Swiss Life schrammt mit dem Jahresergebnis an den Analystenschätzungen vorbei. Mit 20 Milliarden Franken liegen die verdienten Bruttoprämien und Kommissionserträge am ganz unteren Ende der Erwartungen. Auch der operative Jahresgewinn in Höhe von 1,47 Milliarden Franken fällt tiefer als erhofft aus. Analysten gingen im Vorfeld von 1,53 Milliarden Franken aus, wobei der Lebensversicherungskonzern 70 Millionen Franken für einen Rechtsstreit in den USA zurückstellen musste. Ohne diese Rückstellungen hätte Swiss Life die Erwartungen locker übertroffen.
Gut kommt in Expertenkreisen auch die starke Eigenkapitalentwicklung an. Diese erlaubt es dem Unternehmen, den Aktionären trotz rückläufiger Gewinnentwicklung eine Dividende von 21 Franken je Titel zu entrichten. Nur die wenigsten Analysten hatten eine solche Dividendenerhöhung auf dem Radar.
Experten gewinnen dem vorliegenden Zahlenkranz mehr positive als negative Aspekte ab. Dazu zählen neben der Dividendenerhöhung auch die steigende Bedeutung des mit einer geringen Kapitalbindung einhergehenden Kommissionsgeschäfts sowie der erfreulich hohe Gewinnbeitrag aus der Vermögensverwaltung.
Analystenstimmen mehrheitlich versöhnlich
Nach einem frühen Rücksetzer auf 453,60 Franken kann die Swiss-Life-Aktie Boden gutmachen. Zur Stunde notiert sie mit 459,30 Franken in etwa auf dem Schlussstand vom Vorabend.
Wie Morgan Stanley vorrechnet, liegt der operative Jahresgewinn um rund 5 Prozent unter den Markterwartungen und immerhin um 3 Prozent unter den bankeigenen Schätzungen. Die US-Investmentbank macht zu hohe Markterwartungen für die Differenz verantwortlich. Sie rät mit "Underweight" und einem Kursziel von 424 Franken zum Verkauf der Aktie.
Wohlwollender äussert man sich bei der Credit Suisse. Die Grossbank hebt die verbesserte Ergebnisqualität hervor. Sie stuft die Aktie zwar weiterhin nur mit "Neutral" ein, dürfte das 365 Franken lautende Kursziel womöglich aber erhöhen.
Aus Sicht der Zürcher Kantonalbank kann Swiss Life für das vergangene Jahr sogar ein vorteilhaftes Kennzahlenset ausweisen, das weitere operative Fortschritte aufweist und die Erwartungen gut erfüllt. Das Anlageergebnis und die Eigenmittelsituation bezeichnet die Zürcher Bank ebenfalls als "gut". Sie empfiehlt die Aktie als einzige der drei Banken mit "Übergewichten" zum Kauf.
Raum für höhere Ausschüttungen
Beobachtern zufolge hebt sich die Aktie von Swiss Life in Bezug auf die Dividendenrendite zwar nur unwesentlich von jenen anderer Schweizer Versicherungsunternehmen ab. Allerdings rechnen die Analysten über die kommenden Jahre mit weiteren Steigerungen. Gut möglich, dass der eine oder andere seine künftigen Dividendenerwartungen nun sogar unter positiven Vorzeichen überarbeiten muss.
Vontobel geht für die nächsten zwei Jahre von einer kontinuierlichen Erhöhung auf 24 Franken je Aktie aus. Die US-Investmentbank Citigroup sieht den Lebensversicherungskonzern für das Jahr 2022 sogar fast 25 Franken ausschütten. Ob diese Annahmen realistisch sind, wird sich zeigen müssen.
Parallel dazu kauft der Lebensversicherungskonzern eigene Aktien zurück. Das laufende Rückkaufprogramm dürfte eigenen Angaben zufolge bis Mai abgeschlossen sein. Von einem Nachfolgeprogramm ist noch nichts bekannt.
Mit einem Kursplus von fast 12 Prozent ist die Swiss-Life-Aktie gut ins neue Börsenjahr gestartet. Gegenüber dem Stand unmittelbar vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie vom Februar letzten Jahres bei etwas mehr als 520 Franken errechnet sich allerdings noch immer ein Minus von mehr als 10 Prozent.