Der US-Konzern stellte am Montag das iPhone 16 vor, das ganz auf diese Technologie zugeschnitten ist. Damit will das Unternehmen vor allem auf dem wichtigen Absatzmarkt China punkten, wo es zuletzt Marktanteile an lokale Konkurrenten wie Huawei abgeben musste. «Die neue Generation des iPhones wurde von Grund auf für 'Apple Intelligence' entwickelt», sagte Apple-Chef Tim Cook. «Sie markiert den Beginn einer aufregenden neuen Ära.» Im Inneren des Smartphones arbeite der neue «A18»-Chip, der zahlreiche KI-Berechnungen direkt auf dem Gerät ermögliche.

«Der chinesische Markt ist hungriger nach KI-Funktionen als der US-amerikanische», sagte Ben Bajarin, Chef des Research-Hauses Creative Strategies. Da es wegen der notwendigen staatlichen Freigabe für KI aber schwierig sei, diese zeitnah in der Volksrepublik einzuführen, werde sich Apple als Verkaufsargument zunächst auf die Verbesserungen bei der Hardware des iPhone 16 verlassen. In diesem Bereich versuchte Huawei, Apple die Schau zu stehlen. Wenige Stunden vor der Präsentation des US-Rivalen stellte der chinesische Konzern mit dem «Mate XT» das erste doppelt faltbare Handy inoffiziell vor, für das den Angaben zufolge bereits rund drei Millionen Vorbestellungen eingegangen sind.

Vor einem Jahr hatte Huawei eine ähnliche Strategie verfolgt, als es wenige Tage vor der Premiere des iPhone 15 das «Mate 60 Pro+» vorstellte, das trotz der US-Beschränkungen für Technologie-Exporte nach China westlichen Produkten ebenbürtig ist. Vor diesem Hintergrund hatte Apple beim iPhone 15 auf die üblichen Preiserhöhungen verzichtet. Dennoch verlor der Konzern in China seither immer mehr Marktanteile an Huawei, woran auch Rabatt-Aktionen kaum etwas geändert haben. Die Preise für das iPhone 16 beginnen wie bisher bei 799 Dollar vor Steuern.

KI soll Kunden zum Kauf neuer Modelle animieren

«Aktuelle iPhone-Nutzer, die ihr Gerät bereits seit drei bis vier Jahren besitzen, werden sicher zum Kauf eines Neugeräts verführt, auch wenn einige Funktionen erst später auf den Markt kommen», sagte Analystin Nabila Popal vom Research-Haus International Data Corp. Denn damit seien sie für die Zukunft gerüstet. Ein grösserer Absatzschub sei ab dem kommenden Jahr zu erwarten, wenn die KI-Funktionen wie Formulierungshilfen für das Verfassen von Texten in weiteren Sprachen verfügbar seien. Im vergangenen Jahr steuerten iPhone-Verkäufe rund die Hälfte zum Konzernumsatz von 383 Milliarden Dollar bei.

«Apple Intelligence» wird den Angaben zufolge zunächst nur in US-Englisch verfügbar sein. Varianten für andere englischsprachige Länder folgten im Dezember. Ab 2025 werde das Angebot um Sprachen wie Chinesisch, Französisch oder Spanisch erweitert. In der Europäischen Union (EU) verzögere sich die Einführung einiger Funktionen allerdings wegen Unsicherheiten bei der Vereinbarkeit mit EU-Technologiegesetzen.

Im Juni hatte das Unternehmen «Apple Intelligence» vorgestellt, das tief in die neuen Betriebssysteme für iPhone, iPad & Co eingebettet ist. Dadurch werde ein grosser Teil der KI-Funktionen direkt auf den Geräten ausgeführt. Komplexere Aufgaben würden in spezielle Apple-Rechenzentren ausgelagert, um den Datenschutz zu gewährleisten. Auch Apples Sprachsteuerung «Siri» komme in den Genuss dieser Technologie. «'Apple Intelligence' läutet eine neue Ära für 'Siri' ein und macht sie natürlicher, kontextbezogener und persönlicher», erläuterte Apples Chef-Entwickler Craig Federighi. Für einige Aufgaben soll die digitale Assistentin zudem auf ChatGPT des Microsoft-Partners OpenAI zurückgreifen.

Als Reaktion darauf zog die Alphabet-Tochter Google die Präsentation ihres neuen Smartphones auf August vor. Das «Pixel 9» soll ebenfalls mit zahlreichen KI-Funktionen punkten. «Die Frage ist, wer als Erster einen wirklich persönlichen KI-Assistenten mit Wissen und Informationen kombiniert, die genau und personalisiert sind», sagte Bob O'Donnell, Chefanalyst des Research-Hauses TECHnalysis. 

(Reuters)