Es habe in der Nacht auf Samstag präzise Angriffe auf Produktionsstätten von Raketen und Raketenabschussanlagen gegeben, teilte das israelische Militär mit. Der Einsatz sei in drei Wellen erfolgt, die Mission sei erfüllt. Die Regierung in Teheran teilte mit, es seien zwei Soldaten getötet worden. Der Sachschaden sei begrenzt. In einer Erklärung des Aussenministeriums hiess es, man sei «berechtigt und verpflichtet», sich gegen «aggressive Handlungen aus dem Ausland» zu verteidigen. Man sei sich seiner Verantwortung bezüglich Frieden und Stabilität in der Region bewusst.
Der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana zufolge beschoss Israel auch militärische Einrichtungen in Syrien. Raketen seien aus Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen und dem Libanon gekommen und seien zum Teil abgefangen worden. Israel bestätigte einen Angriff auf Syrien zunächst nicht.
US-Vertreter: Kein Angriff auf Öl- oder Atmoanlagen
Dem US-Insider zufolge richteten sich die US-Angriffe nicht gegen die Ölinfrastruktur oder Atomanlagen des Irans. Die USA seien von Israel vorab über den Einsatz informiert worden. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums telefonierte Minister Lloyd Austin mit seinem israelischen Kollegen Joaw Gallant. Präsident Joe Biden hatte den Verbündeten gewarnt, dass man einen Angriff auf die Atomanlagen des Irans nicht unterstützen könne. Zudem solle Israel sich Alternativen zu einem Angriff auf die Öl-Infrastruktur des Opec-Staates suchen. An den Finanzmärkten hatte dieses Szenario über Wochen Besorgnis ausgelöst. Unter anderem wurde befürchtet, dass der Iran als Reaktion die wichtige Seestrasse von Hormus abriegeln könnte.
Der israelische Angriff war seit Wochen erwartet worden. Die Regierung in Jerusalem hatte Vergeltung für einen iranischen Beschuss Israels mit etwa 200 ballistischen Raketen am 1. Oktober angekündigt, bei dem eine Person ums Leben kam. Die Regierung in Teheran hatte dabei ihrerseits von Vergeltung für einen früheren israelischen Einsatz gesprochen. Die Eskalationen gehörten zu einer Serie, die mit dem Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ihren Anfang genommen hatte. Ob der Iran seinerseits auf den neuen Angriff reagieren würde, war zunächst unklar. Neben Israel warnte davor auch ein US-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte.
Scholz an den Iran: «Das muss jetzt ein Ende haben»
In ersten Reaktionen zeigten sich Staaten weltweit besorgt über die Gefahr einer weiteren Eskalation und riefen zur Besonnenheit auf. Dies umfasste Länder wie Grossbritannien, die von einem israelischen Recht zur Verteidigung gegen eine Aggression des Irans sprachen, wie auch Saudi-Arabien, Katar, Pakistan, der Libanon und die Vereinigten Arabischen Emirate, die den israelischen Angriff verurteilten. Russland zeigte sich ebenfalls besorgt. Die Hamas machte Israel und die USA verantwortlich. Die radikal-islamische Hisbollah-Miliz mit Sitz im Libanon griff nach eigenen Angaben einen israelischen Luftwaffenstützpunkt an.
Die Bundesregierung machte eine Chance auf Deeskalation aus. «Es darf nicht immer weitergehen mit massiven Reaktionen der Eskalation», schrieb Kanzler Olaf Scholz auf dem Kurznachrichtendienst X an den Iran gerichtet. «Das muss jetzt ein Ende haben.» Israel habe versucht, bei seinen Angriffen Personenschäden gering zu halten. «Damit bietet sich die Möglichkeit, eine weitere Eskalation zu vermeiden.» Vizekanzler Robert Habeck sprach am Rande seines Indien-Besuchs von einer Hoffnung auf eine Beruhigung der Lage. Der Schlag gegen den Iran sei präzise gewesen. «Jetzt hoffe ich, dass die Situation sich beruhigt», sagte er in Neu-Delhi. «Es muss jetzt wieder Richtung Frieden gehen.»
Israel geht gegenwärtig gegen die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Südlibanon vor. Beide Islamistengruppen werden vom Iran unterstützt. Bei dem Überraschungsangriff der Hamas im vergangenen Jahr waren nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet und etwa 250 als Geiseln verschleppt worden. Nach palästinensischen Angaben sind bei der israelischen Gegenoffensive im Gazastreifen zunächst fast 43.000 Palästinenser getötet worden. Der Küstenstreifen gilt inzwischen als weitgehend zerstört. Hilfsorganisationen beklagen eine katastrophale Lage der Zivilbevölkerung.
(Reuters)