Kurssprung von Tesla-Aktien: Analysten warnen vor langfristigen Risiken

Kursentwicklung der Tesla-Aktien.

Tesla meldete für das dritte Quartal einen Gewinn pro Aktie von 0,62 Dollar, während Analysten nur 0,51 Dollar erwartet hatten. Der Betriebsgewinn betrug 2,7 Milliarden Dollar und lag damit deutlich über den erwarteten zwei Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 54 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Zudem gab das Unternehmen bekannt, dass der Cybertruck die Rentabilität erreicht hat.

Dennoch mahnt JPMorgan zur Vorsicht, wie die Finanznachrichtenplattform Markets Insider berichtet. Die Analysten der Bank wiesen darauf hin, dass die starken Gewinne der Aktie kurzfristig Auftrieb verleihen könnten, die Wachstumstreiber jedoch möglicherweise nicht nachhaltig sind. Sie bezeichneten die starke Kursreaktion als angemessen, äusserten jedoch Vorbehalte gegenüber den langfristigen Aussichten des Unternehmens. «Wir sehen mehrere potenziell nicht nachhaltige Faktoren für die bessere Gewinn- und Cashflow-Performance im dritten Quartal», so die Analysten.

Besonders hoben sie die rekordverdächtigen Verkäufe von Emissionsgutschriften hervor. Tesla kann diese Gutschriften, welche das Unternehmen für die Produktion von Elektroautos erhält, an andere Firmen verkaufen, die die staatlichen Emissionsanforderungen nicht erfüllen. Im letzten Quartal brachte dieses profitable Geschäft Tesla 739 Millionen Dollar ein, der zweithöchste Betrag nach den 890 Millionen Dollar des Vorquartals.

Obwohl die Emissionsgutschriften kurzfristig hohe Gewinne erzielen, betont JPMorgan, dass die Nachhaltigkeit fraglich ist, da andere Autohersteller zunehmend eigene Elektrofahrzeuge einführen und weniger auf den Kauf von Gutschriften angewiesen sein werden. «Investoren sollten vorsichtig sein, wenn sie die Erträge aus diesen Gutschriften (100 Prozent Marge) kapitalisieren, da die gross angelegte Elektrifizierung der Automobilindustrie einer der Grundpfeiler der Tesla-Hausse ist», warnen die Analysten.

«Wenn andere Autohersteller ihr Angebot an Elektroautos erweitern, wird es ihnen mit der Zeit möglich sein, ihre eigenen Gutschriften zu generieren, was den Zahlungsfluss der Wettbewerber an Tesla reduzieren und schliesslich eliminieren wird.» Zudem wiesen die Analysten auf die grossen Betriebskapitalvorteile hin, die sie als nicht nachhaltig erachten.

Cashflow-Anstieg durch Anstieg der Verbindlichkeiten

Tesla konnte den freien Cashflow im letzten Quartal deutlich übertreffen, was jedoch teilweise auf einen starken Anstieg der Verbindlichkeiten gegenüber Zulieferern und anderen aufgelaufenen Verbindlichkeiten zurückzuführen ist, so die Analysten. Nur in einem anderen Quartal zuvor generierte Tesla mehr Barmittel durch einen Anstieg der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, allerdings stiegen damals sowohl die Auslieferungen als auch die Produktion viel schneller. Dies deutet darauf hin, dass dieser Cashflow-Treiber des letzten Quartals nicht nachhaltig ist und sich möglicherweise umkehren könnte.

«Automobilhersteller generieren bei steigenden Umsätzen Barmittel aus dem Betriebskapital, aufgrund der günstigen Handelskonditionen mit ihren Zulieferern. Bei näherer Betrachtung stellen wir jedoch fest, dass Tesla nur einmal mehr Barmittel aus einem Anstieg der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen generiert hat als im dritten Quartal 2024», schreiben die Analysten.

JPMorgan bewertet Tesla mit «Underweight» und einem Kursziel von 135 Dollar pro Aktie bis Dezember 2025, was 48 Prozent unter dem Schlusskurs vom Donnerstag liegt. Generell sind Analysten bei Tesla zurückhaltend: 25 «Buys» stehen 20 «Holds» und 15 «Sells» gegenüber. Das durchschnittliche Kursziel impliziert ein Abwärtspotenzial von 13 Prozent.

Einer konnte am Donnerstag gut lachen – zumindest vorerst: Elon Musk wurde über 30 Milliarden Dollar reicher. Durch den massiven Wertzuwachs stieg Musks Nettovermögen laut Bloomberg-Daten auf knapp über 270 Milliarden Dollar. Der Kursanstieg der Tesla-Aktie festigt Musks Position als reichster Mensch der Welt - weit vor anderen Führungskräften wie Jeff Bezos und Larry Ellison, die ebenfalls an der Spitze der Liste stehen.

(cash)