Die Versandapotheke DocMorris hat zwar für 2024 wie erwartet einen hohen operativen Verlust ausgewiesen. Doch für 2025 gab es noch keinen konkreten Ausblick und das Unternehmen meldete einen zusätzlichen Kapitalbedarf von rund 200 Millionen Franken an.

Der bereinigte Betriebsverlust (EBITDA) lag bei 48,6 Millionen Franken, wie DocMorris am Donnerstag mitteilte. Im Vorjahr hatte das Minus noch knapp 35 Millionen betragen. Der Reinverlust betrug 97,3 Millionen Franken - nach einem Minus von knapp 118 Millionen im Vorjahr. Die Gewinnzahlen wurden von Analysten so mehr oder weniger erwartet.

Bereits im Januar hatte die Thurgauer Gruppe den Umsatz bekannt gegeben. Dieser stieg um 4,5 Prozent auf 1,09 Milliarden Franken. 

Negativ wird die signalisierte Kapitalerhöhung von rund 200 Millionen Franken am Markt aufgenommen. Die Aktie von DocMorris fällt am Donnerstagmorgen bis 21 Prozent auf 16,60 Franken, das ist ein Rekordtief.

Lange Gesichter gibt es am Markt auch beim erwarteten Zuwachs bei den E-Rezept-Umsätzen im ersten Quartal 2025. Mit 50 Prozent sind keine deutlichen Verbesserungen  gegenüber dem Schlussquartal 2024 erkennbar. Steigende Umsätze mit dem elektronischen Arztrezept in Deutschland sollten eigentlich für die Zukunft hoffen lassen.

Dass eine Kapitalerhöhung nötig wird, haben die Analysten bereits Ende Jahr 2024 erwartet, als die Titel anfangs Dezember 6,2 Prozent nachgaben und damit eine seit knapp einem Jahr anhaltende Korrekturbewegung von fast 70 Prozent fortsetzten. 

Ein für DocMorris zuständiger Analyst der ZKB schrieb damals, dass ein langsames Wachstum der eRezepte (eRx) und höhere Marketingkosten zu einem Liquiditätsengpass führen dürften. Zwar ist das eRezept in Deutschland zum neuen Standard geworden, doch der grösste Profiteur war bisher DocMorris-Konkurrent Redcare. Das Wachstum der eRx-Umsätze ist mit etwas über 25 Prozent bei DocMorris damit bescheiden ausgefallen und wurde damit von den Experten überschätzt.

Basierend auf den präsentierten Geschäftszahlen 2024 setzten die Analysten der ZKB die Markteinschätzung aus von «Marktgewichten» auf «Restricted». Die Analysten von Vontobel geben gar keine Einstufung ab.

«Die direkte Konkurrenz von DocMorris wie die in Holland domizilierte Redcare ist deutlich dynamischer unterwegs», erklärte Analyst Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. «Investoren müssen deutlich mehr Geduld mitbringen als vermutet.»

Hohe Ausgaben für Werbung

DocMorris begründet den hohen Betriebsverlust mit den erhöhten Investitionen ins Marketing für das E-Rezept in Deutschland. Der Konzern hatte zuletzt immer wieder betont, dass es gerade jetzt wichtig sei, hier in Werbung zu investieren.

Damit soll eine möglichst gute Ausgangsposition für den erwarteten starken Anstieg des Versandhandelsanteils im deutschen Apothekenmarkt geschaffen werden. DocMorris kämpft hier mit dem grossen Konkurrenten Redcare Pharmacy um ein möglichst grosses Stück vom Kuchen.

Die Zahl der Neukunden für das E-Rezept habe sich im vergangenen Jahr verdreifacht und im letzten Quartal 2024 sogar verfünffacht, heisst es in der Mitteilung. Dabei stellt DocMorris bei den E-Rezept-Neukunden eine "signifikant bessere" Kundenbindung und Wiederbestellquote fest als bei den Papierrezeptkunden.

Bei rezeptfreien Arzneimitteln erzielte die Versandapotheke 2024 ein positives operatives Ergebnis (EBITDA). Sie begründet dies mit Effizienzsteigerungen im operativen Geschäft und im Marketing. Zudem leistete die deutsche Telemedizin-Tochter TeleClinic einen positiven EBITDA-Beitrag von gut 3 Millionen Franken bei einer Verdoppelung des Umsatzes auf 11 Millionen.

Geplante Kapitalaufnahmen

Für das laufende Jahr 2025 erwartet DocMorris weiteres Wachstum in allen Geschäftsbereichen. Im Geschäft mit E-Rezepten rechnet der Thurgauer Konzern auf Basis der Entwicklung in den ersten beiden Monaten für das erste Quartal 2025 mit einem Umsatzwachstum von rund 50 Prozent.

Einen detaillierteren Ausblick inklusive kurz- und mittelfristiger Erwartungen will das Unternehmen im Rahmen einer geplanten Kapitalerhöhung geben. Man prüfe verschiedene Optionen, um rund 200 Millionen Franken aufzunehmen, in erster Linie durch eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht für die bestehenden Aktionärinnen und Aktionäre.

Damit soll die Bilanz gestärkt werden, um strategische Ziele wie die Gewinnung neuer E-Rezept-Kunden in den nächsten Jahren zu erreichen. Gleichzeitig würde eine allfällige Rückzahlung der Wandelanleihe 2026 über 95 Millionen Franken sichergestellt.

Die Ergebnisse der Evaluation sowie die notwendigen Anträge an die Generalversammlung will DocMorris mit der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für das erste Quartal 2025 am 10. April 2025 kommunizieren.

(AWP/cash/Reuters)