Die Erlöse mit Waren sanken um 11,8 Prozent auf 79,7 Milliarden Euro und damit erstmals überhaupt zweistellig, wie der Branchenverband bevh am Donnerstag mitteilte. «Wir erwarten, dass die Talsohle im deutschen E-Commerce im Laufe des Jahres erreicht wird», sagte bevh-Präsident Gero Furchheim. Das vierte Quartal 2023 sei mit einem Rückgang von 7,1 Prozent das erste mit einem nur einstelligen Minus seit Frühsommer 2022. Dies signalisiere künftig stabilere Umsätze. Der bevh und das EHI Retail Institute gehen gemeinsam davon aus, dass der Abwärtstrend im Verlauf von 2024 endet. «Für das Gesamtjahr wird ein nominales Umsatzwachstum im Gesamtmarkt von 2,0 Prozent erwartet.»

Abgeschwächt hat sich im vorigen Jahr auch der Erholungstrend bei digitalen Dienstleistungen wie Urlaubsbuchungen oder Konzertticketverkäufen. Diese legten um 12,7 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro zu. Damit lag der Branchenumsatz im gesamten E-Commerce - bei Waren und Dienstleistungen - 2023 bei 93,6 Milliarden Euro. Dies sind knapp neun Prozent weniger als im Jahr davor. Die Branche war zu Beginn der Corona-Krise 2020 enorm gewachsen und hatte dem stationären Einzelhandel Marktanteile abgejagt, da Ladengeschäfte während der Pandemie-Zeit teilweise schliessen mussten. Der Anteil des E-Commerce mit Waren am gesamten Einzelhandel im engeren Sinn - also samt Lebensmitteln, aber ohne Apotheken-Umsätze - sank im vergangenen Jahr laut bevh auf voraussichtlich 10,2 Prozent von 11,8 Prozent im Vorjahr.

«Wir hatten ein schlechtes Jahr, aber das heisst nicht, dass der Konsument den E-Commerce nicht liebt», sagte Martin Gross-Albenhausen, stellvertretender bevh-Hauptgeschäftsführer. Dennoch seien die Umsätze in den Bereichen Bekleidung, Unterhaltung, Freizeit, Einrichtung und im täglichen Bedarf 2023 jeweils spürbar gesunken. Beliebter wurden dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) zufolge im vorigen Jahr gebrauchte Waren. Zudem sank die Skepsis gegenüber günstigeren ausländischen Anbietern. Zum Konkurrenzkampf mit den chinesischen Billighändlern Temu und Shein erklärte der bevh, es sei wichtig, dass alle Online-Firmen die gesetzlichen Standards und Regeln einhielten.

Die Aktivität der Kundschaft im Internethandel kühlte 2023 weiter ab. So fiel der Anteil regelmässig aktiver Onlinekunden laut bevh-Umfrage auf 34,3 Prozent. Das ist dem Verband zufolge deutlich weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019, als der Anteil im Jahresschnitt noch rund 40 Prozent erreichte. Ein Zeichen der Besserung sei jedoch, dass sich die Bestellfrequenz pro Person zuletzt erhöht habe. In diesen schwierigen Zeiten müssten die Firmen versuchen, ihre Abläufe zu verschlanken und Kosten zu senken, um dann gestärkt aus der Krise zu gehen und gegen den Gesamttrend im Handel wachsen zu können, sagte Lars Hofacker, Experte vom EHI Retail Institute aus Köln.

(Reuters)