Der Schweizer Franken hat seit Jahresbeginn gegenüber praktisch allen wichtigen Währungen Federn gelassen. Zum Dollar verlor die hiesige Valuta 4,6 Prozent, zum britischen Pfund 4,2 Prozent und zur dänischen Krone sowie zum Euro je 2,9 Prozent. Im Vergleich zu den G10-Währungen resultierte einzig gegenüber dem japanischen Yen ein Plus von 1,6 Prozent.
Währung zum Franken | seit 1.1.2024 | 6 Monate |
US-Dollar (USD/CHF) | - 4,6 % | + 0,3 % |
Britisches Pfund (GBP/CHF) | - 4,2 % | - 0,1 % |
Dänische Krone (DKK/CHF) | - 2,9 % | - 0,2 % |
Euro (EUR/CHF) | - 2,9 % | - 0,2 % |
Kanadischer Dollar (CAD/CHF) | - 2,3 % | + 0,1 % |
Schwedische Krone (SEK/CHF) | - 2,2 % | + 5,8 % |
Norwegische Krone (NOK(CHF) | - 1,4 % | - 0,8 % |
Neuseeländischer Dollar (NZD/CHF) | - 1,1 % | - 2,2 % |
Australischer Dollar (AUD/CHF) | - 0,3 % | - 0,6 % |
Japanischer Yen (JPY/CHF) | + 1,6 % | + 2,8 % |
Quelle: (cash/Bloomberg)
Es ist primär die Zinsdifferenz, welche Devisenhändler und -strategen veranlasst, Gelder aus Schweizer Franken in höher verzinsliche Währungen wie den amerikanischen Dollar oder das britische Pfund umzuschichten. Eine Geldmarktanlage in Franken wirft 1,45 Prozent ab, in den beiden angelsächsischen Währungen liegt der Satz dagegen mit 5,38 Prozent in Dollar und 5,24 Prozent in Pfund deutlich über der Fünf-Prozent-Marke. Bei diesen sogenannten «Carry Trades» wird Geld in der Währung mit dem tiefen Zinssatz verkauft und die Währung mit dem höheren Zinssatz gekauft und damit die Zinsdifferenz dem Konto gutgeschrieben.
Dabei spielt das aktuelle Zinsniveau eine Rolle, aber auch die zukünftigen Erwartungen. Und da hat sich in den letzten zwei Monaten eine Änderung zu Ungunsten des Frankens ergeben. So hat die US-Notenbank Fed die erste Leitzinssenkung nach hinten verschoben und diese wird nicht mehr im März, sondern erst im Juni oder gar Juli erwartet. Ebenso hat die Europäische Zentralbank (EZB) allfällige Erwartungen auf eine frühe Zinssenkung gedämpft. Auf der anderen Seite ist die hiesige Teuerung seit Jahresanfang deutlich stärker als erwartet gesunken. Der Franken-Zinssatz für ein Monatvon 1,45 Prozent signalisiert nun mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit, dass die SNB die Zinsen bereits im März von 1,75 auf 1,50 Prozent senken könnte.
Die von cash.ch befragten Ökonomen und Strategen sind geteilter Meinung, ob die Schweizerische Nationalbank (SNB) vor der Fed respektive der EZB die Zinsen senken wird. Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, argumentiert, dass der Franken zurzeit immer noch sehr hoch bewertet ist, vor allem auch in realer Rechnung - sprich unter Berücksichtigung der Inflationsunterscheide. Er erwartet deshalb, dass die SNB die Zinsen bereits im März senkt. Andernfalls würde der Aufwärtsdruck auf den Franken erneut zunehmen. «Aber auch aus inländischen Überlegungen könnte die SNB die Zinsen senken. Die Gefahr von Zweitrundeneffekten ist deutlich gesunken, die Lohnentwicklung ist moderat und das wirtschaftliche Umfeld eher moderat.»
