Die Aktie von On tauchte an der New Yorker Börse am Donnerstag um 16,2 Prozent. Das ist laut Bloomberg-Daten der grösste Tagesverlust seit dem 5. Mai 2022, als ein Minus von 16,8 Prozent zu Buche stand. Am gestrigen Tag wurden bei On damit rund 3 Milliarden Dollar an Börsenwert ausradiert. Die Firma hat nun noch eine Marktkapitalisierung von 12,2 Milliarden Dollar.
On litt wie andere Sportartikelhersteller unter den neuen Zoll-Ankündigungen von Donald Trump. Vietnam wurde von Trump mit einem Zollsatz von 46 Prozent, Kambodscha mit 49 Prozent, Bangladesch mit 37 Prozent und Indonesien mit 32 Prozent belegt.
Die meisten Sportartikelhersteller produzieren ihre Waren in diesen Ländern, vor allem in Vietnam. «Sportbekleidungsmarken werden von den höheren Zöllen auf Vietnam unverhältnismässig stark betroffen sein», zitierte Reuters den Analysten Cedric Rossi von der Investmentbank Bryan Garnier. Vietnam exportierte im letzten Jahr Textilien im Wert von 44 Milliarden Dollar.
Nike etwa produzierte im Geschäftsjahr 2024 die Hälfte seiner Schuhe sowie 28 Prozent seiner Bekleidung in Vietnam. Adidas hat im letzten Jahr 39 Prozent seiner Schuhe und 18 Prozent seiner Bekleidung in Vietnam hergestellt. Auch Lululemon ist stark engagiert in Vietnam. Die Aktie von Adidas verlor am Donnerstag 12 Prozent, Nike 14 Prozent, Puma 10 Prozent.
Der überproportionale Kurssturz von On am Donnerstag lässt sich mit dem hohen Anteil der Produktion in Vietnam erklären. Im letzten Jahr produzierte das Unternehmen 90 Prozent der Schuhe in Vietnam und 10 Prozent in Indonesien. Rund zwei Drittel der On-Waren werden in Nordamerika verkauft, zur Hauptsache in den USA.
Bereits zu Trumps erster Amtszeit zwischen 2016 und 2020 verlagerten viele Hersteller ihre Produktion von China weg in andere Länder, um US-Zöllen und steigenden Produktionskosten zu entkommen. Nun trifft der Bannstrahl Trumps die Produzenten an ihren «Fluchtorten».
Sportartikelhersteller werden Preise erhöhen müssen
«Es gibt keinen Ausweg», so das Fazit von Mary Ross Gilbert, Analystin bei Bloomberg Intelligence. «Bekleidungsmarken werden mit Sicherheit gezwungen sein werden, die Preise zu erhöhen». Ein Analyst der UBS kommt zum gleichen Schluss. Erwartet werden Preiserhöhungen von etwa 5 Prozent. Wie die Konsumenten auf solche Preiserhöhungen in einem womöglich rezessiven oder inflationären Umfeld in den USA reagieren, bleibt abzuwarten.
Bereits vor dem «schwarzen Donnerstag» an den Börsen reduzierte der zuständige Analyst von Needham das Kursziel für die On-Aktie von 64 auf 50 Dollar, was noch immer deutlich über dem aktuellen Kursniveau von 37,65 Dollar liegt. Etwas pessimistischer war der Experte von Jefferies, der zu Wochenbeginn die Abdeckung von On mit einem «Hold»-Rating aufnahm mit einem Kursziel von 44 Dollar.
Der Analyst ist der Meinung, dass sich das Wachstum von On verlangsame, da sich Kunden wieder vermehrt Nike zuwenden. «Die Aktien von On sind fair bewertet und liegen bereits am oberen Ende der Konkurrenz im Sportbekleidungs- und Schuhbereich», so der Jefferies-Analyst weiter.
Das war wie gesagt vor dem Börsenbeben am Donnerstag. Einige Analysten werden in den nächsten Tagen und Wochen wohl zu Neubeurteilungen kommen. Noch immer empfehlen 25 Analysten die On-Aktie zum Kauf, fünf sprechen sich für «Halten» aus, kein Analyst hat eine «Verkaufen»-Empfehlung. Die Aktie von On erreichte am 30. Januar ein Rekordhoch von 63,62 Dollar, ist seither aber deutlich zurückgekommen.
On ist in den letzten Jahren, vor allem seit dem Börsengang an der New York Stock Exchange 2021, stark gewachsen. Die Firma hat 2024 erstmals mehr als zwei Milliarden Franken umgesetzt. Der Reingewinn lag mit 242 Millionen Franken drei Mal höher als ein Jahr zuvor. On rechnet für ganz Amerika weiterhin mit einem starken Wachstum, da die Markenbekanntheit immer noch gering sei. Dafür investiert On verstärkt in Werbung und setzt dabei neben Spitzenathleten auch auf Partnerschaften mit Stars.
3 Kommentare
Erstaunlich? Vietnam 46%...On Produziert zu 90% in Vietnam....und dann sagen sie die Preise werden um 5% erhöht? Wie geht das auf?
Ich denke nicht, dass On ein Problem mit den Zöllen der USA hat. Wenn diese Schuhe mit einer bis zu 20-fachen Marge der Produktionskosten verkauft werden, sind auch die geplanten 5% Preiserhöhung eine Frechheit. Die Leute, welche On Schuhe kaufen, sind sich offenbar nicht bewusst, dass die Mitarbeiter in diesen Fabriken aufs schlimmste ausgebeutet werden. Oder sie wollen es wohl eher gar nicht wissen. Jede Person, die einen On Schuh kauft, unterstützt diese Praxis auch noch. Wirklich, mehr als bedenklich.
Auf diese Schuhe verzichte ich schon lange.