Verwaltungsratspräsident Guy Lachappelle erklärte am Donnerstag seinen Rücktritt, weil er im Zusammenhang mit einer Liebesbeziehung einen "sehr grossen Fehler" gemacht habe.
Bevor er vor zweieinhalb Jahren Verwaltungsratspräsident bei Raiffeisen wurde, war Lachappelle jahrelang Chef der Basler Kantonalbank (BKB) gewesen. Zu Fall gebracht habe ihn eine Liebesbeziehung, die 2017 begonnen und nur kurze Zeit gedauert habe, sagte Lachappelle am Donnerstag an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz.
Diese Liebesbeziehung, die er selbst beendet habe, verfolgt Lachappelle bis heute. Die Frau habe immer wieder seine Nähe gesucht, ihn in einem gerichtlich verbotenen Buch aber auch als Psychopathen dargestellt. Diese Woche nun habe ihn diese Frau bei der Staatsanwaltschaft angezeigt wegen eines internen Mails der Basler Kantonalbank, das er ihr 2017 überlassen hatte. Thema war die interne Transformation der Bank. Auch den Medien habe die Frau dieses Dokument zugespielt.
Lachappelle geht davon aus, dass er nichts strafrechtlich Relevantes getan hat. Unter dem Gesichtspunkt der Integrität lasse sich sein Handeln aber nicht entschuldigen.
"Ich schäme mich dafür", sagte er vor den Medien. Er habe einen sehr grossen Fehler gemacht, für den er bitter bezahlen müsse. Lachappelle sicherte der Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen volle Kooperation zu. Als Raiffeisen-Präsident habe er sich dagegen nichts zuschulden kommen lassen, hielt Lachappelle weiter fest. Er habe Privates und Geschäftliches stets getrennt und auch seine Berater selbst bezahlt.
Lachappelle will sich aus der Finanzbranche zurückziehen
Vor den Medien entschuldigte sich Lachappelle nicht nur bei allen Unternehmen, in denen er Funktionen hatte, sondern auch bei seiner Familie. Seine Eheprobleme habe er inzwischen aufgearbeitet, er und seine Frau seien "ein starkes Team".
Beruflich werde er viel verlieren, vielleicht auch seine Existenz und die Reputation. Doch seine ehemalige Partnerin werde es nicht schaffen, seine Familie zu zerstören, sagte Lachappelle unter Tränen. Er kündigte an, auch von seinen übrigen Ämtern zurückzutreten und sich aus der Finanzbranche zurückzuziehen.
Das Raiffeisen-Verwaltungsratspräsidium gibt Lachappelle per Ende Juli ab. Er stehe bis dahin dem Unternehmen aber noch zur Verfügung, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen, teilte die Bankengruppe am Donnerstag mit.
Seine Amtsgeschäfte übernimmt per sofort Vizepräsident Pascal Gantenbein, der das Präsidium ad interim bis zur nächsten Generalversammlung führen wird. Gantenbein hatte den Verwaltungsrat bereits einmal nach dem Rücktritt von Johannes Rüegg-Stürm geleitet.
(AWP)