Der Versicherungskonzern Zurich Insurance publiziert am Donnerstag, 9. Februar, die Resultate zum Geschäftsjahr 2022. Die Konsensschätzung geht von einem Anstieg der Erträge auf 43,37 Milliarden Dollar aus, der Betriebgewinn sollte auf 6,34 Milliarden Franken steigen und der Reingewinn 4,55 Milliarden Franken betragen.
Die Zurich-Gruppe hat das Geschäft im vergangenen Jahr solide weiterentwickelt und dürfte einen höheren operativen Gewinn ausweisen. Weiter steigende Preise im Schadengeschäft, höhere Einnahmen aus der Kooperation mit dem US-Partner Farmers und auch eine Verbesserung des Ergebnisses im Lebengeschäft stützen die operative Leistung des Konzerns. Unter dem Strich dürften allerdings die schwierigen Verhältnisse an den Finanzmärkten zu einem Gewinnrückgang geführt haben. Da aber in der Kapitalausstattung vor allem dank Portfolio-Verkäufen in der Lebensversicherung mit einer Verbesserung zu rechnen ist, gehen die Analysten von einer erneut grosszügigen Dividendenzahlung aus.
Für Versicherer rücken die Auswirkungen der Inflation bei der Bezahlung von Schäden immer stärker in den Fokus. Auch schrumpfte aufgrund des kräftigen Zinsanstiegs und den Bewertungseinbussen in den milliardenschweren Bond-Portfolios das Eigenkapital. Höhere Zinsen bieten aber den Versicherungen auch Chancen, wenn Gelder neu in Bonds angelegt werden können.
Für 2022 wird Zurich letztmals einen Jahresabschluss nach "alter" Rechnungslegungsart publizieren. Ab der ersten Hälfte 2023 gelten die nach IFRS 9 und 17 vorgenommenen Anpassungen. Im Kern werden künftige Cashflows aus Assets und Abflüsse aus Verpflichtungen stärker gewichtet. Laut Zurich dürfte dies zu keinen allzu starken Veränderungen im Reinergebnis oder Eigenkapital führen.
Gesteckte Ziele liegen hoch
Anlässlich des Investorentags von Mitte November hat Zurich die Ziele für die nächste auf drei Jahre ausgelegte Strategieperiode kommuniziert. Dabei will das Management um Konzernchef Mario Greco den vor Jahren erfolgreich eingeschlagenen Weg diszipliniert, mit gezieltem Wachstum und kosteneffizient weitergehen. Bis 2025 strebt Zurich eine Eigenkapitalrendite zum Betriebsgewinn von 20 Prozent an nach bislang 14 Prozent und mehr.
Ein Teil dieser Erhöhung ist aber auf Anpassungen in der Rechnungslegung nach IFRS zurückzuführen. Bereinigt um diese Effekte starte die Zurich mit einer Eigenkapitalrendite von geschätzt 18 Prozent ins neue Programm, sagte Finanzchef George Quinn. Nebst dem Renditeziel hat Zurich auch jenes zum Gewinnwachstum erhöht. Neu wird jährlich mit einem Zuwachs des Gewinns je Aktie von mindestens 8 Prozent nach bislang 5 Prozent gerechnet.
Die Aktionärinnen und Aktionäre sollen vom jeweiligen Jahresgewinn auch in Zukunft rund 75 Prozent als Dividende ausbezahlt erhalten. Das Geld dazu schöpft Zurich aus den Barmittelzuflüssen des operativen Geschäfts von über drei Jahre erwarteten 13,5 Milliarden Dollar.
In den für die ersten neun Monaten 2022 publizierten Kennzahlen hat die Zurich im Schadengeschäft ein Wachstum der Bruttoprämien von 8 Prozent auf 33,5 Milliarden Dollar erreicht. Um die Aufwertung des Dollars zu vielen Währungen bereinigt, resultierte gar ein Wachstum von 13 Prozent. Der Preisanstieg wurde mit rund 6 Prozent beziffert. Beim US-Partner Farmers gingen die Bruttoprämien mit dem von MetLife übernommenen Schaden- und Unfallgeschäft um 11 Prozent nach oben. Und die für Farmers erbrachten Dienstleistungen spülten Gebühren von 3,35 Milliarden Dollar (+8%) in die Zurich-Kassen.
Weitere Kosten nach Hurricane "Ian"
Mitte November machte Zurich auch Angaben zu den erwarteten Kosten im Zusammenhang mit der Hurrikan-Katastrophe "Ian" an der US-Ostküste. Der Konzern schätzte die Schadenskosten auf 550 Millionen Dollar. Analysten gehen derweil davon aus, dass zum Jahresende hin eine Reihe von Winterstürme in den USA weitere Schäden ausgelöst haben. In Deutschland hat die Zurich in diesem Jahr die langjährige Kooperation mit der Deutschen Bank um weitere zehn Jahre verlängert. Neu als Partner hinzugekommen ist seit Jahresbeginn die Postbank. Durch die Partnerschaften erhält die Zurich in Deutschland gemäss den Angaben Zugang zu 19 Millionen Kunden.
In Japan wurde der Versicherungskonzern Anfang 2023 Opfer eines Hackerangriffs. Laut der Zurich waren vom Vorfall Daten von 757'463 ehemaligen Kunden eines lokalen Autoversicherungsprodukts betroffen. Der Ursprung des Datenlecks liege bei einem externen Dienstleister, hiess es. Kurz vor dem Jahresende warnte Zurich-Chef Greco vor Cyber-Risiken und dass diese eigentlich gar nicht versicherbar sind. Er forderte die Regierungen auf, "privat-öffentliche Systeme zu schaffen, um systemische Cyber-Risiken zu handhaben, die nicht quantifiziert werden können, ähnlich denen, die in einigen Ländern für Erdbeben oder Terroranschläge existieren.".
Im Dezember hat die Zurich den Anfang 2022 angekündigten Verkauf eines italienischen Altbestands im Lebens- und Rentenversicherungsgeschäft an die portugiesische Versicherungsgesellschaft GamaLife unter Dach und Fach gebracht. Der Verkauf erhöht die Quote des Schweizer Solvenztests (SST) laut Zurich um 8 Prozentpunkte. Vor allem im Zusammenhang mit dem Verkauf von Altbeständen hat die Zurich ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von bis zu 1,8 Milliarden Franken angekündigt und dieses im November gestartet. Das Programm soll längstens bis Ende Jahr 2023 laufen und die zurückgekauften Papiere sollen vernichtet werden.
(AWP)