An der Schweizer Börse wurden vor allem risikoreichere Anlagen wie Aktien aus den Depots gekippt. Dagegen waren sichere Häfen wie der Franken oder Gold verstärkt gefragt. Im späten Handel konnten die Märkte aber einen Teil der Verluste wieder aufholen.

Auslöser für den Ausverkauf waren schwache US-Konjunkturdaten. Vor allem der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag liess die Stimmung kippen. Am Mittwoch hatte die US-Notenbank Fed die Zinsen nicht angetastet, aber eine Zinswende für September signalisiert. Viele befürchteten nun, dass das Fed mit einer Lockerung zu lange gewartet und die Konjunktur abgewürgt habe, hiess es im Markt. Dass es nun im August noch zu einer «Notfallentscheidung» kommt, scheint eher ungewiss. Auf jeden Fall werde nun aber ein schnelleres Tempo der geldpolitischen Lockerung eingepreist.

Der SMI schloss um 2,80 Prozent tiefer auf 11'543,25 Punkten und damit klar über dem Tagestief bei 11'420 Punkten - der tiefste Stand seit Anfang Mai. Am Freitag hatte der SMI schon 3,6 Prozent eingebüsst - so viel wie zuletzt im Januar 2022.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, büsste 2,74 Prozent ein auf 1866,90 und der breite SPI gab 2,74 Prozent auf 15'376,36 Zähler nach. 29 SLI-Werte schlossen tiefer, einzig VAT legte zu.

Im Einklang mit anderen Börsen

Damit war die Schweizer Börse nicht allein. Auch der deutsche Dax oder der englische FTSE 100 gaben deutlich nach. In Asien brach der Nikkei gar um gut 12 Prozent ein.

Dass die Nervosität am Markt sehr gross ist, verdeutlichte der Volatilitätsindex VSMI. Dieser schoss um mehr als zwei Fünftel nach oben auf 23,5 Punkte. Schon am Freitag stieg er um gut ein Drittel. Ähnlich starke Anstiege gab es zuletzt im März 2023. Damals waren die Märkte wegen der Bankenkrise in den USA und der Notrettung der Credit Suisse durch die UBS in heller Panik.

Aber auch am Devisen- oder Kryptomarkt lässt sich die Angst der Anleger ablesen. So war der Franken als sicherer Hafen verstärkt gesucht. Das Euro/Franken-Paar fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar 2015.

Die meisten Marktteilnehmer gehen davon aus, dass es in nächster Zeit volatil bleiben wird. «So wie die Übertreibung nach oben dürfte auch die aktuelle Reaktion zu stark und übertrieben sein», kommentierte ein Marktanalyst. Auch nach Ansicht der Bank Vontobel befinden sich die Märkte allmählich im «Bereich des Überschiessens». Wie lange die Korrektur noch anhalte, müsse sich weisen, so ein Händler. «Vielleicht kommen ja morgen schon die ersten Schnäppchenjäger.»

Bei den Einzelwerten fielen VAT (+0,8 Prozent) auf. Zunächst drückten schwache US-Vorgaben von der Nasdaq den Kurs erneut ins Minus. Im späten Handel aber drehte der Kurs ins Plus. Die Aktie stand schon längere Zeit unter Druck, was Händler als übertrieben bezeichneten. Alleine am Freitag stürzten sie um 12 Prozent ab.

Ebenfalls fester schlossen die Aktien von Galderma (+1,3 Prozent). Im Rahmen einer Kooperation steigt der französische Kosmetikriese L'Oréal beim Zuger Hautspezialisten mit einer Beteiligung von 10 Prozent ein.

Klar über Tagestief schlossen Swatch (-0,2 Prozent) und Logitech (-0,9 Prozent).

Auf der anderen Seite büssten Sandoz (-5,4 Prozent), Roche (GS -4,0 Prozent) und Lindt & Sprüngli PS (-4,2 Prozent) klar an Wert ein.

Die defensiven Schwergewichte Nestlé (-2,4 Prozent) und Novartis (-3,3 Prozent) konnten sich dem Negativtrend nicht entziehen. Die Wachstumswerte Straumann und Lonza sowie der Luxustitel Richemont verloren über 2 Prozent.

Zu den Verlierern zählten Finanzwerte wie Swiss Re (-4,2 Prozent), Swiss Life (-3,5 Prozent) und Zurich (-2,6 Prozent) sowie Partners Group (-2,4 Prozent). UBS (-1,3 Prozent) und Julius Bär (-1,2 Prozent) schlugen sich etwas besser. Bei den Industriewerten gaben Sika, ABB und SIG rund zwei Prozent nach.

Auf den hinteren Rängen konnten Bell (+1,6 Prozent), Orior (+3,8 Prozent) und Zug Estates (2,4 Prozent) zulegen.

(AWP)