Von einem kleinen und defizitären Biotechnologieunternehmen zum hochrentablen Milliardenkonzern ist es ein weiter Weg. Ist dieser aber erst einmal geschafft, klingeln bei den Aktionären die Kassen.

In den letzten Jahren liess sich fast mit allen Biotechnologieaktien viel Geld verdienen, unabhängig davon, ob die Unternehmen schwarze Zahlen schreiben oder nicht. Alleine zwischen Januar 2012 und August 2015 vervierfachte sich der viel beachtete NASDAQ Biotechnology Index an der Börse in New York.

Davon musste er seither jedoch gut einen Drittel wieder preisgeben. Schuld ist vor allem die Diskussion um ausufernde Medikamentenpreise. Dazu kamen gleich mehrere produktseitige Rückschläge. Zuvor sehr beliebte Aktien wie jene von Biogen, Gilead Sciences oder Vertex Pharmaceuticals hatten in den vergangenen Tagen teils prozentual zweistellige Kursverluste zu beklagen.

Optisch tiefe Bewertungen können täuschen

Davon lässt man sich zumindest bei PiperJaffray nicht beirren. Schon seit Jahren eilt die amerikanische Investmentbank dem heimischen Biotechnologiesektor bei Rückschlägen verbal zu Hilfe. Es überrascht deshalb nicht, dass die Strategen von PiperJaffray auch diesmal wieder günstige Kaufgelegenheiten ausmachen.


Entwicklung des NASDAQ Biotechnology Index in den letzten 12 Monaten, Quelle: cash.ch

Noch bis vor einem Jahr waren Anleger bei den Aktien grosser Biotechnologiekonzerne bereit, das Dreissigfache oder mehr des Jahresgewinns zu bezahlen. Das war jedoch einmal. Firmen wie Biogen oder Gilead Sciences gibt es mittlerweile für das Acht- bis Zehnfache des nächstjährigen Gewinns. Allerdings können diese optisch tiefen Bewertungen täuschen. Denn die wachstumsreichen Jahre gehören für diese Unternehmen wohl der Vergangenheit an.

Schweizer Biotechnologieaktien ebenfalls unter Druck

Auch die nicht verstummen wollende Diskussion rund um zu hohe Medikamentenpreise schwebt wie ein Damoklesschwert über der Branche. Der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton kommt das Thema gerade gelegen, schlachtet sie dieses im Rahmen ihres Wahlkampfes doch gnadenlos aus. Auch wenn Clinton noch nicht gewählt ist, so werden ihr zumindest gute Chancen eingeräumt, die erste Präsidentin in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Schon heute sind erste Auswirkungen auf die Preisgestaltung von Medikamenten zu verspüren.

Die Angst vor Druck auf die Medikamentenpreise setzt nicht nur den amerikanischen Biotechnologieaktien zu. Auch solche aus der Schweiz sind weit von ihren Mehrjahreshöchstkursen zurückgefallen. Der hiesige Branchenindex hat in den vergangenen zehn Handelstagen rund 10 Prozent verloren. Einige Einzelaktien wie Basilea, Newron oder Molecular Partners gerieten sogar noch stärker unter die Räder.

Mit einer raschen Kurserholung ist Händlern zufolge nicht zu rechnen. Stabilisierend sollten die immer wiederkehrenden Übernahmespekulationen wirken. Die Biotechnologieindustrie gilt als stark fragmentiert. Mit anderen Worten: Es tummeln sich viele kleine und mittelgrosse Unternehmen. Kommt hinzu, dass viele grosse Pharmakonzerne nicht mehr über die nötige Innovationskraft verfügen und sich bahnbrechende neue Wirkstoffe teuer mittels Übernahmen erkaufen müssen.

Als Alternative zu Einzelwetten bieten sich hiesigen Anlegern entweder Branchenfonds oder aber Beteiligungsgesellschaften wie etwa BB Biotech an.