In den USA hat sich Lafarge auf einen teuren Vergleich geeinigt. Noch ausstehend ist das Verdikt in Frankreich.
Lafarge habe sich mit dem US-Justizdepartement (DoJ) im Vergleichsverfahren zu den umstrittenen Syrien-Geschäften der Jahre 2013 und 2014 auf eine Geldstrafe in Höhe von 777,78 Millionen US-Dollar geeinigt, teilte Holcim am Dienstagnachmittag mit. Lafarge war im Jahr 2015 im Rahmen einer Fusion im Holcim-Konzern aufgegangen.
Im Rechtsfall geht es um Vergehen, die Lafarge und die seit längerem aufgelöste syrische Tochter Lafarge Cement Syria (LCS) in Syrien begangen haben. Sie hätten sich in einem Fall der Abrede zur materiellen Unterstützung von als terroristisch eingestuften Organisationen schuldig bekannt, hiess es.
Holcim hatte im September zum US-Rechtsfall Rückstellungen gebildet, die sich mit laut Aussagen von mit der Sache vertrauten Personen in etwa auf dem Niveau des nun erzielten Vergleichs bewegen.
Holcim nicht beteiligt
Das DoJ habe in ihrem Verdikt derweil festgehalten, dass Holcim nicht an den umstrittenen Aktivitäten in Syrien beteiligt gewesen sei, unterstreicht der Schweizer Konzern. Und die Behörde habe bestätigt, dass ehemalige Lafarge-Führungskräfte ihre Aktivitäten vor und nach dem Erwerb von Lafarge durch Holcim verschwiegen hätten.
Alle umstrittenen Aktivitäten fanden laut den Angaben vor dem Erwerb von Lafarge durch Holcim statt. Und die Behörde habe darauf hingewiesen, dass Holcim über ein umfassendes Compliance-Programm verfüge und ein unabhängiger Compliance-Beobachter nicht notwendig sei, schreibt Holcim weiter.
Holcim erfuhr laut eigenen Angaben im Jahr 2016 durch Medienberichte von den gegen Lafarge vorgebrachten Vorwürfen und leitete daraufhin eigenständig eine Untersuchung dazu ein. Die Ergebnisse dazu wurden im Jahr 2017 veröffentlicht und der Konzern trennte sich von den an den Vorgängen beteiligten Lafarge- und LCS-Führungskräften.
Fall in Frankreich noch hängig
Noch nicht abgeschlossen ist der Syrien-Fall gegen Lafarge dagegen vor französischen Gerichten. Dazu würden in einem Vorprozess derzeit die Anklagepunkte ermittelt, ehe der Hauptprozess beginnen könne, erklärte ein Holcim-Sprecher auf Anfrage. Für den Fall in Frankreich stehen noch keine Rückstellungen in den Büchern, es wurde aber bereits eine Kaution in Höhe von 30 Millionen Euro beim Gericht hinterlegt.
Lafarge kooperiere weiterhin uneingeschränkt mit den französischen Behörden bei der Untersuchung der Vorgänge, heisst es im Communiqué dazu. Zugleich werde man sich gegen alle gerichtlichen Massnahmen wehren, die im Rahmen des französischen Verfahrens als ungerechtfertigt ansieht.
Im Rahmen der französischen Untersuchungen geht es um Gelder in Millionenhöhe, die Lafarge in den Jahren 2013 und 2014 an terroristische Gruppen, darunter den sogenannten Islamischen Staat (IS), sowie an Mittelsmänner gezahlt haben soll. Damit wollte Lafarge den Betrieb seiner Zementfabrik während des Bürgerkriegs in Syrien aufrechterhalten. Lafarge soll zudem Zement aus dem syrischen Werk an den IS verkauft haben, um von der Terrorgruppe im Gegenzug Rohstoffe für den Betrieb der Zementproduktion zu beziehen.
(AWP)
2 Kommentare
Die Frage sei hier mal in den Raum gestellt:
Angenommen die Chinesen hätten Lafarge gekauft ( was für Holcim und Lafarge immer der Grund für den Merger war), wie wären die US Gerichte mit dem Fall umgegangen, respektive wie hoch wäre die Busse dann gewesen?
Mann könnte meinen, auf der ganzen Welt zählt bald nur noch US-Recht.