Der Swiss Market Index (SMI) hat seit Jahresbeginn 10 Prozent gewonnen, beflügelt von guten Ergebnissen des ersten Quartals, sinkender Inflation und der Erwartung baldigen weiteren Zinsschritte. Die eher defensive Zusammensetzung des SMI hat aber wie so oft zu einer Underperformance gegenüber anderen Länderindizes geführt. So steht der breite US-Index S&P 500 19 Prozent höher. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob auch die Halbjahreszahlen die notwendigen Impulse liefern, damit der Anstieg weitergehen kann. 

cash.ch hat bei allen 20 SMI-Titeln einen Blick auf die Analysten-Ratings geworfen und aufgrund von Daten von Bloomberg die durchschnittlichen Kurspotenziale auf zwölf Monate zusammengetragen. Wichtig dabei: Kursziele von Analysten können zwar einen Einblick in die Marktmeinung geben, aber sie sollten nicht als alleinige Anleitung für den Aktienhandel dienen. Kursziele sind Prognosen für die Zukunft und unterliegen Unsicherheiten, selbst bei fortgeschrittenen Berechnungsmethoden. Kursziele können sich im Nachhinein natürlich auch als falsch erweisen.

Analysten prognostizieren bei Richemont, Lonza, Nestlé und Sika auf Sicht von zwölf Monaten unter den 20 SMI-Titeln die grössten Kursgewinne.

Gelingt Nestlé der Turnaround?

Am heutigen Dienstag hat der Luxuskonzern Richemont nach Partners Group letzte Woche Einblick in die Geschäftstätigkeiten für das Halbjahr gegeben. Obwohl auch Richemont unter der Nachfrageschwäche in China, Hongkong und Macau gelitten hat, wurde dieser Umsatzrückgang durch das gute Geschäft in anderen Marktregionen ausgeglichen. Analysten sehen ein grosses Potenzial von 15 Prozent in den nächsten zwölf Monaten, das auch nach Veröffentlichung der Halbjahreszahlen wohl nicht nach unten korrigiert wird.

Die Aktien des weltweit grössten Pharmaauftragsfertigers Lonza konnten sich von ihrem Mehrjahrestief im Oktober 2023 erholen und liegen seit Jahresbeginn um 46 Prozent höher. Dies ist die beste Kursperformance im Schweizer Leitindex. Einige Analysten schätzen die Wachstums- und Margenaussichten von Lonza als deutlich besser ein als die des gesamten Sektors. Lonza könnte langfristig ein zweistelliges organisches Umsatzwachstum erreichen. Die Halbjahreszahlen am 25. Juli geben vielleicht Hinweise darüber, ob dies gelingt.

Nestlé, das Index-Schwergewicht schlechthin, zeigt ein gemischtes Bild. Der Aktienkurs liegt 4 Prozent tiefer als zu Jahresbeginn, während das zugestandene Kurspotenzial der Analysten bei 14 Prozent liegt. Das durchschnittliche Kursziel wurde innerhalb eines Jahres von 123 auf 107 Franken reduziert. Das Mengenwachstum (RIG) dürfte sich im zweiten Quartal durch Innovationen, Kapazitätserweiterungen und einen zusätzlichen Handelstag beschleunigt haben. Allerdings wird die Preisgestaltung in der Zukunft wahrscheinlich anspruchsvoller sein und das Erreichen der Margenerwartungen erfordert möglicherweise eine aggressivere Kostenkontrolle, so Marktbeobachter.

