In den USA geht man bei der Indexgewichtung etwas anders vor als in Europa: Während auf dieser Seite des Atlantiks Aspekte wie Marktkapitalisierung, Freefloat, ausstehende Aktien und Liquidität über das Gewicht einer Aktie in einem Index entscheiden, ist es an amerikanischen Börsen oft einfach der Aktienkurs. Wer an der Börse am meisten Wert ist, ist im Index oben. 

Damit ist der S&P 500, der in den USA schon als "breiter" Index gilt, fast schon eine Art Tech-Index geworden. Über ein Fünftel der Gewichtung entfällt auf Technologietitel, die im Coronajahr 2020 zu den Gewinnern gehören. Nun ist noch der Elektroautobauer Tesla hinzugekommen.

Die Top Ten des S&P 500

AktieMarkt-
kapitalisierung
in Millionen USD
Gewicht
in Prozent
AktieMarkt-
kapitalisierung
in Millionen USD
Gewicht
in Prozent
Apple2'024'1626,47Alphabet A518'9781,66
Microsoft1'652'6495,29Alphabet C502'4831,61
Amazon1'365'4664,37Berkshire
Hathaway B
434'8341,39
Facebook664'4572,13Johnson&
Johnson
406'7541,30
Tesla527'0331,69JPMorgan362'9801,16

Daten: CNBC, S&P Dow Jones Indices, Montag, 21. Dezember

Die sehr hoch bewertete Aktie von Tesla hat am gestrigen Montag mit dem ersten Handelstag im S&P 500 gleich ein Indexgewicht von 1,7 Prozent erhalten. Tesla ist damit die fünftschwerste Aktie im Index der 500 wichtigsten gelisteten Unternehmen der USA. 

Tesla war gestern zum Handelsschluss allerdings um 6,5 Prozent gefallen und war so die grösste Belastung im S&P 500. Der Index schloss um 0,4 Prozent tiefer. Nach Angaben des Finanzdatendienstleisters Bloomberg gehen vom 14,5-Punkte-Fall des S&P500 etwa 4 Punkte auf Tesla zurück. 

«Akt der Rücksichtslosigkeit»

Tesla ist die grösste Gesellschaft, die bis heute dem vielfach als Benchmark dienenden Index zugefügt worden ist. Die Tesla-Aktie hat dieses Jahr, Stand vergangenen Freitag, 731 Prozent an Börsenwert gewonnen. Die marktdominierende Stellung des E-Auto-Herstlelers, weltweit gute Absatzzahlen, eine verbesserte Gewinnsituation und ein Aktiensplit im Spätsommer haben dazu beigetragen. Ein Grund für die Tesla-Rally ist aber auch die Vorfreude der Anleger auf die S&P-500-Aufnahme gewesen.  

Allerdings dürften auch viele wenige erfahrene Retail-Investoren ihre Finger im Spiel gehabt haben. Die "Neue Zürcher Zeitung" zitierte den amerikanischen Finanzmarktexperten David Trainer mit der Einschätzung, die S&P-500-Aufnahme von Tesla sei "gefährlich". Der Schritt der Indexbetreiber sei ein "Akt der Rücksichtslogigkeit", sagte der Chef des Researchunternehmens New Constructs.

Für die hohe Marktkapitalisierung schreibe Tesla zu wenig Gewinn. Trainer kann sich vorstellen, dass der Höhenflug von Tesla bald endet, und damit auch den US-Index belastet. Dies wiederum hätte Folgen für unzählige Anleger, die Indexprodukte wie ETF auf dem S&P 500 halten.

Analysten bleiben optimistisch

Den gestrige Kursrückgang erklären sich Analysten unter anderem mit Berichten, dass Apple in der Entwicklung selbstfahrender Autos gut vorankommt und möglicherweise schon 2024 ein Auto bauen will. Andere E-Auto-Aktien wie Nikola oder Workhorse litten ebenfalls. Manche E-Mobilitäts-Entwickler profitierten am Markt durchaus vom Tesla-Glanz, der durch die nahende Indexaufnahme noch verstärkt worden war. 

Doch wird Tesla nun nachhaltiger belastet? Analyst Craig Irwin von Roth Captial Partners sagt zum gestrigen Kursrückgang: "Hedgefonds werden dies als negativen Treiber betrachten, wenn der Kaufdruck so schnell nachlässt." Am Freitag noch erhielt die Aktie Schub, weil Indexprodukteanbieter zukauften. Es wurden laut Bloomberg für 60 Milliarden Dollar Aktien gehandelt. 

Analyst Toni Sacconaghi von Sanford Bernstein schrieb: "Es gibt starke Erkenntnisse, dass es vor einer S&P-500-Aufnahme grosse Gewinne gibt, aber wenig Erkenntnisse, dass es kurzzeitig nach der Aufnahme zu einer Outperformance kommt." Bullishere Analysten glauben, dass die Tesla-Rally wieder Fahrt aufnehmen wird, aber möglicherweise in einem langsameren Takt als bisher.

Tesla will dieses Jahr etwa eine halbe Million Autos ausgeliefert haben. 2025 könnten es 3,05 Millionen sein, wie Joseph Osha von JPMorgan Securities schätzt. Zuvor hat der Analyst für diesen Zeitpunkt einen Absatz von 2,5 Millionen prognostiziert. Osha hat das Kursziel von 516 auf 788 Dollar angehoben. Der gestrige Schlusskurs betrug 649,86 Dollar. 

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.

 

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