Dass der Schweizer Aktienmarkt ein gutes Umfeld für Dividendenjäger ist, hat sich im letzten Jahr einmal mehr gezeigt. Während in anderen Ländern die Dividenden aufgrund der Corona-Pandemie gekürzt wurden, nahmen hierzulande die Dividenden um knapp 7 Prozent zu. Damit ist die Schweiz zum grössten Dividendenzahler Europas aufgestiegen. Und auch 2021 hat es für Schweizer Anlegerinnen und Anleger reichlich Dividenden geregnet. Allein die 20 SMI-Firmen werden 2021 rund 40 Milliarden Franken ausgeschüttet haben - so viel wie nie zuvor.
Doch schaut man sich auf dem Schweizer Aktienmarkt die grosszügigen Dividendenzahler von 2021 an, zeigt sich: Bei der Frage, welche Aktie eine potenzielle Dividenden-Königin sein könnte, muss differenziert werden. So lockt die Bellevue-Aktie gemessen an der Ausschüttung 2021 mit einer zweistelligen Dividendenrendite (rund 11 Prozent). Im letzten Jahr betrug diese Kennzahl gar rund 15 Prozent. Der Wermutstropfen: Beide Male handelte es sich um Sonderdividenden, die durch Firmenveräusserungen finanziert wurden. Diese haben zuletzt jeweils fast drei Viertel der Gesamtdividende ausgemacht.
Bellevue-Aktie interessant, aber kein Dividendentitel
Hintergrund: 2019 hatte Bellevue seine SIX-Beteiligung verkauft - und 2020 nahm die Bank zusätzliches Geld durch den Verkauf der Bank am Bellevue ein. Bei der nächsten Dividendenzahlung von Bellevue sollten Anlegerinnen und Anleger demnach nicht auf eine erneute Sonderausschüttung hoffen. Dennoch ist die Aktie nicht uninteressant. Bellevue ist in der boomenden Gesundheitsbranche investiert (grösstes Anlagevehikel: BB Biotech) und will stark wachsen. Man strebt ein jährliche Wachstum von fünf bis zehn Prozent an - auch mit Akquisitionen.
Ebenfalls von einer Sonderdividende profitiert haben Aktionärinnen und Aktionäre von Bystronic (ehemals Conzzeta). Die Dividendenrendite beträgt für 2021 rund 5 Prozent. Der Mischkonzern treibt seit Jahren seine Devestitions-Strategie voran und hat das Aktionariat bereits im letzten Jahr mit einer ordentlichen Zusatzausschüttung an der neu gewonnen Liquidität beteiligt. Bystronic will weiter auf Verkaufstour gehen. Noch in diesem Sommer soll der Verkauf der Outdoor-Sparte Mammut an die britische Telemos Capital abgeschlossen werden.
Das lässt Anleger auch beim nächsten Dividendentermin auf eine Sonderausschüttung hoffen. Allerdings ist die Aktie angesichts des Dividenden-Regens bereits ordentlich gelaufen und mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 40 mittlerweile sportlich bewertet. Baldige Rücksetzer im Aktienkurs dürften nicht überraschen.
EFG-Aktie bringt Dividende und etwas Kursphantasie
Beim OTC-Broker Compagnie Financière Tradition (CFT) verhält es sich etwas anders. Die Dividendenrendite für 2021 von 5,5 Prozent ist attraktiv und kommt ganz ohne Sonderausschüttung zustande. CFT zahlt seit Jahren stabile Dividenden. Der Broker für ausserbörslichen Handel (OTC) agiert in einem relativ stabilen und wenig schwankungsanfälligen Geschäftsbereich. Das lässt Anleger zurecht auf eine ordentliche Ausschüttung auch im nächsten Jahr hoffen. Allerdings ist das Kurspotenzial der wenig gehandelten Aktie eher bescheiden. Wer sichere und grosszügige Dividenden schätzt, mag darüber hinwegsehen können.
Wer zu einer stabilen Dividende noch ein gewisses Kurspotenzial haben will, könnte bei der Aktie von EFG fündig werden. Die Zürcher Privatbank schüttete jüngst eine Dividende von 0,3 Franken aus, was aktuell einer Rendite von etwas mehr als 4 Prozent entspricht. Ein Pluspunkt: EFG zahlt ihre Dividenden in der Regel aus ihren üppigen Kapitalreserven. Sie muss also nicht versteuert werden. Ein wenig Kursphantasie bringen die erledigten Rechtsstreitigkeiten, die EFG jahrelang belastet hatten. Im ersten Quartal hat die Privatbank die verwalteten Vermögen auf eine Rekordhöhe gesteigert. Zudem will man weiter Neugelder anziehen und die Kosten noch weiter senken. Das könnte der Aktie weiter guttun.
Die grossen Dividenden-Aktien Swiss Re, Zurich und Swisscom
Wer bei Schweizer Dividenden-Aktien auf Nummer sicher gehen will, kann auf die grossen bekannten Titel zurückgreifen. Hier sitzt weiterhin der Rückversicherer Swiss Re mit einer Rendite von 6,8 Prozent auf dem Dividenden-Thron. Hinzu kommt, dass die Aktie noch immer 25 Prozent unter ihrem Vor-Corona-Niveau notiert. Analysten erwarten schon länger eine stärkere Erholung der Aktie.
Schon deutlich mehr aufgeholt hat die Aktie von Zurich Insurance. Dennoch lässt sich die Rendite von 5,3 Prozent mehr als sehen. Zurich gehört zu den zuverlässigsten Dividendenzahlerinnen der Schweiz. Ebenso zu den Klassikern gehört Swisscom (Dividendenrendite: 4,3 Prozent). Als defensives Langfrist-Investment liegt die Aktie des Telekom-Marktführers der Schweiz in vielen Portfolios.
Etabliert als zuverlässige Dividendenzahler haben sich auch viele Schweizer Retailbanken. Die Spitzenreiter sind hier derzeit Valiant, die Basler Kantonalbank und die Banque Cantonale Vaudoise.