Aktie Durchschn. Kursziel (Franken) 12-Monate-Kurs-Potenzial Rating: Buy/Hold/Sell Kursentwicklung seit 1. Januar 2024
Richemont 157,6 +15 Prozent 19/13/1 +18 Prozent
Lonza 592,0 +15 Prozent 25/3/1 +46 Prozent
Nestlé 106,5 +14 Prozent 17/9/2 -4 Prozent
Sika 290,5 +11 Prozent 15/10/1 -5 Prozent
Alcon 86,5 +7 Prozent 24/5/3 +23 Prozent
Swiss Re 117,6 +6 Prozent 11/9/3 +17 Prozent
Swisscom 557,3 +6 Prozent 6/8/5 +4 Prozent
Sonova 288,0 +5 Prozent 7/12/3 +0 Prozent
Roche 269,2 +4 Prozent 13/11/5 +6 Prozent
Partners Group 1285,4 +3 Prozent 9/7/3 +3 Prozent
Novartis 101,2 +2 Prozent 15/13/2 +17 Prozent
Holcim 84,7 +1 Prozent 12/11/3 +27 Prozent
UBS 28,2 +1 Prozent 10/12/5 +7 Prozent
Logitech 83,0 +0 Prozent 6/8/5 +4 Prozent
Zurich Insurance 477,0 -1 Prozent 5/15/5 +9 Prozent
Kühne+Nagel 253,8 -1 Prozent 3/7/9 -11 Prozent
Swiss Life 641,7 -5 Prozent 6/6/3 +16 Prozent
Givaudan 4049,0 -6 Prozent 6/16/4 +23 Prozent
ABB 48,2 -7 Prozent 11/17/5 +39 Prozent
Geberit 487,9 -11 Prozent 3/11/9 +2 Prozent

Quelle: Bloomberg, Stand 16. Juli 2024.

Der Pharmakonzern Novartis hat in diesem Jahr die Kursentwicklung seines Rivalen Roche deutlich übertroffen. Dennoch bieten beide Aktien gemäss bezüglich dem durchschnittlichen Kursziel nur wenig Potenzial. Novartis wird am Donnerstag die Ergebnisse für das zweite Quartal bekannt geben. Einige Analysten erwarten eine Erhöhung der Prognose. Dies könnte zu höheren Kurszielen der Analysten führen.

Bis Mitte Juni sah es bei Logitech in Bezug auf die Kursperformance vielversprechend aus. Seitdem sind die Gewinne jedoch geschmolzen. Auch die Analysten bleiben beim Unterhaltungselektronikhersteller vorsichtig. Es wird kein Kurspotenzial mehr erwartet, und eine Mehrheit der Ratings lautet "Hold". Die Analysten der Deutschen Bank haben kürzlich Öl ins Feuer gegossen, indem sie eher skeptisch bezüglich der bisherigen Geschäftsentwicklung und der bevorstehenden Zahlen am 23. Juli geäussert haben.

Baukonjunktur in Europa lastet auf Geberit

Analysten sehen im Schnitt gar negatives Kurspotenzial bei Zurich Insurance, Kühne+Nagel, Swiss Life, Givaudan, ABB und Geberit. Die Aktien des Lebensversicherers Swiss Life befinden sich seit Oktober 2022 im Aufwärtstrend und haben seit Jahresbeginn um 16 Prozent zugelegt. Die bevorstehende Veröffentlichung der Zahlen Anfang September dürfte keine grossen Überraschungen bringen, aber das mögliche Ankündigen eines Aktienrückkaufprogramms wird im Fokus stehen.

Auch der Duftstoffhersteller Givaudan verzeichnet eine positive Kursentwicklung mit einem Plus von 23 Prozent seit Jahresbeginn und 44 Prozent in den letzten zwölf Monaten. Jedoch bleiben die Analysten aufgrund dieses Anstiegs vorsichtig, mit einem Kurspotenzial von minus 6 Prozent und sechs "Buy"-Ratings im Vergleich zu 16 "Holds" und vier "Sells". Der Konzern wird nächste Woche seine Halbjahresergebnisse bekannt geben und dürfte weiterhin eine positive Umsatzdynamik aufrechterhalten. 

Der Sanitärtechnik-Spezialist Geberit musste aufgrund der schwachen Baukonjunktur im ersten Quartal rückläufige Umsatzzahlen veröffentlichen. Die Aktie hat sich seit Jahresbeginn nicht gross bewegt, und Analysten sehen sie rund 11 Prozent tiefer - das schlechteste Negativpotenzial im SMI. Barclays erwartet jedoch bei den anstehenden Halbjahresergebnissen Mitte August eine gewisse positive Überraschung bei der Volumenentwicklung, da sich die Lagerbestände im zweiten Quartal verbessert haben könnten. Die aktuellen positiven Aussichten für das Unternehmen sind jedoch bereits weitgehend im Aktienkurs reflektiert.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren