Die Preise für Basismetalle legen derzeit den Rückwärtsgang ein. Kupfer, ein Barometer für die globale Konjunktur, liegt aktuell bei 8'972,25 US-Dollar pro Tonne an der London Metal Exchange. Im Mai erreichte das rote Metall noch ein Rekordhoch von über 11’000 Dollar pro Tonne, als Fonds verstärkt in den Markt strömten. Ein Analyst der Carlyle Group nannte das Metall damals das beste Geschäft, das er je gesehen habe. Seitdem sind die Preise jedoch um rund 19 Prozent eingebrochen. Der Kursplus von 2024 ist auf 5 Prozent zusammengeschrumpft.
Der derzeitige Kursverlust spiegelt sich auch im sinkenden Optimismus der Experten wider. Goldman Sachs hat jüngst seine langfristige "bullische" Position für Kupfer aufgegeben und die Preisprognose für 2025 um fast 5’000 Dollar gesenkt. Die Bank, einst einer der grössten Befürworter des Industriemetalls, erwartet für das nächste Jahr nur noch einen durchschnittlichen Preis von 10’100 Dollar pro Tonne – deutlich weniger als die bisher angepeilten 15’000 Dollar.
Goldmans Kehrtwende
Der Ursprung für die Flaute dürfte verschiedene Gründe haben. Da der Kupferpreis stark an die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt ist, die in den letzten Wochen einen Rückgang verzeichnete und von Vorsicht geprägt war, zeigt der Markt eine eher zurückhaltende Reaktion. Warren Hyland, Portfoliomanager Emerging Markets bei Muzinich & Co, erklärt: "Im Falle von Kupfer haben die jüngste Abschwächung der Wirtschaftsdaten in wichtigen Ländern sowie die schwächere Nachfrage aus China aufgrund von Problemen im Immobiliensektor die Preise belastet."
Wie Hyland erwähnt, spielt China als bedeutender Kupferlieferant und -verbraucher ebenfalls eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Trends auf dem Markt für kritische Metalle. Beispielsweise verdankte das Metall den Preisanstieg zu Beginn dieses Jahres Chinas Produktionsrückgang, der durch einen starken Rückgang der Kupferverarbeitungskosten ausgelöst wurde.
Die jetzige Kehrtwende von Goldman Sachs kommt zu einer Zeit, in der Chinas Immobilienmarkt in einer anhaltenden Krise steckt und der Gegenwind für das verarbeitende Gewerbe sowie den Exportsektor zunimmt. Dies erschwert es Chinas Regierung zunehmend, das angestrebte Wirtschaftswachstum von 5 Prozent zu erreichen. Die enttäuschende wirtschaftliche Erholung in China dürfte die erwartete Erholung auf den Rohstoffmärkten weiter verzögern, so Goldman Sachs. In einer Notiz schreiben die Experten: "Die schwächer als erwartete Nachfrage nach Rohstoffen aus China sowie die Abwärtsrisiken für Chinas Wirtschaftsaussichten veranlassen uns zu einer selektiveren, weniger konstruktiven taktischen Sichtweise auf Rohstoffe."
Elektroautos als Rettung
In China ist die Nachfrage nach Kupfer bereits im März gesunken, was zu einem Anstieg der Kupfervorräte im Land geführt hat. Dadurch ist das Risiko, dass das Kupfer vollständig ausgeht, geringer als zunächst angenommen. Angesichts der unerwartet hohen Lagerbestände gehen Analysten nun davon aus, dass es länger dauern wird, bis diese abnehmen. Somit könnten auch die Preise länger auf tiefem Niveau bleiben als ursprünglich angenommen.
Dennoch: Auf längere Frist bleiben Analysten optimistisch. "Langfristig dürfte die weltweite Kupfernachfrage robust bleiben, da Kupfer ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende hin zu erneuerbaren Energien, der Produktion von Elektrofahrzeugen und der Ladeinfrastruktur ist", prognostiziert Hyland. Weiter sei erwähnenswert, dass der Kupferpreis seit Jahresbeginn immer noch um etwa 5 Prozent im Plus liege.