Der Ausverkauf an den amerikanischen Aktienmärkte hat sich am Dienstag fortgesetzt. Der marktbreite S&P 500 verlor weitere 0,76 Prozent, der technologielastige Nasdaq 100 gab 0,28 Prozent nach. Seit Anfang Jahr büsste der S&P 500 mehr als 5 Prozent ein; im gleichen Zeitraum sank der Nasdaq 100 um nahezu 8 Prozent.
Sinnbildlich für den Abschwung steht die Performance der «Magnificent 7», der sieben grossen US-Technologieunternehmen. Unter ihnen kann sich derzeit nur Meta behaupten. Die Aktien des Internetkonzerns haben seit Anfang Januar 3,45 Prozent hinzugewonnen. Dahingegen müssen die Anleger von Nvidia (minus 19 Prozent) und Tesla (minus 42,90 Prozent) besonders hohe Kursverluste tragen. Auch Alphabet, Apple, Amazon und Microsoft laufen seit Beginn des Jahres in der Verlustzone.
«Der Rückgang resultiert weniger aus unternehmensspezifischen Faktoren, sondern vielmehr aus Sorgen über mögliche Zölle und eine Konjunkturabschwächung in den USA», sagt Maurizio Porfiri, Anlagechef bei Maverix Securities. Dennoch sei die negative Stimmung übertrieben und eine Stabilisierung in den kommenden Tagen, führt Porfiri in seinem Marktkommentar vom Dienstag aus.
Er spricht von einer Marktrotation weg von Mega-Cap-Technologieaktien, die durch einen Mix aus Bewertungsbedenken und makroökonomische Veränderungen bewirkt werde. Von dieser Rotation werde eine Gruppe unspektakulärer Aktien profitieren - in der Terminologie des Maverix-Anlagechefs: die «Boring 9», auf Deutsch die «Langweiligen 9».
Es handelt sich um: Procter & Gamble, Union Pacific, Linde, Johnson & Johnson, Verizon Communications, American International Group, Medtronic, ExxonMobil und Chevron.
Wie die Tabelle zeigt, handelt es sich um Aktien, die sich dem allgemeinen Negativtrend der US-Märkte seit Anfang 2025 widersetzen.
Aktie / Index | Seit Anfang Jahr (%) |
---|---|
Procter & Gamble | 3,3 |
Union Pacific | 4,3 |
Linde | 8,5 |
Johnson & Johnson | 14,7 |
Verizon Communications | 8,6 |
American International Group | 12,1 |
Medtronic | 16,8 |
Exxon Mobil | 1,5 |
Chevron | 6,4 |
S&P 500 | - 5,3 |
Nasdaq 100 | - 7,8 |
Tabelle: Die «Boring 9» - Die «Langweiligen 9». Quelle: Maverix Securities, Bloomberg.
Speziell stark zeigen sich die Valoren des Medizintechnikers Medtronic (+ 17 Prozent), des Pharmazie- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson (+ 15 Prozent) und des Versicherungsunternehmens American International (+ 12 Prozent). Den Gesamtmarkt - gemessen am S&P 500 und gemessen am Nasdaq 100 - um mehrere Prozentpunkte geschlagen haben auch die anderen Titel der «Boring 9».
Alle neun Unternehmen haben zudem zwei Gemeinsamkeiten: Ihre Aktien haben weiteres Aufwärtspotenzial, und sie sind gute Dividendenzahler. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht.
Aktie | Aktueller Kurs (USD) | Durchschnittliches Kursziel (USD) | Aufwärtspotenzial (%) | Dividendenrendite (%) | Dividendenwachstum 5 Jahre (%) |
---|---|---|---|---|---|
Procter & Gamble | 173,12 | 181 | 4,6 | 2,3 | 6,2 |
Union Pacific | 237,78 | 272,52 | 14,6 | 2,3 | 7,0 |
Linde | 454,07 | 499,42 | 10,0 | 1,3 | 9,2 |
Johnson & Johnson | 165,86 | 170,05 | 2,5 | 3,0 | 5,5 |
Verizon Communications | 43,43 | 46,45 | 6,9 | 6,2 | 2,0 |
American International Group | 81,63 | 84,47 | 3,5 | 1,9 | 4,0 |
Medtronic | 93,28 | 96,32 | 3,3 | 3,00 | 5,7 |
Exxon Mobil | 109,16 | 129,11 | 18,3 | 3,6 | 2,2 |
Chevron | 154,08 | 176,76 | 14,7 | 4,5 | 6,3 |
Quelle: Bloomberg.
Das treffendste Beispiel ist Chevron. Die von Bloomberg erfassten Analysten sehen diese Aktie von gegenwärtig 154 Dollar auf über 176 Dollar steigen, was ein Gewinnpotenzial von knapp 15 Prozent bedeutet.
Der Energiekonzern gehört zudem zum Kreis der Dividendenaristokraten. Das sind Unternehmen, die in den zurückliegenden 25 Jahren die Zahlungen an die Aktionäre kontinuierlich erhöht haben. Zur Jahrtausendwende schüttete Chevron 0,65 Dollar je Aktie und Quartal aus. 2024 waren es 1,63 Dollar je Aktie und Quartal. Für das erste Quartal 2025 sind 1,71 Dollar angesagt. Die Dividendenrendite beträgt zurzeit 4,5 Prozent.
Ein anderes Beispiel ist Linde, ein Konzern, der Industriegase anbietet. Er zählt ebenfalls zu den Dividendenaristokraten, wobei das Dividendenwachstum der letzten fünf Jahre über 9 Prozent beträgt. Mit diesem Wert ist Linde Spitze unter den «Boring 9». Neben einer Dividendenrendite von - im Vergleich tiefen - 1,3 Prozent steht ein Kurspotenzial von rund 10 Prozent in den kommenden zwölf Monaten.
Auch die anderen Titel der «Boring 9» punkten entweder mit dem Aufwärtspotenzial oder der Dividendenpolitik des Unternehmens - wenn auch mit gewissen Schattierungen. Etwa weist das Telekommunikationsunternehmen Verizon Communications das geringste Fünf-Jahres-Dividendenwachstum in der 9er-Auswahl auf. Johnson & Johnson bietet das tiefste Kursgewinnpotenzial. Analysten zeigen sich zudem mehrheitlich neutral gegenüber dem Titel. 14 «Hold»-Ratings stehen 13 «Buy»-Ratings gegenüber, wobei es keine Verkaufsempfehlung gibt. Übersetzt heisst das: Man muss die Aktie nicht kaufen, kann sie aber behalten, wenn man sie schon hat.
Maverix-Anlagechef Maurizio Porfiri resümiert zu den «Boring 9» jedenfalls: «Diese Werte bieten weiteres Aufwärtspotenzial und sind attraktiv für defensiv ausgerichtete Portfolios.» Sie bieten insofern eine Alternative zu den «Magnificent 7», die in den vergangenen Wochen mehr oder weniger erheblich unter Druck geraten sind.