Nach dem Verzicht von US-Präsident Joe Biden könnte seine Vizepräsidentin Kamala Harris bei den Präsidentschaftswahlen am 5. November die Kandidatin der Demokraten werden. Im Folgenden ein Überblick über ihre Positionen und Handlungen zu einigen wichtigen Wirtschaftsthemen:
Technologie-Regulierung
Als Generalstaatsanwältin von Kalifornien verklagte Harris den Internetkonzern Ebay wegen wettbewerbswidriger Einstellungspraktiken im Zusammenhang mit einer Abwerbeverbotsvereinbarung mit dem Softwareunternehmen Intuit. Es kam 2014 zu einem Vergleich von fast vier Millionen Dollar.
2015 zwang sie das Startup Houzz, einen Datenschutzbeauftragten einzustellen. Zuvor waren Vorwürfe laut geworden, die App für Wohndesign habe Verkaufsgespräche ohne ordnungsgemässe Benachrichtigung und Zustimmung aufgezeichnet.
Eines ihrer wichtigsten Anliegen war es, das Verbreiten von Pornografie in sozialen Medien einzuschränken. Dies gilt vor allem für sogenannte «Rachepornos», einer Praxis, bei der Fotos ohne die Zustimmung von Betroffenen veröffentlicht werden. Harris machte sich hier für eine Kampagne verdient. Der Druck führte dazu, dass Facebook, Google, Microsoft und andere Techriesen Massnahmen ergriffen, um bestimmte Bilder zu entfernen.
«Ich kann nicht genug betonen, wie sich führende Technologieunternehmen engagiert haben», sagte Harris damals auf einer Pressekonferenz. «Ich will damit nicht sagen, dass sich einer von ihnen über einen Anruf der Generalstaatsanwältin gefreut hat, in dem es hiess: 'Kommen Sie rein, wir wollen mit Ihnen sprechen.' Aber das haben sie alle. Das haben sie.»
KI-Unternehmen in die Pflicht genommen
Als Vizepräsidentin hat sich Harris besonders deutlich zum Thema künstliche Intelligenz (KI) geäussert. In einer Rede im November 2023 warnte sie vor der «existenziellen» Bedrohung durch KI und sagte, diese könne «die Existenz der Menschheit gefährden».
Harris unterstützte eine KI-Verordnung von Biden, die einen stärkeren Schutz der Verbraucher vorsieht. Die Verordnung geht dabei besonders auf KI-Betrugsanrufe ein und auf die Auswirkungen nicht gekennzeichneter, von KI erstellten Inhalten.
Mit prominenten Technologiemanagern vertraut
Als Kandidatin für das Amt der Generalstaatsanwältin in Kalifornien versicherte Harris potenziellen Spendern angeblich, sie sei «eine Kapitalistin». Die 59-Jährige gilt allgemein als vertraut mit prominenten Technologiemanagern und Investoren - der örtlichen Industrie in ihrer Heimat Bay Area. Sie nahm an der Hochzeit von Sean Parker teil, einem früheren Facebook-Manager. Ihr Schwager Tony West ist der Chefjurist vom Fahrdienst Uber.
Sie nahm auch Spenden von Reid Hoffman an, einem prominenten Risikokapitalgeber und Mitbegründer der Karriereplattform Linkedin, sowie von Milliardär John Doerr und Risikokapitalgeber Ron Conway. Auch Führungskräfte der grossen Technologiefirmen unterstützten sie, darunter Sheryl Sandberg, die damalige Chefin für das operative Geschäft von Facebook, und der Milliardär Marc Benioff, CEO des Softwarekonzerns Salesforce.
Fokus auf saubere Energie und Umweltgerechtigkeit
Harris' Positionen zu Klima und Energie ähneln denen Bidens. Doch im Laufe ihrer Karriere hat sie deutlich gemacht, dass saubere Energie und Umweltgerechtigkeit für sie Vorrang haben.
Als Biden Harris als seine Vizekandidatin für das Rennen um das Weisse Haus 2020 bekannt gab, betonte er ihre harte Haltung gegenüber der Ölindustrie. Biden verwies auf Klagen, die Harris sowohl als Bezirksstaatsanwältin von San Francisco von 2004 bis 2011 angestrengt hatte, als auch als Generalstaatsanwältin von Kalifornien bis Januar 2017, als sie Senatorin wurde.
Im vorigen Jahr gab Harris ihr Debüt bei internationalen Klimaverhandlungen, kündigte eine Zusage von drei Milliarden Dollar für den Grünen Klimafonds (GCF) an und hielt ihre erste grosse internationale Rede zum Thema Klima.
Als Vizepräsidentin war Harris auch daran beteiligt, politische Massnahmen der Umweltschutzbehörden umzusetzen. Diese befassen sich mit seit langem bestehenden Problemen der Umweltgerechtigkeit, wie etwa einem Multimilliarden-Dollar-Programm zum Austausch von Bleirohren und Bleifarbe im ganzen Land.
(Reuters)
1 Kommentar
Kein Wunder, dass die Dame in den USA weit weniger populär ist als in deutschsprachigen Medien. Sie würde prima zu den D Grünen passen. Die Industrie würde analog derer Deutschlands kollabieren.