispolitik die besten Chancen haben, ihren Marktanteil auszubauen.»