Obwohl der breite US-Index S&P 500 nahe am Rekordhoch notiert, sieht der Finanzdienstleister eine seltene Kaufgelegenheit: Bei US-Unternehmen mit einer überdurchschnittlichen Dividendenrendite und einer niedrigeren Bewertung als der Markt. Diese haben trotz Börsenhausse eine ihrer schwächsten relativen Performances seit 20 Jahren verzeichnet.
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie und der Finanzkrise wurden günstig bewertete Aktien mit ansehnlichen Dividendenrenditen nicht mehr so weit nach unten gedrückt, stellten die Strategen des in Montreal ansässigen Unternehmens kürzlich fest. Auch wenn die jüngste Entwicklung nicht gerade vertrauenserweckend ist, glaubt der Finanzdienstleister, dass eine Trendwende bald bevorsteht. Dies berichtet die Finanznachrichtenplattform Markets Insider.
"Die relative Performance von YARP-Titeln (YARP = yield-at-a-reasonable-price) stand in den letzten Monaten unter enormem Druck, da die Anleger diesen Bereich wahrscheinlich als Reaktion auf die Wahrnehmung höherer Zinssätze gemieden haben", schrieb Brian Belski, leitender Anlagestratege bei BMO, in einer Notiz.
"Wir glauben jedoch, dass diese wahllosen Verkäufe etwas zu weit gegangen sind und dass in den kommenden Monaten eine Erholung bei diesen Aktien zu erwarten ist", so Belski weiter. Auf den ersten Blick mag die anhaltende Pechsträhne bei günstigen Aktien mit Dividendenrendite verwundern, denn günstige Bewertungen und solide Dividenden sind beides attraktive Eigenschaften von Aktien.
Höhere Zinsen kein Todesurteil
Allerdings hat diese Gruppe unverhältnismässig stark unter der Last der höheren Zinsen gelitten, so die geläufige Meinung. Der schnellste Zinsanstieg seit Jahrzehnten lähmte US-Aktien ab dem Jahr 2022, dem schlechtesten Jahr an den Märkten seit 2008. Hochzinsanleihen wurden jedoch besonders hart getroffen, da sie mit höheren Anleiherenditen konkurrierten, die im Gleichschritt mit dem Leitzins stiegen.
Diese These ist nach Ansicht von BMO nicht zutreffend. Die Geschichte zeigt, dass höhere Zinsen bei weitem kein Todesurteil für Dividenden-Aktien mit vernünftigen Bewertungen sind. Diese Gruppe schneidet laut Untersuchungen in der Regel auch relativ gut ab, wenn die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen über 4 Prozent liegt.
"Höhere Zinssätze können zwar durchaus Auswirkungen auf traditionelle, rein auf Rendite ausgerichtete Dividendenstrategien haben, aber unsere Arbeit zeigt, dass dies für YARP-Aktien einfach nicht der Fall ist", schrieb Belski. Daher ist die jüngste Diskrepanz zwischen der Performance von YARP-Aktien und den Zinsen ungerechtfertigt.
"Die Beziehung zwischen diesen Aktien und den Zinssätzen wird missverstanden und in einen Topf geworfen mit dem Mantra 'niedrig ist gut, hoch ist schlecht'", schrieb Belski. Er fügte hinzu: "Wir glauben, dass es für Anleger ein günstiger Zeitpunkt sein könnte, ein Engagement in YARP-Aktien in ihren Portfolios zu erwägen."
Nachfolgend sind 17 Aktien mit Outperform-Rating aufgelistet, die laut BMO Capital Markets ein günstigeres Forward Earnings Multiple sowie eine höhere Dividendenrendite und höhere Wachstumsraten als ihr Index aufweisen. Die grösste Dividendenrendite bietet mit 5,8 Prozent Boston Properties. Der Investmenttrust ist als Eigentümer, Manager und Entwickler von Büroimmobilien in den USA präsent.
