Die grössten Hedgefonds der Welt haben auf "bullishe" Wetten verzichtet. Laut Bloomberg haben sie die Markterholung im S&P 500, die sich in den vergangenen Wochen vollzogen hat, damit wohl hauptsächlich verpasst. Dies zeigen die 13F-Filings, die grosse Vermögensverwaltungen 45 Tage nach Ablauf eines Quartals bei der US-Börsenaufsicht SEC einreichen müssen. 

In der ersten Jahreshälfte verloren bekannte Hedgefonds wie Tiger Global Management und Maverick Capital heftig. In dritten Quartal nahmen sie relativ geringfügige Änderungen an ihren Portfolios vor. Tiger Global hat in den ersten zehn Monaten des Jahres über die Hälfte an Kurswert verloren und im dritten Quartal nur fünf Aktien ins Portfolio aufgenommen, darunter den Zahlungsdienstleister Paypal, und 14 Positionen ganz verkauft. Maverick hat 183 Käufe angemeldet, aber alles zu relativ kleinen Beträgen. 

Die auf Tech-Investments fokussierte Investmentgesellschaft Coatue hält laut ihrem Gründer Philippe Laffont immer noch zwischen 70 und 80 Prozent des Anlagevolumens in Cash. In der ersten Jahreshälfte wurde viel verkauft. Im dritten Quartal kam ein Paket am Chipausrüster Lam Research dazu. Verkauft wurden dafür Aktien von Tesla, Amazon, Microsoft, Meta oder JD.com - also den Titeln, die an vorderster Front für die Krise der "tech stocks" stehen.   

Immer noch viel dreht sich um Tech-Aktien

Dass Tech ein Thema war, kommt durch die 13F-Dokumente zum Ausdruck. Wie eine Auswertung von Bloomberg zeigt, machen Tech-Investments weiterhin 24 Prozent der Anlagen von 52 grossen Pensionsfonds in den USA aus. Am deutlichsten trennten sich die Vorsorgeeinrichtungen von Microsoft-Aktien, dafür kamen Tesla-Anteile wieder verstärkt in die Portfolios. 

Die Zurückhaltung der Hedgefonds bei Aktienkäufen könnte sich aber im Nachhinein trotz der verpassten Rally als "weise" herausstellen, falls, wie von manchen Ökonomen vorausgesagt, noch eine grössere Rezession aufzieht. Allerdings: Die Amazon-Aktie, deren Bestand bei Coatue reduziert wurde, war bei anderen Investoren beliebt. Alles in allem wurden 9 Millionen Amazon-Aktien von diversen Hedgefonds gekauft, die im Rahmen der 13F-Filings ihre Käufe melden mussten. 

Durchaus als Wetten auf eine Erholung oder Wetten auf eine schwächere Rezession respektive robuste Wirtschaftsentwicklung sind die Transaktionen von George Soros zu verstehen. Neben Titeln der Bank BNY Mellon kaufte seine Gesellschaft Soros Fund Management in diversen Branchen zu. Vom Kommunikationstechniker Sierra Wireless über das Ferienbuchungsportal Booking hin zur Transportgesellschaft Union Pacific und dem Baustoffehersteller Vulcan Materials setzt das Unternehmen auf Firmen, die auf die eine oder andere Weise die US-Wirtschaft und deren Auf und Ab spiegeln. 

Es handelt sich vor allem um Aktien, die an der Börse dieses Jahr deutlich verloren haben. Kursrückgänge von 30 Prozent oder mehr sind bei den jüngsten Soros-Investments nicht selten. Der legendäre Investor, der einst mit Wetten gegen das britische Pfund erfolgreich war, dürfte auf Gelegenheiten aus sein, die sich noch auszahlen werden. Käufe, falls sie im Laufe des Septembers erfolgt sind, könnten sich dank der Oktober-Rally bereits ausgezahlt haben. 

Einen "Dip" gekonnt - oder mit gutem Riecher - ausgenutzt hat definitiv Warren Buffett. Indem seine Anlagegesellschaft Berkshire Hathaway im September bei Occidental Petroleum zukaufte, nutzte sie eine zwischenzeitliche Kursschwäche des Ölkonzerns aus. Nach einem Peak bei 75,26 Dollar im August fiel der Kurs. Berkshire dürfte die Position bei einem Kurs irgendwo zwischen 58 und 62 Dollar aufgestockt haben. Aktuell notiert der Kurs des texanischen Unternehmens bei 73,28 Dollar. 

«Gierig, wenn andere Angst haben»

Darüber hinaus aber gelang Buffett, wieder einmal für den schlagzeilenträchtigsten Kauf in der 13F-Berichterstattung zu sorgen. Die Rede ist von einem Anteilepaket des taiwanesischen Chip-Auftragsfertigers TSMC, für das Berkshire fünf Milliarden Dollar ausgab. Buffetts Gesellschaft kaufte etwa 60 Millionen auf TSMC lautende American Depositary Receipts. 

Angesichts eines schwierigen Jahres für die Chipwirtschaft notiert der Kurs von TSMC gemessen an Anfang Jahr um fast 24 Prozent tiefer. Allerdings erlebt das Unternehmen deutliche Kurssteigerungen seit Anfang November. Und Buffets Renommée als Investor hat dazu geführt, dass TSMC an der Börse steigt und steigt. Im Handel am Dienstag lag das Kursplus bei über 7 Prozent. 

Mit dem Kauf ist sich Buffett selbst treu geblieben. "Das ist klassischer Buffet", sagte David Kass, Finanzprofessor an der Universität von Maryland zur Nachrichtenagentur Dow Jones. "Er ist gierig, wenn andere Angst haben und hat Angst, wenn andere gierig sind." 

(Mit Material von Bloomberg)