Durch die Übernahme soll in Europa ein "führender und kompetitiver Player" im kleinflächigen Detailhandel entstehen, teilten die beiden Unternehmen am Dienstag gemeinsam mit. Die Valora-Marken wie k Kiosk, Brezelkönig, Press & Books, Caffè Spettacolo oder Backwerk würden weitergeführt. Der Hauptsitz bleibe am angestammten Ort in Muttenz und es seien auch keine negativen Auswirkungen auf Arbeitsplätze zu erwarten.
Weitere Expansion
Mit der Übernahme versucht Femsa im europäischen Markt Tritt zu fassen. Das an der mexikanischen und der New Yorker Börse kotierte Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2021 den Angaben zufolge einen Umsatz von 27 Milliarden US-Dollar - das sind 15 Mal mehr wie Valora im selben Jahr. Femsa betreibt nicht nur die Convenience-Shop-Kette Oxxo in Lateinamerika, sondern ist auch der weltweit grösste Franchise-Abfüller für Coca-Cola-Produkte und der zweitgrösste Aktionär der Heineken-Gruppe.
Valora selber will nach dem Zusammenschluss in der Schweiz die eingeschlagene Wachstumsstrategie beschleunigt fortsetzen. "Wir wollen das Wachstum des Sektors aktiv vorantreiben und können dabei von den Ressourcen von Femsa und ihrer grossen Erfahrung als führendem Detailhandelsunternehmen profitieren", lässt sich CEO Michael Mueller zitieren.
Dekotierung geplant
Der von Femsa offerierte Kaufpreis von 260 Franken je Valora-Aktie bedeutet einen Aufschlag von 52 Prozent gegenüber dem gestrigen Schlusskurs. Allerdings hatten die Titel im Zuge der Coronapandemie deutlich an Wert eingebüsst. Anfang 2020 hatten die Aktien noch rund 270 Franken gekostet.
Die Aktien gewinnen am Dienstagvormittag 49,7 Prozent auf 256 Franken, was nur noch leicht unter dem offerierten Kaufpreis liegt.
Der Verwaltungsrat stehe "einstimmig" hinter dem Angebot und auch Hauptaktionär Hans Peter Ditsch, der aktuell einen Anteil von knapp 17 Prozent hält, habe seine Unterstützung zugesichert, heisst es weiter. Der Vollzug der Transaktion wird für Ende September oder Anfang Oktober 2022 erwartet. Anschliessend soll Valora von der Schweizer Börse dekotiert werden.
Gibts eine Gegenofferte von Migros?
"Wir begrüssen diesen Schritt von Femsa", kommentiert Pascal Furger von der Bank Vontobel. Valora habe mehrere Jahre lang darum gekämpft, Werte für die Aktionäre zu schaffen. "Wir empfehlen daher, die Aktien anzudienen." Dass der Kurs nicht ganz den Angebotspreis erreicht, liege daran, dass es noch eine gewisse Zeit dauere, bis die Transkation abgeschlossen sei, meint ein Händler.
Die ZKB habe allerdings Valora als mögliches strategisches Übernahmeziel einer der beiden Einzelhandelskonzerne Coop oder Migros gesehen. Diese hätten strategische Beweggründe gehabt, da beide unter Margendruck stehen und bereits in ähnlichen Geschäftsfeldern tätig seien wie Valora. "Ein Counterbid von Migros ist aus daher unserer Sicht nicht ausgeschlossen", sagt ZKB-Analyst Werro.
Am Markt kommt das Angebot von Femsa denn auch gut an. Es dürfte laut Händlern auch sehr gute Chancen haben zu gelingen. Dies zeige auch der Aktienkurs, heisst es am Markt. Dass der Kurs zunächst den Angebotspreis nicht ganz erreicht, liege daran, dass es noch eine gewisse Zeit dauere, bis die Transkation abgeschlossen sei, meint ein Händler. "Es besteht eben immer ein gewisses Restrisiko."
Erholung im ersten Halbjahr
Das Übernahmeangebot kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Valora sich langsam aber sicher von den Folgen der Coronapandemie erholt. Insbesondere im ersten Quartal sei das Geschäft noch stark von der Pandemie beeinträchtigt gewesen, teilte die Gruppe in einer separaten Meldung mit. Seit der schrittweisen Aufhebung der behördlichen Restriktionen habe aber eine starke Erholung eingesetzt.
Der Aussenumsatz werde im ersten Halbjahr voraussichtlich um rund 20 Prozent höher ausfallen als im Vorjahr, hiess es dort. Für das Gesamtjahr dürfte das Vorkrisenniveau von gut 2 Milliarden Franken wieder erreicht werden.
Auf Stufe EBIT geht das Unternehmen davon aus, die Prognose für das Gesamtjahr 2022 erfüllen zu können. Im Februar war ein EBIT von 70 Millionen Franken in Aussicht gestellt worden - mit einer möglichen Abweichung von 10 Prozent gegen oben und unten.
(AWP/cash/Bloomberg)