Die Aktien von Kühne + Nagel haben seit Jahresbeginn einen Kursrückgang von knapp 10 Prozent verzeichnet und sind damit das Schlusslicht im Swiss Market Index. Seit mehr als einem Jahr befinden sich die Valoren zudem in einer Seitwärtsbewegung von 238 Franken bis 300 Franken. Doch die Durststrecke könnte demnächst ein Ende haben.

Jüngst sprach der CEO des Logistikonzerns Stefan Paul in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AWP von der Wiederbelebung des Frachtmarktes. Gemäss Paul hätten sich die Frachtraten beziehungsweise die Preise für Containertransporte in den letzten Wochen fast verdreifacht. So sind auch gemäss dem Baltic Dry Index, der die täglichen Frachtraten an der Baltic Exchange in London misst, Preissteigerungen in den vergangenen Wochen zu erkennen. Nachdem der Index im vergangenen Jahr mehrheitlich zwischen 500 und 2’000 Dollar schwankte, notiert er in diesem Jahr zwischen 1’500 und 2’000 Dollar. Seit Juni befindet er sich jedoch in einer Aufwärtsbewegung auf über 2'158 Dollar.

Grund dafür sei eine derzeitige Containerknappheit. Aufgrund der Schliessung der Suez-Route müssen Containerschiffe ums Kap fahren. Die längere Reiseroute absorbiert laut Paul 15 Prozent der verfügbaren Containerschiff-Kapazität. Gleichzeitig hat die Komplexität zugenommen. Kunden haben derzeit einen höheren Bedarf nach unterschiedlichen Logistik-Dienstleistungen, was wiederum, gemäss Paul, dem Logistikdienstleister aus Schindellegi zugutekommt.

Analystenmeinungen drehen langsam

Auch die Analysten von Barclays sehen erneut Potenzial in den Aktien von Kühne + Nagel. Am Dienstag passt Barclays das Rating von «Underweigt» auf «Equal Weight» an und erhöht gleichzeitig das Kursziel von 210 Franken auf 255 Franken. Mit der Kurszielanpassung gehen die Analysten der britischen Bank von keiner Überbewertung der Valoren mehr aus.

Barclays ist nicht alleine. Während Unternehmensanalysten ihre Kursziele und Ratings von Januar bis April kontinuierlich gesenkt hatten, steigen der Marktkonsens seit Mitte Mai erneut. Derzeit finden sich drei Kauf-Empfehlungen und sieben «Halten» gegenüber neun «Verkaufen». Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 250 Franken, wobei BNP Paribas mit 180 Franken das tiefste Kursziel publiziert und Deutsche Bank Franken ein deutliches Kurspotenzial sieht.

Auch die Strategen der US-Finanzinstituts Stifel sind zunehmend positiv auf den Frachtmarkt eingestellt. Gemäss einem Marktupdate gehen sie von weiter steigenden Frachtraten aus. Eine höher als erwartete Nachfrage, die Überlastung der Häfen und die knappen Kapazitäten sind dafür verantwortlich. Auch die Luftfrachtraten steigen ebenfalls weiter an. Diesen Anstieg begründen die Stifel-Analysten jedoch mit dem hohen eCommerce-Volumen, während der Verkehr mit anderen Gütern schleppend bleibt. Allgemein sehen sie ein günstiges globales wirtschaftliches Umfeld, insbesondere in den USA, da inflationsbereinigte Einzelhandelsumsätze zu einem stetigen jährlichen Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich führen.

Ehrgeizige Ziele

Mit der Umsetzung des Strategieprogramms «Roadmap 2026» ist Kühne + Nagel derweil weiterhin auf Kurs. Der Einstieg in neue Märkte, wie das Halbleitersegment, ist geglückt, wähjrend Fortschritte bei der Anpassung des Geschäftsmixes erzielt wurden. Margenschwaches Geschäft, wie beispielsweise der Transport von Altpapier, hat der Logistikonzern abgestossen, und stattdessen höhermargiges KMU-Geschäft hinzugefügt.

Damit will der Konzern die Konversionsrate wieder auf 25 bis 30 Prozent steigern, nachdem sie im letzten Quartal bei 18 Prozent lag. Es ist zwar ein ehrgeiziges Ziel, aber Paul betont: «Wir halten daran fest.»