Im Februar haben die Aktien von ABB rund 5 Prozent hinzugewonnen, während der Swiss Market Index nicht ganz 2 Prozent gestiegen ist. Seit Anfang Woche legten die ABB-Valoren 2,5 Prozent auf 52,50 Franken zu, womit sie wiederum besser abschnitten als der Gesamtmarkt, der ein geringfügiges Minus verzeichnet hat.
Konjunkturdaten haben die Aktien des schweizerisch-schwedischen Technologieunternehmens in den letzten Tagen angeschoben. So zog der ZEW-Index auf 26 Punkte an, das Plus gegenüber dem Januar beträgt 15,7 Punkte. Das sei der stärkste Anstieg des Index in den vergangenen zwei Jahren. Er bildet die Erwartungen für den Wirtschaftsgang in Deutschland ab. Da Deutschland die wichtigste europäische Volkswirtschaft ist und ABB etwa ein Drittel des Umsatzes in Europa macht, schöpften die Anleger Zuversicht. Zudem stieg in den USA, einem weiteren wichtigen Markt für ABB, der Empire State Index um 18,3 Punkte - von minus 12,6 im Januar auf plus 5,7 Punkte im Februar.
Nun aber treten die Experten des Analyseunternehmens Morningstar auf die Bremse. Sie sehen die Aktien von ABB mittlerweile als überbewertet an, wie sie in einem Bericht vom Donnerstag schreiben. Der faire Wert liege bei 45,50 Franken, also gut 15 Prozent unter der gegenwärtigen Notierung. Entsprechend lautet die Einstufung «Sell» - eine Einschätzung, die sechs andere Analysten teilen und die insofern Bestätigung findet, als der Konsens für das Preisziel bei 50,79 Franken und damit unter dem aktuellen Stand der Aktie liegt.
Unbestritten ist diese Sicht freilich nicht. Am Freitag rief der zuständige Analyst von Redburn Atlantic (RA) erneut sein schon im Januar gefasstes Kursziel von 60 Franken aus - eines der höchsten für ABB; der RA-Experte bewegt sich mit dieser Angabe auf Höhe mit den Experten von Octavian (Kursziel: 60 Franken) und Danske Bank (Kursziel 61,73 Franken). Alle drei - Redburn Atlantic, Octavian, Danske Bank - empfehlen, den Titel zu kaufen.
Die Mehrheit der Analysten befindet sich indes zwischen den Polen, die durch Morningstar sowie durch Redburn Atlantic und anderen gebildet werden: «Halten» lautet die überwiegende Einstufung für ABB.
Morningstar empfiehlt Richemont zum Verkauf
Morningstar überprüft Monat für Monat, welche in Europa notierten Aktien überbewertet sind. Diesmal stiessen die Analysten neben ABB noch auf eine weitere Schweizer Aktie: Richemont. Die Aktien des Luxusgüterkonzerns sind seit Anfang Jahr rund 30 Prozent gestiegen, während der Gesamtmarkt etwas mehr als 10 Prozent hinzugewonnen hat.
Schub gaben insbesondere die Zahlen zum dritten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25. Es war das umsatzstärkste Quartal aller Zeiten, die Markterwartungen wurden deutlich übertroffen. Die Aktie zog am Berichtstag 16 Prozent auf 161,80 Franken an. Mittlerweile steht sie bei 180 Franken - zu hoch, sagen die Experten von Morningstar. Der faire Wert liege bei 154 Franken, knapp 17 Prozent tiefer als der aktuelle Preis. Das Rating lautet «Sell».
Morningstar widerspricht mit dieser Einschätzung dem Konsens teilweise. Für die Mehrheit der Experten ist Richemont ein Kauf. Doch das mittlere Preisziel liegt mit 172,83 Franken wiederum unter dem Wert, zu dem die Aktie des Luxusgüterkonzerns derzeit gehandelt wird. Offen ist, ob die Analysten ihre Kursziele demnächst hochziehen - oder ob mit einem Kursverlust rechnen muss, wer weiterhin auf Richemont setzt.