Muller tritt in grosse Fusstapfen und übernimmt seinen Posten vom inzwischen 69-jährigen Firmenpatron Jean-Paul Clozel, der knapp 26 Prozent am Unternehmen hält. Der abtretende CEO stellt sich nach seinem Rücktritt dafür zur Wahl als Verwaltungsratspräsident.
Sowohl Clozel als auch Muller waren vor ihrer Tätigkeit bei Idorsia für Actelion tätig. «Es war ein absolutes Privileg, während der letzten 24 Jahre als CEO von Actelion und Idorsia zu arbeiten», wurde Clozel in der Mitteilung zitiert. Zur Ernennung von Muller wiederum sagte er, dass dieser eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung von Idorsia gespielt habe, insbesondere bei der für das Unternehmen so wichtigen Mittelbeschaffung, aber auch bei der Geschäftsentwicklung.
Der derzeit amtierende Verwaltungsratspräsident Mathieu Simon wiederum wird sich zur Wiederwahl in den Verwaltungsrat stellen, aber dann nur noch die Rolle des Vizepräsidenten übernehmen, um Clozel als VRP Platz zu machen.
Zahlenkranz bestätigt
Nebst der grossen Neuigkeit zum Führungswechsel standen bei Idorsia am Dienstag auch die definitiven Eckdaten zur Geschäftsentwicklung im ersten Quartal 2024 und im vierten Quartal 2023 auf der Agenda. Diese brachten auf den ersten Blick keine grossen Überraschungen mehr, hatte das Unternehmen doch zuvor bereits vorläufige Zahlen vorgelegt.
Konkret hat Idorsia zwischen Januar und März einen Umsatz von 10 Millionen Franken erzielt, der ausschliesslich aus den Verkäufen des Schlafmittels Quviviq bestand. Dass sich das Unternehmen in einer schwierigen Lage befindet, liegt somit auch an der misslungenen Lancierung von Quviviq. Die Umsätze mit dem Mittel kommen trotz seiner guten Wirksamkeit (noch) nicht in Gang. Im vierten Quartal 2023 hatten die Einnahmen derweil bei 22 Millionen gelegen.
Beim Betriebsergebnis wies das Unternehmen im ersten Quartal 2024 einen Gewinn nach US-GAAP in Höhe von 31 Millionen Franken aus, für das Schlussquartal 2023 wurde der Verlust von 111 Millionen bestätigt.
Liquide Mittel in Höhe von 335 Millionen
Spannender als das Ergebnis sind bei Idorsia jedoch die vorhandene Liquidität und die Frage der künftigen Finanzierung. Konkret verfügte Idorsia - wie ebenfalls bereits bekannt - per Ende des ersten Quartals über liquide Mittel in der Höhe von 335 Millionen Franken. Ende 2023 waren es 145 Millionen gewesen.
Geholfen hat eine globale Forschungs- und Entwicklungskooperation mit Viatris, für die das Unternehmen eine Vorauszahlung von 350 Millionen Dollar (rund 308 Mio Fr.) erhalten hat. Die entsprechende Zahlung sei von Viatris im ersten Quartal vollständig geleistet worden, teilte Idorsia nun mit. Zudem war es dem Unternehmen erst Anfang Mai gelungen, die Bedingungen einer bald fälligen Wandelanleihe zu ändern. Auch dies hatte dem Unternehmen wieder etwas Luft verschafft.
Noch-Finanzchef Muller zeigte sich nun zuversichtlich, dass Idorsia 2024 zusätzlich zu den Mitteln, die dem Unternehmen durch die Geschäftsentwicklung bereits zugeflossen sind, weitere Mittel wird beschaffen können.
Das Unternehmen werde weiterhin mögliche Strategien für die Markteinführung von Tryvio prüfen und vorbereiten. Auch für Quviviq rechne er mit steigenden Umsätzen. Und schliesslich soll die Kostensenkungsinitiative, die in der zweiten Jahreshälfte 2023 gestartet wurde, ihre volle Wirkung entfalten. Wie Idorsia nun schreibt, wurden im Rahmen von dieser insgesamt 475 Stellen abgebaut.
Geringere Ausgaben dank Sparprogramm
Das Sparprogramm spiegele sich auch in der Prognose für 2024 mit deutlich niedrigeren Ausgaben wider. «Wir müssen unsere Kosten weiterhin kontrollieren und alle Möglichkeiten ausloten, um unseren Cash Runway zu verlängern, aber ich sehe viele Gründe, optimistisch in die Zukunft von Idorsia zu blicken», so Muller.
Konkret erwartet Idorsia für das laufende Geschäftsjahr einen Quviviq-Nettoumsatz von rund 55 Millionen Franken, einen administrativen Aufwand von rund 300 Millionen, einen Forschungsaufwand von rund 165 Millionen und insgesamt einen Non-GAAP-Betriebsaufwand von bis zu 470 Millionen.
Laut Idorsia würde dies zu einem Non-GAAP-Betriebsverlust von rund 420 Millionen Franken führen (ohne vertraglich vereinbarte Einnahmen und den einmaligen Gewinn aus dem Viatris-Geschäft). Der Betriebsverlust nach US-GAAP wird auf 340 Millionen Franken geschätzt.
(AWP)