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank erachtet dagegen den Zeitpunkt für eine Zinssenkung im März als zu früh: «So sehr der weitere Rückgang der Inflationsrate auf 1,2 Prozent erfreuen mag, die Inflationsgefahren sind noch nicht gebannt.» Die SNB wird deshalb mit Zinssenkungen behutsam vorgehen. Auch der Personalwechsel an der Spitze der SNB könnte für aufschiebende Wirkung auf etwaige Zinssenkungsabsichten haben. Thomas Jordan dürfte vor seinem angekündigten Amtsende im September sämtliche Inflationsgefahren gebannt wissen. Einen geldpolitischen Lockerungskurs könnte er deshalb seinem Nachfolger überlassen. «Wir rechnen für das laufende Jahr jedenfalls mit keinen Zinssenkungen.»
Euro hat nur kurzzeitig Potenzial
Sowohl Junius und Gitzel von der VP Bank sind sich einig, dass sich der Euro zum Franken kurzfristig aufwerten kann. Die niedrige Inflation und das Potenzial, dass die SNB die Zinsen vor der EZB senkt, spricht über einen kürzeren Zeithorizont gegen den Franken, meint Junius auf Anfrage von cash.ch. Deshalb dürfte der Franken in den nächsten Monaten eher stagnieren oder sich leicht abschwächen.
Langfristiger Trend zu einem stärkeren Franken ist intakt
Auf einen etwas längeren Zeithorizont erwarten die Ökonomen Junius und Gitzel aber wieder einen stärkeren Franken zum Euro. «Über die mittlere Frist wird sich diese Überbewertung des Frankens zum Euro dank der niedrigeren Inflationsraten in der Schweiz wieder abbauen und zum Jahresende erwarten wir auch wieder einen leicht höheren Franken von 0,93 Euro pro Franken», so der Chefökonom von J. Safra Sarasin. Gitzel erwartet eine ähnliche Entwicklung, aber zeitverzögert. «Der Blick in die Eurozone hinein ist leider nicht besonders erbaulich.» Er erwartet für den Rest des Jahres einen stabileren Euro, ehe es dann im Jahr 2025 Richtung 0,92 Franken gehen könnte.
Während der Franken in den letzten zwei Jahren als sicherer Hort wegen der hohen Inflationsraten in Europa und Übersee gefragt war, herrscht aufgrund der aktuellen Zinsdifferenz sowie des unklaren Zeitfensters, wann die wichtigsten Zentralbanken mit den Leitzinssenkungen beginnen werden, Unsicherheit an den Märkten. Entsprechend bleiben die Devisenhändler vorerst auf die Zinsdifferenzen fokussiert und setzen auf die Währungen, welche die attraktivsten Zinsen abwerfen.
Das lässt sich daran ablesen, dass der Schweizer Franken am Montag nach Veröffentlichung der höher als erwartet ausgefallenen Schweizer Inflationsrate von 1,2 Prozent nur kurzzeitig gegenüber den drei Währungen US-Dollar, Euro und dem englischen Pfund um etwas mehr als 0,5 Prozent zulegen konnte. Dieses Aufbäumen war aber nur ein Strohfeuer und der Franken hat die Gewinne im Tagesverlauf wieder abgegeben. Im späten europäischen Devisenhandel verliert der Franken gegenüber dem Pfund und dem Euro 0,50 respektive 0,25 Prozent.
Die Augen der Marktteilnehmer bleiben nun auf den Zinsentscheid der EZB am Donnerstag, den 7. März, sowie auf die am 21. März anstehende geldpolitische Sitzung der Schweizerischen Nationalbank fokussiert. Grundsätzlich wird erwartet, dass die EZB die Leitzinsen diese Woche unverändert belässt. Sollte die SNB zwei Wochen später die Leitzins von 1,75 Prozent 1,50 Prozent eher unerwartet senken, so würde dies den Schweizer Franken kurzfristig weiter schwächen - zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem klar wird, wann die US-Notenbank Fed respektive die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen reduzieren. Lässt die Schweizer Notenbank im März die Zinsen wie erwartet unverändert, dürfte dies dem Schweizer Franken Auftrieb verleihen. Dies, weil die Zinsdifferenz zu Dollar, Euro und Pfund im Moment nicht grösser wird.
1 Kommentar
Die Tabelle ist beängstigend. Die Annahme der 13. AHV Rente ist ja schon brandgefährlich.