Montana Aerospace will die Branche konsolidieren und zu einem grossen Zulieferer werden. Das Unternehmen veröffentlichte am Freitag Absichten für einen Börsengang an der Schweizer Börse SIX für Montana Aerospace, die Bodengitter, Sitzschienen und andere Teile aus Aluminium und Metalllegierungen für Passagierflugzeuge von Airbus und Boeing herstellt.

Mit dem Erlös aus der Transaktion will das Unternehmen Zukäufe in der vor einer Konsolidierung stehenden Branche finanzieren. Die Zulieferbranche der Flugzeugbauer ist in Europa hochfragmentiert. Viele kleinere Unternehmen haben womöglich nach der Krise nicht die Reserven, die Produktion wie von den Herstellern gefordert hochzufahren, was Übernahmechancen eröffnen dürfte.

"Unsere Branche erlebt gerade einen wahnsinnigen Umbruch, verstärkt durch diese Krise," sagte Michael Pistauer, Finanzchef der Montana Aerospace, in einem Interview. ”Einer der beiden grossen Flugzeugbauer sagte uns kürzlich, er habe im Bereich kommerzieller Flugzeuge 12'000 Zulieferer und gehe davon aus, dass von dieser Zahl zum Ende dieses Jahrzehnts gerade mal ein paar Hundert übrig bleiben dürften."

Das Unternehmen habe seinen Auftragsbestand trotz der Krise zwischen März 2020 und Januar 2021 um 1 Milliarde Euro steigern können, so Pistauer, der davon ausgeht, dass noch einige Jahre vergehen dürften, bis sich die Branche komplett von der Krise erholt hat.

Prall gefülltes Auftragsbuch

Im Rahmen der von Berenberg, der Zürcher Kantonalbank und der Commerzbank organisierten Transaktion will Montana Aerospace im Verlauf des zweiten Quartals brutto rund 400 Millionen Franken bei Investoren einsammeln. Zwei Grossanleger, darunter M&G Investments, hätten sich verpflichtet, Titel im Wert von insgesamt 113 Millionen Euro zu zeichnen. Montana Tech Components will auch nach dem IPO die Mehrheit am Luftfahrt-Zulieferer halten.

Experten zufolge könnte die Firma mit rund 4800 Mitarbeitern auf einen Börsenwert von rund einer Milliarde Euro kommen. Angesichts der Coronavirus-Krise sank der Umsatz der Gesellschaft 2020 auf rund 614 Millionen Euro, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) auf 45 Millionen Euro. Dank einem prall gefüllten Auftragsbuch rechnet der Börsenkandidat nun aber mit einer Erholung.

Montana Aerospace will seinen Umsatz in den nächsten drei bis fünf Jahren auf 1,2 Milliarden Euro in etwa verdoppeln und strebt eine operative Marge von 20% an, so der Vorstand. Rund 60 Prozent des Erlöses aus dem Börsengang sollen in Übernahmen fliessen, der Rest in organisches Wachstum

Die Muttergesellschaft Montana Tech hatte im Juni 2019 bereits die Aluflexpack in der Schweiz an die Börse gebracht und zwei Jahre zuvor den Batteriehersteller Varta, deren Aktienkurs sich seit dem Börsengang mehr als versechsfacht hat - das zweitbeste IPO in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren.

In der Schweiz herrschte abgesehen von zwei Abspaltungen seit 2020 bei Börsengängen Flaute. Doch inzwischen hat sich das Geschäft belebt. Am Donnerstag will der Pharmazulieferer PolyPeptide sein Debüt an der SIX geben. 

(Bloomberg/Reuters)