Wegen der Krise bei US-Büroimmobilien ist Boston Properties trotz der ansehnlichen Rendite nicht erste Wahl. Interessanter ist eher Newmont (4,8 Prozent). Das Bergbauunternehmen aus Denver ist mit einem diesjährigen Kursminus von 19 Prozent auf das 2019-Niveau zurückgefallen. Als weltgrösster Goldproduzent sollte Newmont vom allmählichen Preisanstieg beim Edelmetall profitieren. Unter den Top-Dividendenzahlern ist American Electric Power (4,3 Prozent) als führender amerikanischer Stromerzeuger und -verteiler ein sicherer Wert.
Titel | Kursentwicklung seit Jahresbeginn | Dividendenrendite |
Boston Properties | -4 Prozent | 5,8 Prozent |
Newmont | -19 Prozent | 4,8 Prozent |
American Electric Power | 0 Prozent | 4,3 Prozent |
Federal Realty Investment Trust | -3 Prozent | 4,3 Prozent |
Gilead Sciences | -12 Prozent | 4,3 Prozent |
Southern | -5 Prozent | 4,2 Prozent |
Exelon | -3 Prozent | 4,1 Prozent |
NiSource | -2 Prozent | 4,1 Prozent |
Morgan Stanley | -7 Prozent | 3,9 Prozent |
CMS Energy | -1 Prozent | 3,6 Prozent |
Sempra | -6 Prozent | 3,4 Prozent |
Air Products & Chemicals | -17 Prozent | 3,1 Prozent |
Baker Hughes | -15 Prozent | 2,9 Prozent |
CenterPoint Energy | -2 Prozent | 2,9 Prozent |
Merck | 17 Prozent | 2,4 Prozent |
American International Group | 3 Prozent | 2,1 Prozent |
PPG Industries | -5 Prozent | 1,8 Prozent |
Daten: Bloomberg, Stand 20. Februar 2024.
Gilead Sciences, in der Covid-19-Pandemie vor allem durch das Corona-Medikament Remdesivir in den Schlagzeilen gewesen, musste zuletzt herbe Dämpfer hinnehmen. Der Aktienkurs hat dementsprechend gelitten, seit Jahresbeginn 12 Prozent. Eine gegenteilige Entwicklung kann man bei Merck beobachten, dessen Aktien seit Jahresbeginn 17 Prozent angezogen haben. Der Pharmakonzern überzeugte mit den Jahreszahlen und der Guidance den Markt.
Die ausgeschütteten Gewinne unterliegen bei den Dividendenempfängern einer Steuerpflicht. Die Quellensteuer ist von Land zu Land unterschiedlich hoch und kann bis zu 30 Prozent - so etwa in Frankreich oder den USA - betragen. Aufgrund von Doppelbesteuerungsabkommen kann ein Teil der bereits abgezogenen Quellensteuer jedoch auf die in der Schweiz anfallende Einkommenssteuer angerechnet werden.
1 Kommentar
Wow... diesmal ist auch die Quellensteuer erwähnt - danke:-)
Wie richtig erwähnt, wird bei den US Aktien eine Quellensteuer von 30% an der Dividende abgezogen.
Ein Teil von den 30% könnte dann mühsamst zurückgeholt werden (ist mir viel zu aufwendig).
Unter "hohe Dividende" verstehe ich ausserdem etwas ganz anderes.
Die beste hat 5.8% (und eben -30%) -> da kaufe ich doch viel lieber eine Swiss-Re oder andere CH Dividendenaktie, habe kein Währungsrisiko und bekommen die ganze Dividenden (durch die VRST einen Teil einfach erst im nächste Jahr).
Ich habe Aktien die 15-25% abwerfen aus Grossbritannien und Australien.
-> Und dies ohne Quellensteuern und ohne VRST ; ausserdem zahlen die meisten je Quartal, was ein weiterer Vorteil ist.
Da gehe ich auch gerne das Währungsrisiko ein...
Warum wird hier nie über die echten "Dividendenkönige" ohne Quellensteuern aus dem Ausland berichtet?