Die Aktien der Online-Apotheke DocMorris notieren am Mittwoch nach Handelsbeginn 2,6 Prozent tiefer bei 40.76 Franken. Der Titel schloss am Dienstag 12 Prozent tiefer bei 42 Franken und hat seit Jahresbeginn nahezu 50 Prozent an Wert verloren.
Die Versandapotheke hat im ersten Halbjahr einen hohen Verlust erlitten und den Ausblick gesenkt, wie am Dienstag mitgeteilt wurde. Während der Verlust erwartet worden war, zeigten sich Analysten vom gesenkten Ausblick negativ überrascht. Der Verlust ist vor allem auf die Verlangsamung der Verkäufe von Papierrezepten sowie die hohen Marketingkosten im Zusammenhang mit der Einführung von elektronischen Rezepten zurückzuführen.
UBS-Analyst senkt das Kursziel und reduziert seine Umsatzprognose
Analysten reagieren am Mittwoch ungnädig. Die UBS senkte das Kursziel für die Aktien von 29 auf bloss noch 27 Franken und blieb bei ihrer Einstufung "Sell". Nach den Ergebnissen des ersten Halbjahres passt der zuständige Analyst seine Prognosen für das Unternehmen an. Er erwartet, dass der Marktanteil von Versandapotheken in Deutschland bei verschreibungspflichtigen Medikamenten langsamer wächst als bisher angenommen.
Aufgrund dieser Annahme reduzierte seine Umsatzprognosen, er geht für die Jahre 2024 bis 2026 von einem organischen Wachstum von lediglich 10, 54 und 23 Prozent aus. Infolgedessen rechnet er für 2024 und 2025 mit höheren Reinverlusten je Aktie von minus 6,92 Franken und minus 3,59 Franken. Erst im Jahr 2026 sieht er das Unternehmen einen Gewinn ausweisen, mit einem prognostizierten Gewinn je Aktie von 0,54 Franken.
Noch deutlicher bei der Senkung des Kursziels ist Octavian. Der zuständige Analyst reduzierte die "Preismarke" von 100 gleich auf 50 Franken. Die Einstufung lautet weiterhin "Hold".
Das E-Rezept gewinne zwar an Schwung, aber nicht so schnell wie ursprünglich erwartet, so die Begründung der Analystin. Der unsichere Umsatzausblick für das zweite Halbjahr sowie die Verschlechterung bei der EBITDA-Guidance veranlasst die Analystin ebenfalls zur Senkung ihrer Schätzungen. Der EBITDA dürfte nun aus ihrer Sicht erst im Jahr 2026 die Gewinnschwelle erreichen.
Alles in allem befinde sich das E-Rezept immer noch in einer frühen Anlaufphase und es sei daher schwierig, feste Schlüsse zu ziehen, so die Expertin weiter. Entsprechend rechnet sie weiterhin mit einer hohen Volatilität für die Aktie, bis der Wachstumspfad für das E-Rezept ersichtlicher werde.
Hauck Aufhäuser hält an Kaufempfehlung fest
Hauck Aufhäuser hat das Kursziel für die Aktien von DocMorris dagegen nur auf 90 Franken von zuvor 100 Franken gesenkt und hält weiterhin an der Kaufempfehlung ("Buy") fest.
Seit Anfang 2021, als das Unternehmen noch unter dem Namen Zur Rose firmierte, haben die Aktien über 90 Prozent ihres Wertes eingebüsst. Laut der Zürcher Kantonalbank machen sich die deutschen Konsumenten erst langsam mit der Online-Einlösung elektronischer Rezepte vertraut. Die Einführung befinde sich noch in der Anfangsphase.
Für die Anleger von DocMorris bleibt die Lage angespannt. Der jüngste Kursrückgang stellt bereits die zweite Enttäuschung innerhalb weniger Wochen dar. Bereits im Juli hatte das Unternehmen Umsätze gemeldet, die hinter den Markterwartungen zurückblieben, was den Aktienkurs erheblich belastete.
Die weiterhin hohen Marketingausgaben, die notwendig sind, um die Akzeptanz des E-Rezepts bei den Konsumenten zu fördern, bleiben ein zentrales Risiko für die zukünftige Entwicklung der Aktie.
(AWP/Bloomberg/cash)
4 Kommentare
Das war ja klar. Die UBS hält aber weiterhin in Fonds 25 % vom Doc Morris. Also kann die Zukunft nicht so schlimm sein.
Ich würde mich sehr wundern, wenn die UBS die 25% auf eigene Rechnung hält. Die UBS braucht alleine zum Bedienen ihrer SPI und anderen CHF Fonds einen erheblichen Anteil an MBT, da wird ein Grossteil in ETFs stecken.
Wird es etwa Meyer Burger gleich gehen? Nochmals 50% Verlust im Aktienwert?
Nein, MBT ist bereits ein Default-Kandidat, d.h. bei MBT droht der Totalverslust, weil der Business Case nicht selbsttragend ist. Das ist bei DocMorris anders - die haben einen funktionierenden Geschäftsteil, was nicht funktioniert, ist die Skalierung im digitalen Markt. Das wird also schlimmstenfalls zu einem Abaschreiber der entsprechenden Investitionen führen, womit ein erheblicher Teil Eigenkapital vernichtet wird. Gleichzeitig werden die Wachtums- und Gewinnaussichten revidiert werden müssen. Beides wird dann zu einer deutlichen Neubewertung der Aktie führen. Aber nicht zu einem Totalverlust wie bei MBT.