Mit der geplanten Ernennung von Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister der USA ging am Donnerstag und Freitag eine regelrechte Schockwelle durch die Gesundheitsbranche. Kennedy gilt als erklärter Impfgegner. In den USA fielen schon am Donnerstag Werte wie Moderna, Novavax oder Pfizer deutlich. Die Schockwelle erfasste am Freitag auch Europa.

Wer geglaubt hätte, die Werte setzen am Montag zu einer deutlichen Erholung an, sieht sich getäuscht. Die Aktie von Lonza steigt im frühen Handel zwar 1,4 Prozent auf 520 Franken. Am Freitag war sie aber um über 8 Prozent auf ein Vier-Monate-Tief abgesackt.

Der Genussschein von Roche, am Freitag mit über 2 Prozent im Minus, fällt am Montag weitere 0,8 Prozent auf 253 Franken. Das ist der tiefste Stand seit Mitte Juli. Sowohl Lonza als auch Roche sind stark im Impfgeschäft verankert.

Auch in der zweiten Reihe trifft es viele der kleineren Zulieferer, die etwa die Materialien für Impfstoffe herstellen. Die Aktie von Bachem etwa, am Freitag 6 Prozent im Minus, verliert am Montag erneut 0,8 Prozent. 

Zwar ist noch nicht klar, welchen Kurs Kennedy genau einschlagen wird. Aber Trump sagte beispielsweise bei der Nominierung Kennedys, dass er sich im Gesundheitssektor «austoben» solle. Kennedy selbst kündigte bereits Umstrukturierungen der Bundesgesundheitsbehörden an. Das sorge für Unruhe und Nervosität.

Diversifizierung von Aktivitäten

«Seine Skepsis gegenüber Überimpfungen sowie frühere Anschuldigungen gegen führende Persönlichkeiten der Impfstoffindustrie sind ein Zeichen für den potenziellen Druck, Impfstoffe strenger zu kontrollieren», schreibt John Plassard, Senior Asset Specialist bei Mirabaud, bezüglich der Nomination von Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister.

Plassard nennt in einer Notiz am Montag auch die weltweit zehn grössten Unternehmen, die auf die Herstellung von Impfstoffen spezialisiert sind: Pfizer, Johnson & Johnson, Sanofi, GlaxoSmithKline, Moderna, AstraZeneca, Merck & Co, Novavax, Sinopharm und Sinovac Biotech.

Plassard fügt jedoch an, dass die grossen Pharmaunternehmen über die notwendigen Hebel verfügen, um die möglichen Auswirkungen abzufedern. Dies dank der Diversifizierung ihrer Aktivitäten über Impfstoffe hinaus, ihrer Fähigkeit zu kontinuierlichen Innovationen und ihrer Präsenz auf den internationalen Märkten. Darüber hinaus könnten sie die negativen Auswirkungen dieser neuen politischen Ausrichtung auf ihre Rentabilität abmildern, wenn sie in der Lage wären, ihre Strategien anzupassen, insbesondere in Bezug auf Lobbyarbeit und Kommunikation.

(cash/AWP)