Am Ende des Prozesses könnte der Internet-Konzern zerschlagen und ein Präzedenzfall für andere Firmen mit marktbeherrschenden Stellungen geschaffen werden.
«Standard-Einstellungen sind mächtig, Grösse ist entscheidend und Google hat mehr als ein Jahrzehnt lang unrechtmässig ein Monopol aufrechterhalten», sagte Kenneth Dintzer, der die Behörde vor Gericht vertrat.
Die bisherige Praxis von Google erschwere es Konkurrenten, im Markt Fuss zu fassen und sich einen Teil der weltweit mehrere Hundert Milliarden Dollar schweren Werbe-Einnahmen im Zusammenhang mit Internet-Suchen zu sichern. Dabei sei sich der Konzern durchaus bewusst, dass er Gesetze übertrete, fügte Dintzer hinzu und präsentierte eine Chat-Nachricht des Alphabet-Chefs Sundar Pichai. Darin bat dieser darum, in einem bestimmten Chat-Kanal die Speicherung des Verlaufs zu deaktivieren.
Google-Anwalt John Schmidtlein wies die Anschuldigungen zurück. «Die Nutzer haben heute mehr Suchmaschinen-Optionen und mehr Möglichkeiten, online auf Informationen zuzugreifen als je zuvor.» Apple oder Mozilla hätten bei ihren Browsern für Google als Standard entschieden, weil das Angebot technisch überlegen sei. Unzufriedene Nutzer könnten zudem die Suchmaschine in einem Browser «mit ein paar einfachen Klicks» durch ein Konkurrenzprodukt ersetzen.
Verfahren ist auf mindestens zehn Wochen angesetzt
Experten sehen in dem Verfahren den «Prozess des Jahrzehnts». Behördenanwalt Dintzer zufolge wird über die «Zukunft des Internets» entschieden. Der Ausgang könnte Auswirkungen auf andere Technologiekonzerne wie Microsoft, Apple oder Amazon haben, die in ihren jeweiligen Bereichen ebenfalls eine marktbeherrschende Stellung haben. Kritiker werfen den Firmen vor, unliebsame Konkurrenz aufzukaufen oder mit anderen Mitteln kleinzuhalten.
Das Verfahren ist auf mindestens zehn Wochen angesetzt. Das Gericht muss zunächst entscheiden, ob Google Gesetze verletzt hat. In einem zweiten Schritt geht es darum, wie die bisherige Geschäftspraxis unterbunden werden kann. Ein Urteil ist frühestens 2024 zu erwarten.
(Reuters)